Rezension: Azur Lane: Crosswave (PS4)

Azur Lane: Crosswave bringt die Seeschlachten des Mobile-Spiels als Third-Person-Shooter auf die PlayStation 4 und den PC.

Seit dem das chinesische Mobile-Spiel Azur Lane 2017 in Ostasien gestartet ist, konnten die als Kansen bekannten Schiffsmädchen weltweit zahlreiche Fans gewinnen. Neben der Veröffentlichung von Azur Lane in weiteren Sprachen, darunter Englisch, ist das Franchise mittlerweile um Manga-Reihen, Light Novels. Audio Drama und eine Anime-Serie erweitert worden. Azur Lane: Crosswave bringt den Kampf, der für verschiedene Nationen kämpfenden Kansen gegen die mysteriösen Sirenen, erstmals auf PlayStation 4 und den PC. Eine allzu umfangreiche Geschichte, die Azur Lane als Gesamtes weiterbringt, solltet ihr allerdings nicht erwarten. Vielmehr fühlt sich die Handlung wie ein Event des Mobile-Spiels an.

Übung mit Hintergedanken

Im Mittelpunkt von Azur Lane: Crosswave stehen die beiden Kansen Shimakaze und Suruga aus dem Sakura Empire. Zu Beginn nehmen die beiden als neues Duo an einem Training teil, treffen dabei jedoch auf eine Flotte der feindlichen Sirenen. Diese ersten Auseinandersetzungen dienen im Prolog als Tutorial und ist gleichzeitig Grundlage für die weitere Geschichte. Nach der Zerstörung der Sirenenschiff werden unbekannte, mysteriöse Würfel im Meer gefunden. Um diese einzusammeln und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der anderen Nationen von den Würfeln abzulenken, wird kurzerhand eine gemeinsame Militärübung einberufen. An dieser nehmen neben dem Sakura Empire die drei anderen großen Nationen Eagle Union, Royal Navy und Iron Blood teil. Entsprechend dürfen sich Kenner des Franchises auf einige bekannte Charaktere freuen.

Obwohl die Handlung sich zum größten Teil um die turnierartige Übung dreht, ist die Geschichte interessant genug erzählt, um zumindest ein wenig bei Laune zu halten. Zu verdanken ist das dem starken Bonus der Charaktere. Allerdings gilt das ausschließlich für Fans und Kenner von Azur Lane. Für jene, die das Franchise bisher nicht kennen, kann ein wichtiger Teil des Charmes von Crosswave verloren gehen. Dadurch wird schnell deutlich, dass sich der Visual-Novel-Third-Person-Shooter-Mix vorwiegend an Fans richtet.

Unspektakulär erzählt trotz schneller Action

Das Gameplay lässt sich auf zwei Aspekte aufteilen: Dialoge und Kämpfe. Auf einer überschaubaren Karten bewegen wir uns frei umher. Wirklich etwas zu tun gibt es hier allerdings nicht. Lediglich gelegentlich erscheinende Kisten mit Gegenständen bieten ein wenig Sinn sich umzusehen. Ansonsten bewegen wir uns einfach von einem Event zum nächsten, um die Geschichte voranzubringen. Dabei müssen wir uns auf viele und ausufernden englischen Text einstellen. Gerade etwa die erste Hälfte eines jeden Kapitels wird von Gesprächen dominiert. Dabei haben die Entwickler auf aufwendige Sequenzen verzichtet. Wie in Visual Novels üblich, agieren die lediglich bei der Mimik ein wenig animierten, aber überaus schick gezeichneten Charaktere vor eher zweckmäßigen Hintergründen. Wichtige Handlungen werden ebenfalls in Textform wiedergegeben oder entsprechend kommentiert. Hier fällt auf, wie wichtig die Kansen für Azur Lane sind, da sie stets im Mittelpunkt stehen. Egal ob nun Shimakaze und Suruga oder bekannte Figuren wie Akagi, Kaga, Enterprise, Ayanami, Laffey, Javelin, Z23 oder Prinz Eugen. Insgesamt treten über sechzig Charaktere in Azur Lane: Crosswave auf. Allerdings sind nur achtundzwanzig davon direkt spielbar, die restlichen können als Unterstützer Teil unserer Flotte sein.

Ziehen wir in den Kampf, wird dieser normalerweise ebenfalls mit einem kurzen Dialog eingeleitet. Anschließend können wir unsere Flotte zusammenstellen. Diese besteht aus drei aktiven und drei unterstützenden Kansen. Je nach Zusammensetzung werden uns zusätzliche Boni gewährt. Beginnt die Schlacht, dürfen wir unsere dreiköpfige Hauptflotte direkt steuern und frei zwischen den Charakteren wechseln. Dabei hat jedes Kansen abhängig vom Typ unterschiedliche Standardangriffe und Spezialaktionen, die zum Teil erst aufladen müssen, bevor wir sie einsetzen können. In klassischer Third-Person-Shooter-Art bewegen wir uns in dem eher überschaubaren Seegebiet und schießen unaufhörlich auf unsere Feinde. Bei diesen kann es sich entweder um massenproduzierte Schiffe, andere Kansen oder sogar Sirenen handeln. Allzu anspruchsvoll oder abwechslungsreich fallen die Kämpfe jedoch nicht aus, da sich an ihrer Struktur nichts ändert. Selbst leicht abweichende Missionsziele haben keine große Auswirkung, so dass wir bereits nach kurzer Zeit alles gesehen haben. Dennoch können wir kurzweiligen Seeschlachten, die darauf ausgelegt sind in unter zwei Minuten schaffbar zu sein, durchaus Spaß machen. Azur-Lane-Fans, die sich darauf einlassen, haben immerhin den Bonus einige bekannte Charaktere in ordentlicher 3D-Darstellung spielen zu können. Zu viel sollte von den Kämpfen jedoch nicht erwartet werden. Ausreichend motivierend sind sie aber, um bis zum Ende der Geschichte zumindest ein wenig zu unterhalten.

Abgespeckt mit Zusätzen

Schließen wir Kämpfe erfolgreich ab, erhalten wir abhängig von unserem Rang neben Erfahrungspunkten, die unsere Charaktere aufleveln, Geld, Materialien und sogenannte A Points. Letztere benötigen wir dafür, neue Kansen freizuschalten. Geld hingegen können wir genauso wie Materialien in neue Ausrüstung wie bessere Waffen oder die Verbesserung von diesen investieren. Das bringt ein wenig Mikromanagement und Rollenspielaspekte ein, diese sind jedoch im Vergleich zum Mobile-Spiel-Ursprung deutlich oberflächlicher. Allgemein fällt Azur Lane: Crosswave eher leicht aus. Erst im späteren Spielverlauf können sich Kämpfe etwas ziehen, wenn wir nicht auf den Austausch und die Verbesserung unserer Ausrüstung achten. Hier leistet der jederzeit änderbare Schwierigkeitsgrad ein wenig Abhilfe.

Abseits der Geschichte können wir uns im Extreme-Battle-Modus besonders schweren Herausforderungen stellen, Bonus Episoden mit neuen Dialogen erleben und in der Gallery Storysequenzen und Illustrationen ansehen oder der Musik des Spiels lauschen.

Optisch überzeugt Azur Lane: Crosswave vorwiegend mit den schönen, gezeichneten Charakteren in den Dialogen. Die Kansen sind gut umgesetzt und können, sofern das Figurendesign gefällt, überzeugen. Etwas anders sieht es bei den ein wenig zu detailarmen Third-Person-Kämpfen aus. Obwohl die Charaktermodelle auch hier zu gefallen wissen, sind gerade die Umgebungen zu einfallslos und optisch wenig ansprechend. Dazu gesellt sich eine zu unspektakuläre, zu stark im Hintergrund stehende Musikuntermalung, die trotz bekannter Azur-Lane-Stücke keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Immerhin überzeugt die japanische Vertonung, die den Dialogen mehr Atmosphäre verleiht und die starke Fanausrichtung von Azur Lane: Crosswave zusätzlich unterstreicht. Wer die Kansen bereits kennt, kann einen Blick wagen, sollte aber bedenken, dass der Umfang des Mobile-Spiels nicht erreicht wird.

Fazit

Azur Lane: Crosswave richtet sich ziemlich eindeutig an Kenner und Fans des Franchises. Der Third-Person-Shooter mit starken Visual-Novel-Elementen lebt von den aus dem Mobile-Spiel bekannten Charakteren. Die Kansen sind es, die den nötigen Charme mit einbringen. Dabei sind die Grundlagen ordentlich. Allerdings mangelt es den recht unterhaltsamen Kämpfen zu sehr an Abwechslung und Rollenspiel- sowie Charakterverwaltungs-Elemente fallen zu gering aus. Hier wäre mehr möglich gewesen. Wieso kann ich beispielsweise die Basis nicht frei mit meinen Kansen erkunden? Auch die Geschichte, die mich ausreichend motiviert hat, um bis zum Ende dabei zu bleiben, hätte spannender und großflächiger sein können. So fühlt sich Crosswave mehr wie ein Event des Mobile Spiels an. Letztlich bleibt Azur Lane: Crosswave ein eher kurzweiliger, aber zu repetitiver und storymäßig zu unspektakulärer Third-Person-Shooter, der sich an Fans richtet, diesen aber gerade im Vergleich zum Ursprungsspiel in mancherlei Hinsicht zu simpel sein könnte. Immerhin bleibt der Bonus, achtundzwanzig bekannte Charaktere in 3D direkt in Seeschlachten steuern zu dürfen. Für eine mögliche Fortsetzung würde ich mir dennoch längere und größere Kämpfe sowie komplexere Rollenspiel- und Mikromanagement-Elemente und eine Geschichte mit mehr Tragweite wünschen. Trotz aller Schwächen hatte ich aber meinen Spaß mit Azur Lane: Crosswave. Wer das Franchise mag, kann einen Blick riskieren.

Kurzfazit: Repetitiver Third-Person-Shooter mit großem Visual-Novel-Anteil, der trotz kurzweiligen Kämpfen zu simpel ausfällt und sich vorwiegend an Fans richtet.

Vielen Dank an Idea Factory für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Azur Lane: Crosswave!

Details
Titel: Azur Lane: Crosswave
Genre: Action, Visual Novel
Publisher: Idea Factory International
Entwickler: Idea Factory / Compile Heart / Felistella
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 4 (getestet), PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 21. Februar 2020

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