Rezension: Daredevil – Staffel 1 (Serie)

daredevil-posterSeit 10. April steht die erste zusammen mit Netflix produzierte Marvel-Serie Daredevil auf der Streaming-Plattform zur Verfügung. Abonnenten von Netflix können sich die komplette erste Staffel ansehen. Doch kann ein Superheld überhaupt als Serie funktionieren?

13 Folgen langer Film

Matthew „Matt“ Murdock ist Anwalt und seit einem Unfall in seiner Kindheit erblindet. Außerdem begibt er sich nachts in schwarzer Kleidung mit Maske auf Verbrecherjagd. Dabei kommt er den Plänen von Wilson Fisk in die Quere, einem reichen Mafia-Boss, der Pläne für Hell’s Kitchen hat und aus dem Dunkeln arbeitet. Was genau Fisk vorhat, weshalb Matt mit Maske Selbstjustiz übt, erfahrt ihr im Laufe der ersten Daredevil-Staffel.

Die 13 Folgen lange erste Staffel von Daredevil erzählt vom Aufstieg des Verbrechensbekämpfers und seinem Kampf gegen Verbrecherboss Wilson Fisk. Gleichzeitig sind aber auch weitere Figuren wie Murdocks Partner und bester Freund Foggy Nelson oder die Sekretärin der beiden Karen Page in die Geschehnisse verstrickt und erleben ihre eigenen kleinen Geschichten. An gut geschriebenen, toll dargestellten Figuren mangelt es der Serie genauso wenig wie an einer spannenden, mitreißenden Story oder guter Inszenierung.

Es war eine gute Entscheidung der Verantwortlichen Daredevil nicht als Film ins Kino zu bringen, sondern dem blinden Helden eine Serie zu spendieren. Schon der Grundton Daredevils ist deutlich düsterer und brutaler als man es von Marvel vielleicht gewohnt ist. Es passt aber perfekt zum Helden und gibt der Serie etwas Eigenes. Dass Daredevil dennoch Teil des Marvel Cinematic Universe ist, erfreut Fans, auch wenn die Hinweise eher nebenbei eingearbeitet werden. Zum Beispiel in dem die Schlacht von New York erwähnt wird oder auch Captain America. Eine direktere Verbindung bleibt aus, das stört aber keineswegs.

Düster und gut

Wie bereits erwähnt, passt der düstere Ton zu Daredevil und steht der Serie gut zu Gesicht. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie die selbe Geschichte in einem Film hätte erzählt werden sollen. Zu viele Details über Matt Murdocks Vergangenheit, die in einigen Folgen durch Rückblicke erzählt werden, hätten nicht eingebaut werden können, zu viele Storystränge ignoriert werden müssen. Gegen Ende der Staffel hatte ich sogar kurz das Gefühl, dass ein oder zwei Folgen mehr nicht geschadet hätten, aber das ist wirklich nur ein minimaler negativer Kritikpunkt und meckern auf sehr hohem Niveau. Dennoch wird Daredevil sicherlich nicht jedem gefallen. Gerade wer stets mit brachialer Action oder eingestreutem Humor rechnet wie sie so mancher Marvel-Film bietet, dürfte bei der ersten Netflix-Serie im MCU eher enttäuscht werden. Daredevil hat eben einen ernsten, düsteren und harten Grundton.

Großes Lob geht auch an die Besetzung und deren Leistung. Kein Darsteller ist mir wirklich negativ aufgefallen und gerade die zahlreichen wichtigen Figuren sind exzellent besetzt. Die Schauspieler passen zu ihren Charakteren und bringen diese glaubwürdig rüber. Insbesondere von Charlie Cox als Daredevil und Vincent D’Onofrio als Wilson Fisk bin ich begeistert. D’Onofrio kannte ich bereits vorher aus einige Rollen und ich dachte, es würde mir schwer fallen, ihn als Fisk beziehungsweise Kingpin zu sehen. Doch dem war nicht so. Bereits nach kürzester Zeit hatte ich ihm die Rolle abgenommen. D’Onofrio ist einfach Wilson Fisk. Seine Darstellung als harter Verbrecherboss ist so gut, dass ich ihn nun als eines der besten Beispiele für eine solche Figur ansehe. Dass er nicht die enormen Ausmaße Fisks aus den Comics mitbringt – was kein Schauspieler könnte – stört auch nicht. D’Onofrio ist eine realistische, menschgewordene Umsetzung von Kingpin und meiner Meinung nach eine perfekte Besetzung.

Fazit

Daredevil ist die bisher beste Superhelden-Serie die ich gesehen habe. In Teilen erinnert die Serie an Arrow, doch das ist nur marginal. Beide Serien Arbeiten mit Rückblenden, beide Serien erzählen von einem düsteren Helden, der Selbstjustiz ausübt. Die Beweggründe sind aber gänzlich anders und auch die Methoden. So will Matt Murdock niemanden töten und hadert lange mit sich, weil er es vielleicht doch tun muss. Der ernstere Grundton gibt dem Marvel-Film-Universum eine neue Facette und bereichert es deutlich. Auch um – meiner Meinung nach – einen der besten Helden und zugleich um einen der besten Schurken bisher. Superhelden- und Marvel-Fans sehen sich die Serie sowieso an, aber auch alle anderen sollten unbedingt einen Blick wagen!

Details
Titel: Daredevil – Staffel 1
Genre: Action, Drama
Regie: Diverse
Darsteller: Charlie Cox, Deborah Ann Woll, Elden Henson, Vincent D’Onofrio, Toby Leonard Moore, Vondie Curtis-Hall, Rosario Dawson, Aylet Zurer
Musik: John Paesano
Idee: Drew Goddard
Showrunner: Steven S. DeKnight
Produktionsjahr: 2015
Herkunftsland: USA

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