Rezension: Rune Factory: Guardians of Azuma (Switch 2)

Kaguya oder Subaru müssen in Rune Factory: Guardians of Azuma das fernöstliche Land vor dem himmlischen Zerfall retten und die Dörfer wieder aufbauen.

Als Rune Factory 5 2021 in Japan und 2022 im Rest der Welt erschien, waren die Hoffnungen der Fans groß. Schließlich handelte es sich um den ersten neuen Serienteil seit 2012 beziehungsweise 2014 in Europa. Obwohl das Gameplay mit einigen gelungenen Ansätzen durchaus überzeugen konnte, litt Rune Factory 5 auf der Nintendo Switch unter maßgeblichen technischen Problemen und konnte auch auf anderen Systemen nicht vollends überzeugen. Entsprechend groß war die Skepsis im Vorfeld der Veröffentlichung von Rune Factory: Guardians of Azuma. Diese sind nicht vollständig unbegründet, denn auf der Nintendo Switch werden die dreißig Bilder pro Sekunde nicht durchgehend gehalten. Glücklicherweise hat der Mix aus Action-Rollenspiel und Farming-Lebenssimulation direkt eine Nintendo Switch 2 Edition erhalten. Diese bietet eine Bildwiederholrate von stabilen sechzig FPS, eine höhere Auflösung und Unterstützung der Joy-Con-2-Maus-Funktion. Ebenfalls technisch sauber läuft die PC-Version des Action-Rollenspiels.

Bedrohtes Land

Bevor das Abenteuer beginnt, gilt es zwischen einem männlichen und einer weiblichen Hauptfigur zu wählen. Diese dürft ihr frei benennen oder die Standardnamen Subaru beziehungsweise Kaguya nutzen. Von der Entscheidung hängt abgesehen von Aussehen, Stimme und kleineren Persönlichkeitsmerkmalen wenig ab. Habt ihr einen Charakter gewählt, dürft ihr eine dramatische Einstiegsszene bewundern, die schließlich dazu führt, dass ihr ohne Erinnerungen im Frühlingsdorf landet. Dort übernachtet ihr im von eurem Sturz aus dem Himmel beschädigten Tempel. Das Dorf hat jedoch weitaus größere Probleme.

Wie ganz Azuma, so der Name des Landes, zeigen sich noch immer die Spuren des einige Jahrzehnte zuvor aufgetretenen himmlischen Zerfalls. Viele Menschen haben das Frühlingsdorf verlassen, der Boden verfault und plötzlich greift ein schwarzer Drache an. Mit Hilfe von zwei Reisenden und ihrem Luftschiff kann die Bedrohung vertrieben werden. Schließlich könnt ihr das Dorf mit einem göttlichen Schatz, den ihr in einem Traum erhaltet, das Dorf heilen. Damit erweckt ihr nicht nur die Frühlingsgöttin Ulalaka, sondern ihr werdet kurzerhand auch zum Oberhaupt des Dorfes ernannt. Damit liegt das Schicksal der Siedlung in euren Händen. Fortan gilt es das Dorf auszubauen und neue Bewohner anzulocken. Später erwarten euch noch drei weitere Dörfer, um die ihr euch parallel kümmert.

Unterstützter Dorfaufbau

Anfangs ist es eure Aufgabe in Frühlingsdorf Felder anzulegen, Samen auszusäen, Pflanzen anzubauen und diese einige Tage später zu ernten. Dank neuem Baumodus inklusive Unterstützung der Mausfunktion, der es ermöglicht, aus der Vogelperspektive Felder anzulegen, Samen zu auszusäen und zu gießen, ist das komfortabler als jemals zuvor. Verkaufte Ernte bringt dringend benötigtes Geld. In Rune Factory: Guardians of Azuma müssen zusätzliche Gebäude errichtet werden, um Platz für neue Bewohner zu schaffen sowie Einkommen über Geschäfte zu erzielen. Das ist essentiell, da jeder Mensch Nahrung benötigt und somit Kosten verursacht. Nur wenn das tägliche Einkommen eines Dorfes die Kosten deckt, kann es wachsen. Außerdem beeinflusst zu wenig Einkommen die Zufriedenheit der Bewohner, was negative Folgen hat. Diese sind zwar meist verkraftbar, sollten aber trotzdem vermieden werden.

Glücklicherweise müsst ihr euch nicht selbst um alles kümmern. Gerade das Bestellen der Felder wird mit der Zeit immer mehr automatisiert. So dürft ihr den Dorfbewohnern Aufgaben zuteilen. Arbeiten sie in der Landwirtschaft, kümmern sie sich von Anbau bis zur Ernte um die Felder. Wie effizient sie dabei sind, hängt von den jeweiligen Werten ab. Manche Dorfbewohner sind besonders gut bei der Feldarbeit, andere haben Stärken bei Holzfällen, Erzabbau, Fischen oder sind gute Händler. Manche verfügen über Spezialisierungen, weshalb sie als Schmiede, Handwerker oder Apotheker arbeiten dürfen. Zwar müsst ihr manchmal trotzdem selbst kontrollieren, ob auf den Feldern alles funktioniert, dennoch erleichtern die Dorfbewohner maßgeblich den Farming-Simulationsanteil.

Rettung eines Landes

Das ist auch deshalb wichtig, weil dadurch mehr Zeit für die Rettung der Dörfer und von Azuma bleibt. Denn schon bald erhaltet ihr von Frühlingsgöttin Ulalaka die Aufgabe, den anderen Jahreszeitendörfern zu helfen und deren Gottheiten zu erwecken. Hier zeigt sich dann auch, dass die Jahreszeiten selbst Ortsgebunden sind, was ebenfalls Einfluss auf den Anbau auf den Feldern hat. Es ist also jederzeit möglich alles anzupflanzen, sofern es im richtigen Dorf geschieht. Das Abenteuer selbst gestaltet sich als klassisches Action-Rollenspiel mit ausreichend großen und offenen Gebieten, die außerhalb der vier Dörfer warten. Hier können Ressourcen gesammelt werden. Vorwiegend gilt es aber, Gegner in actionreichen Kämpfen zu besiegen, Quests zu erfüllen und einige Dungeons zu absolvieren. Langsam schreitet ihr so in der Geschichte voran.

Obwohl das Kampfsystem eher simpel ist, wissen die Auseinandersetzungen zu motivieren. Mit einer Angriffstaste werden Kombos aneinander gereiht. Zusätzlich können die göttlichen Schätze für starke Angriffe mit Elementarwirkung eingesetzt werden. Diese verbrauchen allerdings Runenpunkte, was eurem Mana entspricht. Mit der Zeit erlernte Spezialfähigkeiten sind ebenfalls an die göttlichen Schätze gebunden, sehr mächtig und benötigen unterschiedliche viele Aufladungen an Geisterbalken. Inklusive Lock-on-Funktion und bis zu drei Gruppenmitgliedern, die gleichzeitig an eurer Seite kämpfen, sind die Auseinandersetzungen angenehm kurzweilig. Zumal regelmäßige Levelaufstiege dazu motivieren wirklich jeden Gegner zu bezwingen. Zudem dürft ihr Monster einfangen und in Ställen halten, um weitere Ressourcen zu erhalten.

Beständige Entwicklung

Neue Fertigkeiten können in den individuellen Fertigkeitsbäumen erlernt werden. Für jeden Waffentyp, göttlichen Schatz und allgemeine Aktivitäten wie Kochen, Fertigung, Schmieden oder soziale Aktivitäten gibt es einen eigenen Fertigkeitsbaum. Diese sind umfangreich genug, wenn auch nicht unbedingt komplex. Dennoch dauert es einige Zeit, sie alle abzuschließen. Zumal ihr für fast alles eigene Erfahrungspunkte, die zum Kauf von aktiven und passiven Fertigkeiten eingesetzt werden können, verdient. Nutzt ihr häufig ein Kurzschwert im Kampf, winken entsprechende Erfahrungspunkte. Ähnliches gilt für Langschwert, Bogen oder Trommeltanz. Bei regelmäßigem Kochen und Schmieden oder Interagieren mit den Bewohnern Azumas, erhaltet ihr ebenfalls zugehörige Erfahrungspunkte.

Wie für Reihe und Genre üblich, lernt ihr im Verlauf von Rune Factory: Guardians of Azuma verschiedene namhafte Figuren kennen. Neben Frühlingsgöttin Ulalaka sind das früh etwa Teehaus-Besitzerin Iroha und ihre kleine Schwester Suzu sowie die Reisenden Mauro und Hina. Letztere kennen Fans der Reihe bereits in einer jüngeren Version aus Rune Factory 5. Insgesamt lernt ihr im Verlauf des Abenteuers fünfundzwanzig Charaktere kennen, mit denen ihr eine engere Bindung eingehen könnt. Immerhin fünfzehn davon sind auch Kandidaten für eine Liebesbeziehung und anschließende Hochzeit. Dass nicht alle Figuren dafür verfügbar sind, ist zwar verständlich, bei einigen wäre es aber trotzdem wünschenswert gewesen. Außerdem sind zwei der Charaktere nur mögliche Partner, wenn ihr den DLC „Seasons of Love“ erworben habt.

Wachsende Beziehungen

Um die Bindung mit den Charakteren zu vertiefen, könnt ihr täglich mit ihnen Plaudern. Außerdem steht jeden Tag eine Aktivität mit ihnen zur Verfügung. So könnt ihr über verschiedene Themen sprechen, unterschiedliche Orte besuchen oder gemeinsam in Irohas Teehaus oder Yachiyos Izakaya essen. Welche Aktivitäten ihr nutzen könnt hängt zum einen vom Spielfortschritt, vom Fertigkeitsbaum für soziale Aktivitäten sowie dem Bindungslevel mit dem jeweiligen Charakter ab. Vorlieben bei den Aktivitäten beeinflussen, ob und wie stark das Bindungslevel steigt. Alternativ könnt ihr den Charakteren auch Geschenke überreichen und hoffen, dass ihnen diese gefallen. Zusätzlich erhaltet ihr mit der Zeit verschiedene Quests von den Charakteren, die charmante und interessante Geschichte über sie erzählen. Dadurch wachsen Iroha, Ulalaka und die anderen noch mehr ans Herz. Allgemein überzeugen die Figuren und sind wirklich sympathisch.

Zusätzliche Aufgaben wie Anfragen, Nebenquests oder Azuma-Quests bringen weitere Abwechslung. Bei letzteren gilt es bestimmte Ziele im ganzen Land zu erfüllen. So sucht ihr beispielsweise Forschstatuen und erhaltet von ihnen neue Rezepte für Gebäude, Dekorationen, Waffen, Ausrüstung oder Speisen. Alles davon ist wichtig. Sei es, um stärker zu werden oder andere Aufgaben zu erfüllen. Es ist wirklich motivierend, die Gebiete genau zu erkunden und alles zu entdecken. Hier weckt Rune Factory: Guardians of Azuma trotz der kleineren, überschaubareren Welt Erinnerungen an die The-Legend-of-Zelda-Spiele Breath of the Wild und Tears of the Kingdom. Mit letzterem teilt sich das Action-Rollenspiel außerdem die Himmelswelt. Diese besteht aus kleinen Inseln, die ihr anfliegen dürft, um sie zu erkunden. Dort warten weitere Dungeons, Gegner oder Aufgaben auf euch. Natürlich müsst ihr auch im Laufe der Geschichte die Himmelswelt besuchen.

Atmosphärische Präsentation

Schnellreise, je nach Aktivität automatisch ausgewählte Werkzeuge, eine jederzeit gefüllte Gießkanne und mehr bringen zusätzliche sinnvolle Erleichterungen, die den Spielablauf angenehmer gestalten. Dadurch ist es auch leichter, sich auf die durchaus spannende und unterhaltsame Geschichte zu konzentrieren. Dank der guten technischen Umsetzung der Nintendo-Switch-2-Version und der gelungenen Steuerung gibt es auch keine größeren Probleme, die den Spielspaß beeinträchtigen. Bugs sind während des Tests keine aufgefallen. Optisch überzeugt die schicke Anime-Grafik, während die Musik passend zum Setting auf klassische japanische Instrumente setzt. Einige Lieder kommen zwar etwas zu häufig vor, wirklich negativ wirkt sich das aber nicht aus. Dafür weiß Rune Factory: Guardians of Azuma mit Geschichte, Charakteren, Welt und Gameplay zu gut zu unterhalten.

Fazit

Rune Factory: Guardians of Azuma hat schon mit dem Ankündigungstrailer mein Interesse geweckt. Lediglich bezüglich der Technik war ich skeptisch. Umso besser, dass der Mix aus Action-Rollenspiel und Farming-Lebenssimulation direkt zum Launch und parallel zu PC und Switch auf der Nintendo Switch 2 erschienen ist. Dort läuft Guardians of Azuma nicht nur mit hoher Auflösung in stabilen sechzig Bildern pro Sekunde, auch die Ladezeiten sind angenehm kurz und die Anime-Grafik kommt besser zur Geltung. Schnell hat mich das neue Rune Factory-Spin-off mit der interessanten Geschichte und dem japanischen Setting für sich gewonnen. Die sympathischen Charaktere, das motivierende Gameplay und die sinnvollen Quality-of-Life-Funktionen haben zusätzlich dafür gesorgt, dass ich lange Zeit gefesselt war und den Controller nicht mehr aus der Hand legen wollte. Egal ob ich meine Bindungen zu den Charakteren vertiefe, die Dörfer aufbaue und verwalte, Quests erfülle oder der Geschichte folge, stets hat mich Rune Factory: Guardians of Azuma motiviert. Fans der Reihe könnte vielleicht der etwas geringere Fokus auf die Farming-Elemente stören, erhalten aber trotzdem einen sehr guten Serienteil, der viel Spielspaß bietet.

Kurzfazit: Gelungener Mix aus Action-Rollenspiel und Farming-Lebenssimulation, der eine unterhaltsame Geschichte im atmosphärischen Japan-Setting mit sympathischen Charakteren erzählt und mit motivierendem Gameplay viel Spielspaß garantiert.

Details
Titel: Rune Factory: Guardians of Azuma
Genre: Action-Rollenspiel, Farming-Simulator
Publisher: Marvelous Europe
Entwickler: Marvelous Inc.
Spieler: 1
Syteme: Switch 2, Switch, PC
Altersfreigabe: 12
Erscheinungsdatum: 05. Juni 2025

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