Rezension: Cronos: The New Dawn (Xbox Series X)

Eine Reisende sucht in Cronos: The New Dawn in den von monsterartigen Wesen bevölkerten Ruinen von Krakau nach Überlebenden.

Bloober Team ist seit einigen Jahren für atmosphärische, aber nicht immer mackenfreie Horror-Spiele bekannt. So waren Layers of Fear, Observer, Blair Witch oder The Medium zwar gute, aber nicht herausragende Spiele. 2024 hat das polnische Studio mit dem grandiosen Remake von Silent Hill 2 gezeigt, wozu es in der Lage ist. Ob das an der bereits großartigen Vorlage liegt, muss das nächste Projekt des Studios zeigen. Cronos: The New Dawn ist seit Anfang September erhältlich und hat eindeutig Dead Space als Inspiration gewählt. Wie schon in dem Science-Fiction-Survival-Horror-Klassiker, dessen Remake oder dem davon stark beeinflussten The Callisto Protocol, ist die weibliche Spielfigur aufgrund ihres Anzugs schwerfällig. Das hat einen spürbaren Einfluss auf das Gameplay. Die Qualität von Dead Space erreicht Cronos: The New Dawn allerdings nicht in allen Bereichen.

Herausfordernde Suche

Auf viele Erklärungen verzichtet Cronos: The New Dawn zu Beginn. Stattdessen werdet ihr aufgeweckt und auf eure Mission in die Ruinen einer düsteren polnischen Stadt geschickt. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Krakau und hier sollt ihr Überlebende suchen. Eine geheimnisvolle Seuche hat Menschen in Monster verwandelt. Damit ist sofort klar, welche Gegner sich euch entgegenstellen. Diese erinnern durchaus an die Nekromorphs aus Dead Space, zeigen aber weniger Varianz, weshalb es mit der Zeit an Abwechslung bei den Gegnertypen fehlt. Ist das noch verzeihbar, zeigt das grundsätzlich gelungene Gameplay weitere Schwächen.

Dabei stört es nicht einmal, dass sich die Protagonistin schwerfällig spielt. Vielmehr trägt das maßgeblich zur Atmosphäre und Spannung bei. Ähnliches gilt für die gerade zu Beginn vorherrschenden Munitionsknappheit und eingeschränkten Mittel, um Gegner zu besiegen. Sind diese dann aber so platziert, dass sie nur schwer vor einem Angriff zu sehen sind oder bleibt ihr beim Ausweichen an einer unsichtbaren Kante hängen, kann das für Frust sorgen. Der hohe Schwierigkeitsgrad trägt zusätzlich dazu bei. Besonders die Bosse sind eine große Herausforderung, doch auch sonst ist es essentiell, jeden Schuss genau abzufeuern und euch überlegt zu positionieren. Zwar findet ihr später mehr Munition und Genre-typische zusätzliche Waffen, doch selbst kleinere Upgrades ändern nichts daran, dass Cronos: The New Dawn teilweise wirklich hart ist und frustriert.

Frustrierend und durchwachsen

Sterbt ihr, kann das besonders deshalb ärgerlich sein, weil die Speicherpunkte nicht immer gut platziert sind. Deshalb ist es immer wieder erforderlich, längere Abschnitte nach einem Ableben erneut zu spielen. Könnt ihr euch auf all das einlassen, werdet ihr einige Stunden Spaß haben. Zumindest bis sich der Spielablauf zu repetitiv anfühlt. Erst spät werdet ihr mit richtigen Rätseln, die jedoch ebenfalls kaum nennenswert sind, konfrontiert. Dadurch nutzt sich das Gameplay spürbar ab, worunter der Spielspaß leidet. Gerade angesichts des sowieso harten und frustrierenden Schwierigkeitsgrads kann das zusätzlich die Motivation zum Weiterspielen negativ beeinflussen.

Auf der anderen Seite schafft es Cronos: The New Dawn regelmäßig aufs Neue zu fesseln. Die dichte Atmosphäre garantiert, dass stets Spannung vorhanden ist. Zwar bleiben die Umgebungen mit Ostblock-Bauten und Untergrundbahnstationen etwas einseitig, weshalb die Orientierung mangels Karte schwer fällt, trotzdem ist das Setting wirklich gut umgesetzt. Gemeinsam mit der wendungsreichen, tiefgründigen und nachdenklichen Geschichte, zeigt sich hier eine der großen Stärken des Survival-Horror-Spiels. Deshalb werden auch einige Genre-Fans viel Spaß mit Cronos: The New Dawn haben. Nur frustresistent solltet ihr sein.

Stimmungsvolle Präsentation

Ebenfalls viel zum motivierenden Spielablauf trägt die fantastische Grafik bei. Cronos: The New Dawn sieht wirklich schön aus. Die mangelnde Varianz in den Umgebungen fällt dabei nicht wirklich ins Gewicht. Vielmehr versteht es das Survival-Horror-Spiel mit viel Dunkelheit, aufwirbelndem Staub, dem Spiel von Licht und Schatten und verwitterten, einst bewohnten Wohnung, für viel Stimmung zu sorgen. Hier zeigt Bloober Team, wie gut das polnische Studio für eine herausragende Optik, die maßgeblich zur Stimmung beiträgt, umgehen kann.

Selbiges gilt für die erstklassige Soundkulisse. Wie in Dead Space sorgen kleinste Geräusche für Anspannung. Schließlich könnte überall etwas lauern. Einfach fantastisch. Damit werden ein paar der Schwächen zwar durchaus ausgeglichen, dennoch bleibt Cronos: The New Dawn ein zweischneidiges Spielspaß-Schwert und nicht jeder Survival-Horror-Fan wird mit dem neuen Spiel von Bloober Team etwas anfangen können. Fans von Dead Space, die sich mit den Macken arrangieren, sollten aber definitiv wagen, sich dem Grauen in Krakau zu stellen.

Fazit

Nachdem mich das Remake von Dead Space über Stunden gefesselt hat und mir die hohe Qualität des Science-Fiction-Survival-Horror-Spiels gezeigt hat, war ich gespannt, was Bloober Team mit Cronos: The New Dawn umsetzt. Leider kommt der düstere Ausflug in die Ruinen von Krakau für mich nicht an den Genre-Klassiker oder dessen Neuauflag heran. Zwar ist Cronos: The New Dawn bei Geschichte, Setting, Atmosphäre, Grafik und Soundkulisse herausragend, gleichzeitig sorgen aber zu viele Macken dafür, dass für mich kein Spielspaß aufkommt. Besonders der zu harte und oft frustrierende Schwierigkeitsgrad hat mich geärgert und mir immer wieder jegliche Motivation geraubt. Zudem ist Cronos: The New Dawn etwas zu lang. Nach einiger Zeit wirkt das Gameplay zu repetitiv, die Gegner zu abwechslungsarm und selbst die irgendwann doch noch kommenden Rätsel können daran wenig ändern. Trotzdem hat Bloober Team ein gutes Survival-Horror-Erlebnis abgeliefert – nur nicht für alle Genre-Fans. Einige werden Cronos: The New Dawn lieben, andere werden zumindest Spaß haben und manche werden nur frustriert sein. Deshalb müsst ihr gut überlegen, ob ihr mit den Schwächen klarkommt und euch auf Cronos: The New Dawn einlassen wollt. Ein schlechtes Spiel ist es nicht. Aber wie so oft bei Bloober Team, fehlt der letzte Schritt zur unbestrittenen Genre-Empfehlung.

Kurzfazit: Gutes Survival-Horror-Spiel, das mit dichter Atmosphäre und spannender Geschichte fesselt, aber unter zu hohem Schwierigkeitsgrad, repetitiven Spielablauf und frustrierenden Spielabschnitten leidet und sich deshalb nicht allen Genre-Fans gefallen wird.

Vielen Dank an Bloober Team für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Cronos: The New Dawn!

Details
Titel: Cronos: The New Dawn
Genre: Survival-Horror
Publisher: Bloober Team
Entwickler: Bloober Team
Spieler: 1
Syteme: Xbox Series X|S (getestet), PlayStation 5, PC
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 05. September 2025