Rezension: Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz (Switch)

Um Rache an seinem Vater zu nehmen, wird ein verfluchter Dämonenprinz in Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz zum Monsterbändiger.

Seit einigen Jahren ist es still um die Dragon-Quest-Monsters-Reihe. Pünktlich zum fünfundzwanzigsten Jubiläum des Spin-off-Debüts der Dragon-Quest-Rollenspiele im September, hat Square Enix Anfang Dezember einen neuen Teil exklusiv für die Nintendo Switch veröffentlicht. Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz stellt dabei eine Art Prequel zu Dragon Quest IV dar. Der aus dem Rollenspiel von 1990 bekannte Psaro, dessen Namen wir zu Beginn ändern dürfen, ist der titelgebende dunkle Prinz und die Hauptfigur des Monster-Fang-Rollenspiels. Wie in den Vorgängern, ist es wieder unsere Aufgabe, hunderte Monster zu fangen und mit ihnen Kämpfe zu bestreiten. Natürlich dürfen bei einem Dragon-Quest-Spiel auch die Charakter- und Monster-Designs von Dragonball-Schöpfer Akira Toriyama nicht fehlen.

Verfluchter Monsterbändiger

Die Geschichte von Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz beginnt recht gemächlich. Bevor wir wirklich loslegen dürfen, erfahren wir in einer recht ausufernden Zwischensequenz, was es mit Psaros Rachegelüsten gegenüber seinem Vater auf sich hat. Dieser ist nicht nur verantwortlich dafür, dass Psaro als Halbdämon Ablehnung von den Menschen erfahren hat, auch die schwache Gesundheit seiner Mutter und ihr anschließender Tod hängen zumindest indirekt mit den Taten des Dämonenkönigs zusammen. Als Psaro diesen zur Rechenschaft ziehen will, wird er allerdings von seinem Vater verflucht. Fortan ist es Psaro nicht mehr möglich, Monster anzugreifen. Jahre später stellt sich das als großes Problem heraus. Das Dorf, in dem Psaro mittlerweile lebt, wird angegriffen und dem jungen Prinzen ist es nicht möglich, sich zu verteidigen. Nur dank der Hilfe des Dorfältesten Monty, können die Feinde in die Flucht geschlagen werden. Dieser ist es auch, der Psaro vorschlägt, selbst ein Monsterbändiger zu werden und gefangene Kreaturen für sich kämpfen zu lassen.

Eine allzu spannende, wendungsreiche oder tiefgründige Geschichte sollte nicht erwartet werden. Auch bei den Charakteren kann Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz nur bedingt überzeugen. Beide Segmente sind allerdings zweckmäßig und vollkommen ausreichend, um uns zum Weiterspielen zu motivieren. Tatsächlich wollen wir manchmal sogar wissen, was als nächstes passiert oder was es mit einer bestimmten Figur auf sich hat. Solche kleinen Lichtblicke sind allerdings eher selten. Dafür zeigt Psaro als klassisch stummer Hauptcharakter trotzdem überraschend viel Persönlichkeit. Trotz seiner eher seichten Inszenierung ein wichtiger Umstand, schließlich müssen wir seine Beweggründe zumindest etwas nachvollziehen können. Zudem trumpft Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz mit dem Szenario auf. Da wir einen Dämonenprinzen spielen und nicht auf der Seite der Menschen stehen, ist das Rollenspiel angemessen düster gehalten. Eine schöne Abwechslung zu anderen Titeln der Reihe. Besonders weil die knuffigen Designs von Charakteren und Monstern trotzdem sehr gut passen.

Motivierendes Gameplay

Beim Gameplay setzt Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz auf klassische Genre-Kost. Als Psaro ist es unsere Aufgabe Monster zu fangen, um mit diesen Gegner zu bekämpfen und in der Arena anzutreten. Allerdings erinnert Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz eher an das ebenfalls Switch-exklusive Shin Megami Tensei V als an die Pokémon-Reihe. Das liegt vor allem am gelungenen Kampfsystem. Aus den von uns gefangenen Monstern stellen wir eine vierköpfige Gruppe zusammen, die für uns Konfrontationen bestreitet. Zusätzlich dürfen wir vier unserer Kreaturen als Reserve mit uns führen und diese jederzeit einwechseln.

Bei den Kämpfen ist zu beachten, dass wir anders als bei anderen rundenbasierten Rollenspielen unserer Gruppe eher indirekte Anweisungen geben. Wählen wir direkt „Kämpfen“ aus, agieren unsere Monster nach eigener Vorstellung beziehungsweise nach den von uns zuvor eingestellten taktischen Vorgaben. Wollen wir, dass unsere Gruppe bestimmte Aktionen ausführt, müssen wir diese erst über „Befehl“ festlegen. Das ist besonders dann wichtig, wenn wir stärkeren Gegnern gegenüber stehen oder dringend Heilung benötigen. Zusätzlich dürfen wir jederzeit Gegenstände einsetzen oder versuchen, feindliche Monster anzuwerben. Ob das gelingt, hängt von dem bisher ausgeteilten Schaden, sowie der Stärke unserer Gruppe gegenüber dem Ziel ab. Manchmal wollen sich uns Gegner nach einem Kampf auch von sich aus anschließen. Die Kämpfe sind wirklich spaßig und schaffen es, uns gemeinsam mit dem restlichen Gameplay immer wieder aufs Neue an die Switch zu fesseln.

Dabei setzt Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz abseits von Kämpfen auf die Erkundung der eher überschaubaren, aber abwechslungsreichen Gebiete, die wir im Laufe unseres Abenteuers besuchen. Auf eine Open World wurde verzichtet und das ist auch gut so. Dafür lernen wir verschiedene Umgebungen kennen und entdecken dort allerlei Monster, finden Schätze oder lernen die Bewohner, denen wir manchmal auch helfen, kennen. Zudem wechseln die Jahreszeiten regelmäßig, wodurch sich die Gebiete teilweise spürbar ändern. Zuvor unzugängliche Orte, werden etwa durch einen zugefrorenen See plötzlich betretbar. Entsprechend wichtig ist es, jedes Gebiet in allen vier Jahreszeiten zu besuchen. Zudem unterscheiden sich die Gegner, denen wir begegnen.

Entscheidende Arenen

Abseits der Erkundung nehmen Arenen eine große Rolle in Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz ein. Früh im Spiel müssen wir uns erstmals im professionellen Monsterbändiger-Wettbewerb beweisen. Allerdings haben wir in den Arena-Kämpfen keine Möglichkeit, unseren Monstern Befehle zu erteilen. Wir müssen stattdessen darauf vertrauen, dass unsere taktischen Vorgaben und das natürliche Verhalten unserer Gruppe sowie ihre Stärke ausreichen, um den Sieg in drei Runden zu erringen. Schaffen wir das, winken Belohnungen sowie ein höherer Arena-Rang. Oft müssen wir auch im Zuge der Geschichte in der Arena erfolgreich sein, um neue Gebiete betreten zu können. Was vielleicht ein wenig dröge anmutet, stellt sich als durchaus kurzweilig heraus. Besonders, weil wir immer wieder gespannt sind, ob unsere Gruppe erfolgreich ist.

Um unsere Monster vorzubereiten, bestreiten wir mit ihnen Kämpfe in der Welt, um Erfahrungspunkte und damit Levelaufstiege zu sammeln. Zusätzlich erhalten unsere Kreaturen regelmäßig Fähigkeitenpunkte, die wir in simplen Talentbäumen investieren können, wodurch sie passive und aktive Fertigkeiten erlangen. Mit der Zeit fangen wir außerdem Monster mit höheren Rängen, die entsprechend auch stärker sind. Außerdem dürfen wir nach einiger Zeit Kreaturen miteinander fusionieren. Dabei gehen zwar die zur Fusion verwendeten ursprünglichen Monster verloren, dafür können wir weitaus stärkere und sogar seltene Wesen erschaffen.

Maue Optik, schwache Technik

Abgerundet wird Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz von einem Mehrspieler-Modus für bis zu acht Spieler sowie einer Vorspul-Funktion mit doppelter Geschwindigkeit für Kämpfe sowie einer Auto-Kampf-Funktion. Leider können diese klaren Vorteile, genauso wenig wie der definitiv vorhandene Spielspaß, nicht über die schlechte technische Umsetzung des Rollenspiels hinwegtäuschen. Die kaum zeitgemäße Optik mit verschwaschenen Texturen, leeren Umgebungen und manchmal etwas zu wenigen Animationen stören dabei nur bedingt. Weitaus schwerwiegender sind etwa die häufigen und teilweise sehr langen Ladezeiten.

Wirklich Spielspaß-trübend kann jedoch die Performance sein. Regelmäßig geht die Bildwiederholrate in die Knie, was zu spürbaren Slowdowns und Rucklern führt. Unspielbar wird Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz zwar nie, störend fällt dieser Umstand aber trotzdem auf. Zusätzlich erscheinen Details wie Gräser, Bäume und manchmal auch Gegner erst, wenn wir sehr nah an ihnen dran sind. Das hat gelegentlich sogar dazu geführt, dass wir ungewollt in einen Kampf gestolpert sind. Gemeinsam mit den auch vor und nach den Kämpfen nervigen Ladezeiten ist das ärgerlich. Immerhin sind uns keine wirklichen Bugs aufgefallen. Auch musikalisch kann Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz durchweg überzeugen. Der Soundtrack trifft wieder perfekt die Dragon-Quest-Note, auch wenn recht viele bekannte Lieder zum Einsatz kommen, unterstützt das die tolle Atmosphäre. Gemeinsam mit dem gebotenen Spielspaß und dem für die Reihe typischen Humor kann das die technischen Mängel ausgleichen, sofern ihr bereit seid, über die offensichtlichen Probleme des Rollenspiels hinwegzusehen.

Fazit

Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz ist grundsätzlich ein wirklich spaßiges Monster-Fang-Rollenspiel im Stile der Pokémon-Reihe oder von Shin Megami Tensei V. Das Kampfsystem weiß mich zu motivieren, die ordentliche Geschichte ist gut genug, um bei Laune zu halten und Anime-Zeichenstil, Atmosphäre, Soundtrack sowie Humor wecken bereits früh das typische Dragon-Quest-Gefühl. Leider kann die Technik nicht mithalten. Die eher schwache Grafik würde mich nicht stören, doch die langen und häufigen Ladezeiten sowie die schwache Performance trüben den Spielspaß manchmal enorm. Trotzdem habe ich viel Spaß mit dem Rollenspiel, weshalb ich immer wieder versuche über die Mängel hinwegzusehen, um noch ein paar Monster zu fangen oder weitere Arena-Kämpfe zu bestreiten. Dragon-Quest-(Monsters-)Fans sollten dem Spiel zumindest eine Chance geben. Alle anderen können sich Alternativen wie Shin Megami Tensei V widmen, sofern euch das Setting zusagt.

Kurzfazit: Deutliche technische Probleme trüben den von motivierendem Gameplay, unspektakulärer, aber ordentlicher Geschichte, toller Atmosphäre, schöner Musik und putzigem Charakter-Monster-Design gestützten Spielspaß spürbar.

Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz!

Details
Titel: Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz
Genre: Rollenspiel
Publisher: Square Enix
Entwickler: Square Enix, Tose, Bird Studio
Spieler: 1-8
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 01. Dezember 2023