Rezension: Another – Vol. 1 (Blu-ray)
Halloween ist Horror-Zeit. Da passt eine Anime-Serie wie Another deren erstes Volume vor einiger Zeit bei Kazé erschienen ist perfekt.
Weil Koichi Sakakibaras Vater beruflich im Ausland ist, ist der Mittelschüler aus Tokio in die Heimatstadt seiner verstorbenen Mutter gezogen und wohnt bei seinen Großeltern und seiner Tante. Aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes kommt er erst verspätet in die Klasse 3-3 der Yomiyama-Kita-Mittelschule und stellt schnell fest, dass sich seine Klassenkameraden seltsam verhalten. Sie wirken so als hätten sie Angst und verheimlichen Koichi etwas. Trotz mancher Andeutungen wagt es niemand den Neuling in der Klasse einzuweihen. Unwissend spricht er die mysteriöse Mei Misaki an, die eine Augenklappe über dem linken Auge trägt, was zu noch mehr seltsamen Reaktionen von Koichis Mitschülern führt. Schließlich scheint Mei Misaki für die anderen in der Klasse 3-3 nicht zu existieren. Plötzlich kommt es auch noch zu einem Unfall, bei dem eine Mitschülerin von Koichi stirbt. Welches Geheimnis verbirgt die Klasse 3-3 und was hat das alles mit einem Todesfall von vor 26 Jahren zu tun?
Beklemmender Horror
Another beginnt mit der Legend rund um die Klasse 3-3. Vor 26 Jahren ist eine hübsche, intelligente und bei Mitschülern und Lehrern gleichermaßen beliebte Schülerin bei einem Unfall gestorben. In tiefer Trauer akzeptierte die Klasse den Tod nicht und hat weiterhin so getan, als würde die damals gestorbene Misaki noch immer leben. Selbst der Lehrer der 3-3 und der Schuldirektor haben dabei mitgemacht. Schließlich war die verstorbene Schülerin auch auf dem Abschlussklassenfoto zu sehen. Die Geschichte der Anime-Serie selbst setzt schließlich im Jahr 1998 an und erzählt von Koichi Sakakibara, der neu in die Klasse 3-3 der Yomiyama-Kita-Mittelschule kommt.
Schon von der ersten Minuten an erzeugt Another eine packende und zugleich beklemmende Grusel-Atmosphäre, die trotz einiger eher normaler Szenen und Momente die gesamten vier Episoden hindurch stets zumindest im Hintergrund spürbar bleibt. Tritt die Grundstimmung der Serie in den Vordergrund, steigt nicht nur die Spannung, sondern auch die spürbare Anspannung, die sich unweigerlich auf den Zuschauer (jedenfalls in meinem Fall) überträgt. Das gelingt zum Einen durch die schaurigen Szenarien, Hintergründe und Kamerafahrten sowie die stets passende Musik, die dafür sorgt, dass die Atmosphäre genau im richtigen Moment noch besser zur Geltung kommt.
Mysteriöse Ereignisse
Dass etwas mit der Klasse 3-3 und Mei Misaki, der Koichi erstmals im Aufzug im Krankenhaus begegnet, nicht stimmt, wird früh deutlich. Schon der erste Auftritt der beiden Klassensprecher Tomohiko Kazami und Yukari Sakuragi sowie der Beauftragten für Gegenmaßnahmen Izumi Akazawa macht neugierig und erscheint zugleich bedrohlich mysteriös. Dieser Eindruck wird durch Koichis andere Klassenkameraden immer wieder unterstützt und aufrecht erhalten. Das Verhalten der Schüler zeugt von einem großen Geheimnis, das ihnen Angst macht, lässt aber auch vermuten, dass sie Koichi aus irgendeinem Grund nicht trauen. Dazu kommt, dass einige Mitschüler von Koichi, insbesondere Izumi Akazawa, überzeugt sind, ihn bereits irgendwoher zu kennen.
Allerdings ist es etwas fragwürdig, weshalb seine im Endeffekt doch recht offen und freundlich gegenüber Koichi agierenden Klassenkameraden wie Yuya Mochizuki und Naoya Teshigawara kaum mehr als vage Andeutungen über die Geschehnisse in der Klasse machen. Selbst Izumi Akazawa verhält sich nicht immer logisch. Besonders nach dem Unfalltod einer Schülerin wirkt es nicht ganz logisch, weshalb niemand Koichi einweiht und ihn über den angeblichen Fluch der Klasse 3-3 informiert. Selbst die Tante des Mittelschülers verhält sich diesbezüglich eher zurückhaltend, statt ihren Neffen über die wichtigsten Fakten aufzuklären. Das sorgt zwar für weitere Spannung und ermöglicht in der Erzählweise langsame Enthüllungen, ist aber angesichts der angeblichen Bedrohung nicht immer nachvollziehbar.
Gruselschwächen
Leider sind das nicht die einzigen Schwächen, die in den ersten vier Episoden von Another erkennbar werden. So wirkt Koichi angesichts der Informationen, die er durch einige Mitschüler und Mei Misaki erhält etwas begriffsstutzig, da trotz manch noch nicht verratenem Detail – das der Zuschauer allerdings kennt – vieles offensichtlich ist. Das schadet jedoch zu keiner Zeit der Glaubwürdigkeit oder der Spannung der Serie. Anders verhält es sich bei den erwähnten Logikproblemen sowie der fragwürdigen Handhabung der Angelegenheit durch die Schule und Lehrer. Hier wird zwar vorerst nur mit Andeutungen und kurzen Erwähnungen gearbeitet, dennoch ist es schwierig manche Fakten nachzuvollziehen.
Es sind aber die Stärken, die bei Another hervorstechen. Neben der beklemmenden Horror-Atmosphäre ist das die Geschichte selbst. Diese weckt vom ersten Moment an das Interesse und fesselt durch die mysteriösen Andeutungen sowie die vorherrschende Grundstimmung bis zur letzten Sekunde der vierten Episode. Durch spannende Cliffhanger möchte man zudem immer weiter schauen, was auch für das offene und überaus packende Ende von Volume 1 gilt. Erwähnenswert sind zudem die guten Animationen sowie manch exzellent inszenierte Szene, die maßgeblich zum Horror-Faktor der Serie beiträgt. Auch ist die Serie nicht gerade zimperlich und zeigt sich beim Unfalltod der Schülerin explizit und blutig.
Fazit
Obwohl ich mir schon lange vorgenommen habe die Manga-Reihe Another zu lesen, bin ich bis zur Anime-Serie mit keiner Umsetzung des Romans von Yukito Ayatsuji in Berührung gekommen. Die spannende Geschichte hat mich von Anfang an gepackt und nicht mehr los gelassen. Dabei schafft es Another in den ersten vier Episoden eine beklemmende Grundstimmung aufzubauen, die von der ersten Minute an zu überzeugen weiß und bis zur letzten Szene erhalten bleibt. Alleine diese Spannung erzeugende Horror-Atmosphäre ist Grund genug, über sämtliche Schwächen der Serie hinwegzusehen. Die gelegentlichen scheinbaren Logiklücken könnten sich noch in den kommenden acht Episoden auflösen, auch wenn manch ein Verhalten der Mitschüler von Koichi nicht ganz nachvollziehbar sind. Um so überzeugender ist die mysteriöse Erscheinung von Mei Misaki, die zugleich interessant und gruselig wirkt. Mein bisher liebstes Szenario innerhalb der Serie ist der düstere Puppenladen mit seinen grauenerweckenden Geschöpfen. Durch das offene Ende wird außerdem die Neugier hochgehalten und der Wunsch sofort zu erfahren wie es weitergeht wird geweckt. Horror-Fans sollten sich Another trotz der kleineren Schwächen nicht entgehen lassen. Besonders wenn die Serie das vorhandene Potenzial weiterhin ausnutzt.
Kurzfazit: Beklemmender Auftakt einer spannenden Horror-Geschichte mit hohem Grusel-Faktor, der die kleinen Schwächen wett macht.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Another – Vol. 1!
Details
Titel: Another Vol. 1
Genre: Horror, Mystery
Regie: Tsutomu Mizushima
Studio: P.A. Works
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: ca. 100 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD Master 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 26. August 2016
Herstellerseite: Another – Vol. 1 bei Kazé Anime
Bilder Copyright P.A. Works / Kazé Anime