Rezension: Bandle Tale: A League of Legends Story (PC)

Nach einer großen Katastrophe, muss ein Yordle in Bandle Tale: A League of Legends Story die Inseln von Bandle wieder zusammenführen.

Riot Games versucht bereits seit einiger Zeit, das League-of-Legends-Universum zu erweitern. Nach der erfolgreichen ersten Staffel der Netflix-Serie Arcane und verschiedenen anderen Spielen widmet sich Bandle Tale: A League of Legends Story den putzigen und gemütlichen Yordle und ihrer namensgebenden Heimat Bandle. Allerdings sollte im Gegensatz zur niedlichen Optik im isometrischen Pixel-Stil kein entspanntes Spiel erwartet werden. Bandle Tale versteht sich zwar als ruhiges Crafting-Rollenspiel ohne Kämpfe und bleibt auch friedlich und fröhlich, kann mitunter aber ziemlich stressig werden. Vorwissen zu League of Legends ist trotz verschiedener Verweise und bekannter Charakter nicht notwendig.

Strickende Yordle

Bevor wir das Abenteuer beginnen dürfen, gilt es in einem ausreichend umfangreichen Editor einen Charakter zu erstellen. Hier legen wir Geschlecht und Aussehen unseres Yordles fest. Später dürfen wir zumindest die optischen Einstellungen jederzeit wieder ändern. Sind wir fertig, verschlägt es uns nach Garnstadt. Auf der abgelegenen und vom Rest Bandles getrennten Insel lernen wir seit hundertundein Jahren von Opa das Stricken. Eine wichtige und alte Tätigkeit, die Bandle einst zusammengehalten hat. Allerdings führen wir ein zurückgezogenes Leben und wollen aufgrund unseres verletzten Beines schon seit langem nicht mehr das Haus verlassen. Opa schenkt uns deshalb eine gestrickte Prothese und schließlich führt es uns gemeinsam mit unserer Freundin Clover auf die Party des legendären Ozzy. Dort geht jedoch etwas schief, die Portale, die Bandle miteinander verbinden, kollabieren und die Inseln werden in Mitleidenschaft gezogen. Nun ist es an uns, wieder für Ordnung zu sorgen.

Um das zu schaffen, schnappen wir uns unser Rucksack-Haus und reisen von Insel zu Insel. Dort helfen wir den Bewohnern in dem wir verschiedene Gegenstände herstellen, Essen kochen und Feste veranstalten. Das bringt uns Einigkeitskugeln, die sich in Fähigkeitspunkte verwandeln, wenn wir schlafen. Diese dürfen wir wiederum in den vier Fähigkeitsbäumen Stricken, Technik, Natur und Magie investieren, um neue Fertigkeiten zu erlernen. Dadurch können wir weitere Materialien abbauen und neue Gegenstände bauen. Auch verschiedene Feste oder Speisen schalten wir auf diese Weise frei. Das ist essentiell, um in der Geschichte voranzuschreiten und Haupt- wie Nebenquests zu lösen.

Komplex wird kompliziert

Anfangs versteht es Bandle Tale eine angenehme und entspannte Stimmung zu erzeugen. Wir verlieren uns darin, die detailreichen Inseln kennenzulernen und den liebenswerten Yordle zu helfen. Allerdings verliert sich das Crafting-Rollenspiel mit der Zeit in immer komplexeren und teilweise zu komplizierten Herstellungs-Ketten. Irgendwann ist es derart aufwendig, gewünschte Objekte zu erschaffen, dass wir immer wieder den Überblick verlieren. Das kann nicht nur stressig, sondern auch frustrierend sein. Da hilft es auch nicht, dass wir stets per Knopfdruck nachsehen können, wie wir etwas erstellen. Zumal Bandle Tale nicht nur auf unterschiedliche Gegenstände, sondern auch auf verschiedene Herstellungsstationen setzt. Nutzen wir zu Beginn vorwiegend Werkbank, Schrott-Wiederverwerter und Spul-Werkbank, kommen später beispielsweise noch eine Gießerei-Werkbank oder eine Gusspresse dazu. Damit nicht genug, lassen sich die meisten Herstellungsstationen auch noch verbessern. Außerdem benötigen wir für manche Gegenstände Auren, die wir wiederum vorwiegend mit eigenen Arbeitsstationen erzeugen.

Als wäre das nicht genug, laufen wir oft quer über die Inseln, um Materialien zu sammeln, die wir dringend benötigen. Das mag angesichts der schick gestalteten und kleinen Inseln nicht so schlimm sein, die Laufwege sind jedoch oft viel zu verwinkelt. Da helfen selbst die Schnellreisepunkte, deren Nutzung fast das gesamte Spiel durch wertvolles Portalgarn kosten, wenig. Besonders ärgerlich wird es, wenn uns etwas fehlt, das nur mit Aufwand gesammelt werden kann oder für das wir die Insel wechseln müssen. Hier ist entsprechende Frustresistenz und der Wille, sich auf die komplexen Herstellungs-Ketten einzulassen, essentiell, um über längere Zeit Spaß mit Bandle Tale zu haben. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass das Craftig-Rollenspiel ansonsten überhaupt keinen Spielspaß entfalten kann. Gerade in der ersten Spielhälfte, hatten wir viel Freude mit unserem putzigen Yordle-Abenteuer. Und auch darüber hinaus kann Bandle Tale motivieren, sollte aber vielleicht in kleineren Portionen und mit Pausen genossen werden. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Bandle Tale kein entspanntes Spiel ist, wie der Ersteindruck vielleicht vermittelt.

Kochend Feiern

Das fällt auch bei den beiden zentralen Minispielen, dem Kochen und den Festen, auf. Beides müssen wir im Laufe der Geschichte mehrmals veranstalten. Hier setzt Bandle Tale auf Minispiele. Dafür nutzen wir die mit unserem Rucksack-Haus verbundenen Teppiche. Neben einem Verkaufs- und einem Handwerk-Teppich verfügt unser tragbares Heim auch über einen Küchen- und einen Partyteppich. Widmen wir uns dem Kochen, gilt es die Bewohner der jeweiligen Insel, auf der wir uns befinden, mit leckeren Köstlichkeiten zu versorgen. Bevor wir beginnen, wählen wir die Gerichte aus und starten unsere Kochmaschinen. Anschließend gilt es unter Zeitdruck, die Speisen zuzubereiten und die wartende Kundschaft rechtzeitig zu versorgen. Neben den erforderlichen Verköstigungen im Laufe der Geschichte, gibt es auch Nebenquests, die wir erhalten, sobald wir auf einer Insel bestimmte Speisen angeboten haben.

Für Feste bauen wir auf unserem Partyteppich allerlei Feiermaschinen wie Spieltische oder eine Tanzfläche. Je nach gewählter Party müssen wir andere Anforderungen erfüllen. Außerdem gilt es Musik und Beleuchtung passend zur jeweiligen Veranstaltung auszuwählen. Natürlich brauchen wir auch Gäste, die wir über Karten, die wir mit der Zeit freischalten, auswählen. Dafür müssen die Bewohner der Insel jedoch zufrieden und einig genug sein. Das erreichen wir wiederum durch das Anbieten von Essen und das Erfüllen von Haupt- und Nebenquests. Daran zeigt sich, wie eng die verschiedenen Spielmechaniken miteinander verknüpft sind. Bei einer Party ist es anschließend unsere Aufgabe, die über den Gästen erscheinenden Kugeln einzusammeln und die notwendige Menge für eine erfolgreiche Feier zu erreichen. Dafür steht uns je nach Veranstaltung jedoch nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung.

Charmante Präsentation

Können wir uns auf das teilweise stressige und zu komplizierte Gameplay sowie die langen Laufwege einlassen, erhalten wir mit Bandle Tale ein durchaus motivierendes und spaßiges Craftig-Rollenspiel. Besonders die niedliche und detailreiche Grafik lässt uns gerne in Bandle verweilen. Immer wieder entdecken wir auf den Inseln etwas Neues. Leider hält die Musik nicht mit der verspielten Optik mit. Zwar wechselt sie immer wieder, bleibt aber insgesamt zu abwechslungsarm und unauffällig. Dafür trumpft Bandle Tale in den wie ein Bilderbuch gestalteten, charmanten Zwischensequenzen mit einer fantastischen Sprecherin auf. Sie erzählt die Geschichte unseres Yordles und verleiht der Handlung zusätzlichen Charme.

Fazit

Bandle Tale: A League of Legends Story ist etwas anders, als ich gedacht habe. Statt entspanntem Gameplay, konfrontiert mich das Crafting-Gameplay mit stressigen Momenten und viel zu komplexen Herstellungs-Ketten. Auch die beiden zentralen Minispiele für Kochen und Partys setzen uns unter Druck und kratzen am gemütlichen Eindruck der putzigen Grafik. Das ist jedoch nicht zwingend negativ. Über zahlreiche Stunden, habe ich mich regelrecht in Bandle Tale verloren. Die liebenswerte Geschichte hat mich gut unterhalten, wozu auch die sympathischen Charaktere viel beitragen. Zudem ist Bandle überaus lebendig und detailreich gestaltet. Dank der großartigen Sprecherin, tragen die Zwischensequenzen viel zur erstklassigen Inszenierung der Geschichte bei. Entsprechend kann ich die gerade im letzten Viertel immer stärker auffallenden Schwächen der zu komplizierten Herstellungs-Ketten verzeihen. Allerdings kratzen sie teilweise maßgeblich am Spielspaß. Entsprechend ist Bandle Tale weniger für Cozy-Game-Fans, die reine Entspannung suchen, geeignet. Wer sich auf die gelegentlich stressigen Momente, das repetitive Sammeln von Materialien und die komplexen Herstellungs-Ketten einlassen kann, wird aber Spaß mit dem Crafting-Rollenspiel haben.

Kurzfazit: Charmantes und niedliches Craftig-Rollenspiel, dessen motivierendes Gameplay unter Spielspaß-trübenden Schwächen leidet.

Vielen Dank an Riot Forge für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Bandle Tale: A League of Legends Story!