Rezension: Kare Kano (DVD)
Ende März ist die Romantik-Comedy-Serie Kare Kano aus dem Hause Gainax bei nipponart erschienen.
Yukino Miyazawa war bisher immer die beste in der Schule. Mit eisernem Willen und harter Arbeit hat sie sich das Ansehen ihrer Mitschüler erarbeitet. Auf der High School ändert sich das jedoch plötzlich. Ihr neuer Mitschüler Soichiro Arima übertrumpft sie bei den Noten und zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Für Yukino, die voller Ehrgeiz immer die beste sein will und deshalb die brave Musterschülerin spielt, obwohl sie eigentlich ganz anders ist, ist das nicht akzeptabel. Schnell fasst sie Pläne, um Soichiro fertig zu machen. Allerdings entdeckt er ihre wahre, aufbrausende und wenig mädchenhafte Identität. Eine ungewöhnliche Beziehung entwickelt sich. Doch bleibt es dabei oder entwickelt sich langsam Liebe zwischen den beiden Top-Schülern?
Schnell Liebe, schwankende Qualität
Erneut hat nipponart mit Kare Kano eine klassische Anime-Serie zurück auf den deutschen Markt gebracht. Die romantische Komödie wurde ursprünglich 1998 und 1999 produziert und gelangte erstmals 2005 auf den deutschen Markt. Für die Produktion zeichnet sich die Studios Gainax und J.C.Staff unter der Regie von Neon-Genesis-Evangelion-Schöpfer Hideaki Anno, der auch an der Drehbuch-Adaption der Manga-Vorlage beteiligt war. Aufgrund des nicht vorhandenen HD-Materials ist die Gesamtausgabe lediglich auf DVD erhältlich, kann sich in Sachen Bildquaalität aber sehen lassen. Das Alter ist Kare Kano dennoch anzusehen. Trotzdem können die Animationen, das Charakterdesign, die Musikuntermaltung und die deutsche Synchronisation überzeugen.
Weitaus größere Mängel zeigen sich in der schwankenden Qualtiät der Geschichte. Diese präsentiert sich mal humorvoll als Slice-of-Life- oder Coming-of-Age-Serie und dann wieder als recht kitschige Liebesstory. Beides greift insgesamt gut ineinander, so dass Kare Kano gerade zu Beginn unterhalten kann. Der Auufbau der Beziehung von Yukino und Soichiro, die sich in der Serie fast ausschließlich mit ihren Nachnamen ansprechen, ist gelungen und obwohl genug Zeit dafür verwendet wird, finden die beiden Hauptfiguren recht schnell zueinander. Das ist gerade deshalb gelungen, weil im Anschluss nicht nur die Höhen und Tiefen ihrer Liebe sowie einige Probleme die die Beziehung belasten thematisiert werden, sondern auch das alltägliche Leben von Yukino und Soichiro. Angesichts ihrer anfänglich falschen Identitäten, die sie ihren Mitschülern vorspielen, machen beide interessante Wandlungen durch und besonders Yukino entwickelt sich im Laufe der 26 Episoden enorm.
Charakterstark
Allgemein sind es die Charaktere von Kare Kano, die maßgeblich zum Unterhaltungswert der Serie beitragen. Sie sind glaubhaft und lebendig geschrieben, trotzdem angenehm abgedreht und gleichzeitig vielschichtig. Egal ob nun Yukino und Soichiro oder der im Laufe der Serie entstehende Freundeskreis sowie die Familien, Kare Kano kann bei allen wichtigen Figuren vollends überzeugen. Das zeigt sich besonders dadurch, dass einige der Nebengeschichten, die sich nicht direkt mit der Liebesbeziehung von Yukino und Soichiro beschäftigen, zu den Höhepunkten der Serie gehören. Insgesamt fällt auf, dass die Geschichte, auch bezüglich Yukino, häufig am besten funktioniert, wenn Soichiro und die Romantik etwas stärker im Hintergrund abläuft. Wird die Liebesbeziehung in den Mittelpunkt gerückt, driftet Kare Kano schnell ins kitschige ab. Dem schließen sich noch ein Hang zur Überdramatisierung und Tragik, insbesondere Soichiros Vergangenheit betreffend, an. Das passt zwar an sich zur Serie, wird zwischenzeitlich aber anstrengend und schadet sowohl dem Eindruck der Charaktere als auch der Serie selbst.
Gerade in der zweiten Hälfte wirkt es oft so, als würde Kare Kano davon profitieren, wenn Yukino selbstständig und ohne ihre Beziehung zu Soichiro agieren könnte. Das liegt vor allem an einigen Veränderungen im Verhalten des Protagonisten. Diese passen zwar, machen es aber schwerer ihn sympathisch zu finden. Leider wird kein endgültiges Ende geboten, so dass offen bleibt, was aus Soichiro und Yukino wird. Dabei zeigt die letzte Episode dringenden Bedarf an einer Weiterführung der Geschichte – auch wegen einer lediglich angerissenen Nebenhandlung. Durch diesen unbefriedigenden Abschluss leidet die ansonsten durchaus ordentliche und unterhaltsame Serie zusätzlich. Dass zudem mehrere Rückblick-Episoden und Füller-Handlungsbögen zusätzlich zu den teilweise langen Rückblicken am Anfang einer Folge vorhanden sind, trübt den Gesamteindruck weiter. Genrefans können trotzdem einen Blick wagen, sollten sich aber gerade im weiteren Verlauf von Kare Kano auf weniger Humor einstellen.
Fazit
Kare Kano ist eine dieser Serien, die ich nie gesehen habe, weshalb ich die Gelegenheit der Gesamtbox gerne genutzt habe. Schließlich ist mir der Titel sowohl durch die Anime-Adaption als auch die Manga-Reihe bereits ein Begriff gewesen. Ganz konnten meine Erwartungen jedoch nicht erfüllt werden. Dabei ist es überraschend, dass gerade die Hauptgeschichte um Yukino und Soichiro für mich mit am schwächsten ist und im Laufe der Serie Soichiro einer der unsympathischsten Charaktere wird. Viel unterhaltsamer finde ich Yukinos Entwicklung und ihre Erlebnisse mit ihrem langsam entstehenden Freundeskreis. Schade, dass der Fokus nicht hierauf liegt und einige Nebenhandlungen besser genutzt werden. So wird ein Charakter etwa plötzlich in den Hintergrund verbannt und angedeutete Handlungsstränge bleiben gänzlich liegen. Die starke Rückblicklastigkeit von Kare Kano hat mich ebenfalls gestört, da ganze Episoden, die lediglich dazu dienen die bisherige Geschichte noch einmal nachzuerzählen zwar okay sind, aber nicht, wenn es mehrere davon gibt und zu Beginn jeder Folge bereits ein ausführlicher Rückblick erfolgt. Schade, da die an sich unterhaltsame Romantik-Comedy-Serie unter solchen Problemen leidet. Insgesamt betrachtet kann Kare Kano aber trotzdem weitgehend überzeugen, was einzig und alleine den gut geschriebenen, glaubhaften und lebendigen Charakteren, die ich gerne durch ihren Alltag begleite, zu verdanken ist. Genre-Fans können also einen Blick wagen.
Kurzfazit: Ordentliche Romantik-Komödie mit starken Charakteren, die unter etwas zu viel Liebeskitsch, Drama und Tragik sowie einem unbefriedigendem Ende leidet.
Vielen Dank an Nipponart für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Kare Kano!
Details
Titel: Kare Kano
Originaltitel: Kareshi Kanojo no Jijou
Genre: Romantik, Comedy, Alltagsleben
Regie: Hideaki Anno
Studio: Gainax, J.C.Staff
Produktionsjahr: 1998/99
Laufzeit: ca. 650 Minuten
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Japanisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Extras: Poster, Sticker
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungstermin: 30. März 2018
Herstellerseite: Kare Kano bei Nipponart
Bilder © 1998 M.TSUDA·HAKUSENSHA/GAINAX·KAREKANO-DAN·TV TOKYO·MEDIANET