Rezension: AI: The Somnium Files (Switch)

Als Kaname Date ermitteln wir in AI: The Somnium Files in Mordfällen und versuchen einem großen Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Eine regnerische Nacht auf einem alten, seit Jahren geschlossenen Vergnügungspark. Kaname Date, Polizist der Spezialeinheit ABIS, wurde an den Tatort eines Mordes gerufen. Das Opfer ist Shoko Nadami, die Ex-Frau unseres besten Freundes. Prekäres Detail: Shoko wurde das linke Auge entfernt. Unterstützung erhält Date von seiner Partnerin, der künstlichen Intelligenz Aiba, die als Ersatz für sein verlorenes, linkes Auge dient. Allerdings verbirgt sich am Tatort noch jemand: Mizuki, Shokos 12-jährige Tochter, die bereits seit einiger Zeit bei Date lebt.

Spannender Mystery-Thriller

AI: The Somnium Files ist das neue Spiel von Kotaro Uchikoshi, vor allem bekannt durch die Zero-Escape-Spiele. Das Adventure von Spike Chunsoft und Publisher Numskull Games entführt uns als Kaname Date in einen verwinkelten, wendungsreichen Kriminalfall, bei dem der Mord an Shoko Nadami lediglich den Anfang darstellt. Im Lauf der Handlung treffen wir auf einige interessante, großartig geschriebene Charaktere. Zu ihnen zählen neben Date und Aiba auch Mizuki, das Internet-Idol Iris oder unsere Vorgesetzte Boss. Die Dialoge sind lebendig, glaubhaft, vermitteln die Persönlichkeit der Figuren und werden von einem gelungenen, erwachsenen Humor wunderbar ergänzt. Langsam tauchen wir immer tiefer in die Geheimnisse ein und beschreiten unterschiedliche Wege, die dazu einladen, an bereits erlebte Zeitpunkte zurückzukehren, um andere Pfade kennenzulernen. Das ist auch erforderlich, um die verzweigte Geschichte in ihrer Gänze erleben zu können und am Ende das große Geheimnis zu lüften.

Spielerisch gestaltet sich das recht vertraut. Adventure-typisch untersuchen wir die verschiedenen Schauplätze nach Hinweisen, befragen Zeugen und führen weitere Gespräche, um in der Handlung voranzuschreiten. Erst nachdem wir alles relevante gefunden haben, können wir einen Ort verlassen und über die Stadtkarte zum nächsten Handlungsschauplatz reisen, sofern die Geschichte uns nicht automatisch leitet. Allerdings ist nicht alles, was wir untersuchen können auch wirklich relevant, dafür wird Vieles mit witzigen oder interessanten Dialogen kommentiert. So erfahren wir etwa, dass Aiba eine seltsame Vorliebe für Insekten hat, wenn wir Pflanzen untersuchen. Schöne Details, die Charaktere und Geschichte aufwerten. Als Hilfestellungen bei unseren Ermittlungen stehen eine Zoom- und Röntgenfunktion zur Verfügung. Diese können wir aber nicht frei verwenden, sondern nur an vorgegebenen Stellen. Trotz dieser Einschränkungen, fällt die Ermittlungsarbeit motivierend aus, was vor allem den bereits erwähnten, gut geschriebenen Dialogen und Charakteren zu verdanken ist.

Eintauchen ins Unterbewusstsein

Als Mitglied der Sondereinheit ABIS stehen uns noch weitere Ermittlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Mittels der Psync-Maschine können wir in das Somnium genannte Unterbewusstsein von anderen Personen eintauchen. Das ist notwendig, um verborgene Erinnerungen freizusetzen oder psychische Blockaden zu lösen. In der virtuellen Traumwelt steuern wir Aiba, die hier als junge Frau erscheint, direkt und müssen Rätsel lösen, um mentale Blockaden zu entfernen. Stets begleitet uns dabei ein Zeitlimit, das langsam läuft, wenn wir uns nicht bewegen und schneller wird, sobald Aiba läuft. Auch Aktionen mit den Objekten in der Welt kostet uns wertvolle Zeit, ist aber zum Lösen der Rätsel unabdingbar. Items ermöglichen zwar kleine Zeitersparnisse, der Einfluss ist aber begrenzt. Immerhin dürfen wir bis zu drei Mal einen Checkpoint zurückspringen oder den gesamten Somnium-Abschnitt neustarten. Das Zeitlimit kann trotzdem nerven, da die surrealen, skurrilen Umgebungen zum Erkunden einladen, die Freiheit dafür fehlt aber leider. Deshalb folgen wir strikt unserem Weg und hoffen, so eine Lösung der mentalen Blockaden zu finden. Meist gibt es abweichende Pfade, die direkt Einfluss auf den weiteren Verlauf der Geschichte nehmen. Gut einsehbar auf der Flowchart, die jederzeit im Menü aufrufbar ist und uns den bisherigen Handlungsverlauf zeigt. Außerdem können wir hier zu bereits abgeschlossenen Storyabschnitten zurückkehren, um alternative Wege zu beschreiten. Eine schöne Funktion, die uns deutlich macht, wie verzweigt die spannende Geschichte von AI: The Somnium Files ist.

Das Spielgeschehen beobachten wir meist aus Dates Sicht. Frei bewegen können wir uns dabei nicht. Stattdessen bewegen wir lediglich unser Blickfeld und einen Cursor, mit dem wir interessante Stellen untersuchen. Grafisch kann sich AI: The Somnium Files dabei durchaus sehen lassen. Trotz manchmal etwas trister Umgebungen, wissen die Schauplätze optisch und atmospärisch zu überzeugen. Eine der größten Stärken sind jedoch die Charakterdesigns von Yusuke Kozaki (u.a. Fire-Emblem-Reihe, No More Heroes). Unterstrichen wird das Spiel von der sehr guten englischen oder japanischen Synchronisation, die von englischen Texten begleitet werden, sowie dem gelungenen, stets passenden Soundtrack. Letzter unterstützt die packende Thriller-Atmosphäre, die gemeinsam mit der spannenden Geschichte und den interessanten Charakteren AI: The Somnium Files zu einem großartigen Adventure macht.

Fazit

Schon nach wenigen Minuten hat mich AI: The Somnium Files gepackt. Die wendungsreiche Geschichte ist überaus spannend und die Charaktere interessant. Dazu gesellt sich das gelungene Adventure-Gameplay, das mir trotz der linearen Ermittlungen viel Spaß macht. Neugierig habe ich mich an allen Schauplätzen genau umgesehen, um möglichst kein Detail zu verpassen. Ähnliches gilt für die sehr gut geschriebenen Dialoge, die den Figuren Persönlichkeit verleihen und gleichzeitig viel zur fesselnden Handlung beitragen. Die Somnium-Abschnitte bieten ausreichend Kopfnüsse, lediglich das Zeitlimit kann manchmal nerven. Die unterschiedlichen Pfade laden außerdem dazu ein, bereits bekannte Handlungsabschnitte erneut zu spielen, um andere Wege freizuschalten und neue Details offen zu legen und schließlich das große Geheimnis lüften zu können. Adventure-Fans sollten sich AI: The Somnium Files unbedingt ansehen. Vor allem wer bereits die Zero-Escape- und Danganronpa-Spiele mochte, sollte sich Kaname Date bei seinen Ermittlungen anschließen.

Kurzfazit: Wendungsreicher Mystery-Thriller mit verschiedenen Story-Pfaden, das mit gelungenem Adventure-Gameplay, interessanten Charakteren und der spannenden Geschichte überzeugt.

Vielen Dank an Numskull Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von AI: The Somnium Files!

Details
Titel: AI: The Somnium Files
Genre: Visual Novel, Adventure
Publisher: Numskull Games
Entwickler: Spike Chunsoft
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PC, PlayStation 4
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 20. September 2019

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