Rezension: The Invincible (PC)

Astrobiologin Yasna versucht in The Invincible die Geheimnisse des Planeten Regis III zu ergründen und ihre Kollegen zu retten.

Für ihr Erstlingswerk hat das Team des polnischen Studios Starward Industries den Roman Der Unbesiegbare von Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem als Inspiration gewählt. Eine direkte Adaption der Geschichte ist The Invincible allerdings nicht. Stattdessen stellt das Adventure eine Vorgeschichte dar. Dabei setzt Starward Industries auf wenig Gameplay und konzentriert sich stattdessen auf eine spannende Geschichte mit Wendungen und Entscheidungen, eine packende Science-Fiction-Atmosphäre und einen stimmigen Retro-Science-Fiction-Stil.

Gestrandet

In The Invincible schlüpfen wir in die Rolle von Astrobiologin Yasna. Gemeinsam mit der restlichen Besatzung des kleinen Forschungsschiffs Dragonfly, soll sie den Planeten Regis III erkunden. An diesem soll die feindliche Allianz Interesse haben, weshalb das Commonwealth dieser zuvorkommen und erfahren will, was an dem unbelebten, kargen Himmelskörper so besonders ist. Statt jedoch gemeinsam mit unseren Kollegen auf Erkundung zu gehen, erwachen wir als Yasna mit Kopfschmerzen und Gedächtnisverlust mitten auf dem Planeten. Ohne zu wissen, wo wir sind und wie wir dorthin geraten sind, müssen wir uns orientieren und irgendwie Kontakt zu unseren Freunden aufnehmen. Hier lernen wir die ersten Grundlagen von The Invincible und verstehen schnell, dass das Adventure auf Rätsel verzichtet. Stattdessen ist Firewatch ein eindeutiges Vorbild für das Science-Fiction-Abenteuer.

Das simple Gameplay setzt vorwiegend auf Erkundung, Finden von Informationen und Erleben der Geschichte. Große Herausforderungen bleiben dabei aus. So müssen wir keine Gegenstände kombinieren oder irgendwelche Knobelaufgaben erfüllen. Stattdessen folgen wir als Yasna dem oft vorgegebenen Weg zum nächsten Ziel und treffen regelmäßig Entscheidungen. Begleitet werden wir dabei fast das gesamte Spiel von der Stimme unseres Kommandeurs Novik, der als einziger auf der Dragonfly im Orbit von Regis III geblieben ist. Deshalb nehmen die Gespräche zwischen Yasna und Novik eine große Rolle ein und tragen viel zur Atmosphäre sowie dem Erleben von The Invincible bei. Umso wichtiger ist es, dass die Dialoge durchgängig großartig geschrieben und zumindest auf englisch synchronisiert sind. Eine deutsche Sprachausgabe fehlt leider. Hier müssen wir uns mit den meist sehr gut übersetzten Texten zufriedengeben. An der Faszination und Wirkung des dynamischen Zusammenspiels von Yasna und Novik ändert das wenig.

Geheimnisvoller Planet

Immer wieder entdecken wir Hinweise auf die bisherigen Ereignisse auf Regis III oder Erinnerungen von Yasna, die zusätzliche Antworten liefern. Stück für Stück nähern wir uns der Lösung all der Geheimnisse um den Planeten und erfahren, was aus unseren Freunden geworden ist. Um nicht zu spoilern, soll an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gegangen werden, es sei aber darauf hingewiesen, dass es sich manchmal lohnt auch abseits des Weges einen Blick zu riskieren. Mehr als zusätzliche Handlungsschnippsel und Informationen dürfen aber nicht erwartet werden. Doch genau davon lebt The Invincible und wir werden von der spannenden, tiefgründigen Geschichte, die nachdenklich stimmt, regelrecht gefesselt und mitgerissen. Stets wollen wir wissen, was Yasna noch erlebt und welchen Herausforderungen, sich die Astrobiologin noch stellen muss.

Dennoch bleibt festzuhalten, dass das Gameplay von The Invincible mager ist. Zwar erhalten wir verschiedene Werkzeuge wie einen Metalldetektor, einen Signalscanner oder einen Entfernungsmesser mit Fernrohr und dürfen auch Fahrzeuge fahren, doch all das ist stets nur an vorgegebenen Stellen nützlich. Manches wird sogar nur kurz verwendet und verliert anschließend an Bedeutung und Nutzen. Das ist bedauerlich, da hier durchaus mehr möglich gewesen wäre. Angesichts der intensiven Spielerfahrung, die Geschichte und Atmosphäre bieten, wirkt sich das jedoch kaum negativ aus. Auch ohne tiefgründiges Gameplay, versteht es The Invincible je nach Spielweise für sieben bis zehn Stunden zu fesseln. Wollen wir alle Enden, die wir mit manchen maßgeblichen Entscheidungen deutlich beeinflussen, sehen, sind wir einige Stunden mehr beschäftigt.

Eine weitere große Stärke von The Invincible ist die Optik. Das beginnt beim Retro-Science-Fiction-Stil, der hervorragend zu Geschichte und Szenario passt und überaus stimmig umgesetzt ist. Raumschiffe, Anzüge, Geräte und dergleichen sind nicht nur schick, sondern auch perfekt aufeinander abgestimmt gestaltet. Dank der hochwertigen Grafik kommt das alles zudem sehr gut zur Geltung. Zwar schleichen sich manchmal kleinere Grafikfehler ein, diese fallen aber kaum ins Gewicht und sind sehr selten. Neben der bereits erwähnten herausragenden englischen Synchronisation überzeugt The Invincible auch mit einem erstklassigen Soundtrack. Die Musik wird stets passend eingesetzt und unterstützt gemeinsam mit den Soundeffekten hervorragend die dichte Atmosphäre des Science-Fiction-Abenteuers.

Fazit

Seit dem Ankündigungstrailer, war ich neugierig, was mich bei The Invincible erwartet. Dass das Adventure ein eher ruhiges Spiel mit seichtem Gameplay wird, war mir bereits bewusst, doch spielerisch ist das Erstlingswerk von Starward Industries noch dünner als ich gedacht hätte. Umso überraschter bin ich, wie wenig mich das gestört hat. The Invincible versteht es, mit Geschichte, Charakteren, Dialogen und Atmosphäre eine einzigartige Erfahrung zu bieten. Das überschaubare Gameplay passt sogar sehr gut dazu und unterstützt das Science-Fiction-Erlebnis. Sicher, ein paar Rätsel oder ein stärkerer Einsatz der verfügbaren Mechaniken hätte nicht geschadet, doch negativ wirkt sich das Ausbleiben davon auch nicht aus. Stattdessen hat mich The Invincible auf faszinierende Weise in ein Science-Fiction-Abenteuer eintauchen und eine spannende, wendungsreiche und nachdenklich stimmende Geschichte erleben lassen und mich hervorragend unterhalten. Story- und Science-Fiction-Fans sollten The Invincible unbedingt eine Chance geben.

Kurzfazit: Faszinierendes Science-Fiction-Adventure, dessen dünnes Gameplay von einer wendungsreichen Geschichte, tollen Dialoge und dichter Atmosphäre ausgeglichen wird.

Vielen Dank an 11 bit studios & Starward Industries für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Invincible!