Rezension: SteamWorld Build (PC)

Um von ihrer sterbenden Welt zu flüchten, bauen einige Bots in SteamWorld Build auf der Suche nach Raketenteilen eine Siedlung nahe einer verlassenen Mine.

Seit 2010 SteamWorld Tower Defense als Download-Titel für Nintendo DSi erschienen ist, hat die SteamWorld-Reihe Spiele in verschiedenen Genres hervorgebracht. Neben zwei Metroidvania-Titeln auch ein rundenbasierter 2D-Taktik-Shooter und ein ebenfalls rundenbasiertes Deck-Building-Rollenspiel. Mit SteamWorld Build widmen sich die Bots in ihrer untergehenden Welt dem Aufbaustrategiespiel. Entwickelt von The Station, führt uns SteamWorld Build in die Prärie der Western-Steampunk-Welt und lässt uns eine Stadt errichten, während wir auf der Suche nach zurückgelassener Technologie sind. Dabei setzt SteamWorld Build auf eine Mischung aus klassischem Anno-Gameplay mit Dungeon-Keeper-Elementen. Was vielleicht ungewöhnlich klingt, stellt sich als spaßiges Konzept heraus.

Bauende Bots

Wie für die SteamWorld-Reihe üblich, handelt es sich bei den Figuren in SteamWorld Build um Bots. Die intelligenten und wie Menschen lebenden Roboter mit Western-Stil ziehen zu Beginn der Geschichte auf der Suche nach einer verlassenen Mine durch die Prärie. In der schick gestalteten Eröffnungs-Zwischensequenz entdecken sie den einst besiedelten Ort und lassen sich dort nieder. Schließlich soll sich in den Tiefen der Mine Technologie verbergen, die die Bots für die Flucht aus ihrer sterbenden Welt benötigen. Schön inszeniert und wahlweise auf englisch oder in Bot-Sprache vertont, verstehen es die wenigen, aber dafür gut geschriebenen Charaktere, die Geschichte zu tragen. Die Handlung mag zwar keine sonderlich großen Überraschungen bieten und ist in Teilen vorhersehbar, dafür bietet sie genau die richtige Motivation, um eine Siedlung zu errichten und in die Tiefen der Mine vorzudringen.

Die Grundlagen von SteamWorld Build entsprechen dabei klassischen Aufbaustrategie-Mechaniken. Haben wir uns für eine der fünf Karten entschieden, unsere Stadt benannt und den Schwierigkeitsgrad festgelegt, beginnen wir mit einigen Grundressourcen und etwas Geld sowie einer Bahnhofsruine. Es ist nun an uns Straßen zu legen, Wohngebäude zu errichten, Produktionsstätten und Fabriken zu bauen sowie die Bedürfnisse unserer Bürger zu erfüllen. Stehen uns anfangs nur Arbeiter zur Verfügung, können wir bald die Wohnhäuser aufwerten und somit höhere Bevölkerungsschichten wie Ingenieure in unsere Stadt locken. Das ist wichtig, um höherwertige Ressourcen herzustellen. Diese benötigen wir nicht nur, um die gestiegenen Forderungen der Bots zu erfüllen, sondern auch, um in den Tiefen der Mine voranschreiten zu können.

Unterirdische Artefaktsuche

Haben wir die Mine erschlossen und den Eingang repariert, dürfen wir jederzeit zwischen der Oberfläche und den tieferen Ebenen wechseln. Hier wandelt sich SteamWorld Build etwas und erinnert in Teilen an die Dungeon-Keeper- oder Dungeons-Reihen. Wir errichten Lager für Arbeiter, Schürfer, Mechaniker und Wächter, bauen eine Werkstatt und Waffenkammer und markieren, wo Wände eingerissen werden sollen. Zudem erschließen wir unterschiedliche Ressourcen wie Schrott oder Öl. Diese brauchen wir wiederum zur Verarbeitung in unseren Produktionsgebäuden, die daraus höherwertige Ressourcen und Produkte fertigen. Beides benötigen wir, um bessere Gebäude zu errichten und die Bedürfnisse der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu erfüllen. Entsprechend greifen unsere Stadtplanung und die Arbeit in der Mine ineinander. Nur wenn beides funktioniert, können wir Erfolge erzielen und voranschreiten.

Ein essenzielles Ziel sind dabei die Meilensteine. Mit steigender Bevölkerung, erlangen wir diese und schalten neue Gebäude sowie Minen-Einrichtungen frei. Das alles dient vor allem unserem Vorhaben, in der Mine die technologischen Artefakte zu finden. Insgesamt fünf sind in den Tiefen verborgen. Entdecken wir eines und bergen es, schreitet die Geschichte voran. Dabei sind jedoch nicht nur Ressourcen-Knappheit und mangelnde finanzielle Mittel eine Herausforderung. Zusätzlich treffen wir in der Mine auf Gegner. Um unsere Arbeiter zu schützen, müssen wir Wächterquartiere platzieren sowie Verteidigungsanlagen errichten. Besonders Nester können ein Problem werden, da regelmäßig Großangriffe gestartet werden, die uns das Leben schwer machen. Gerade im späten Spielverlauf kann das zeitweise etwas nervig werden, zumal wir über beschädigte Einrichtungen nicht ausreichend informiert werden. Es ist also an uns, die Karte nach möglicherweise zerstörten Förderbändern zu untersuchen. Immerhin werden Maschinen von unseren Mechanikern automatisch repariert. Das erleichtert die Verwaltung nach einem Angriff enorm.

Freies Bauen

Nach etwa zwölf bis fünfzehn Stunden, was stark vom Spielstil abhängt, haben wir die Geschichte beendet, SteamWorld Build ist damit aber noch nicht vorbei. Zwar erzählen die fünf Karten keine eigenen Stories, dafür können wir auch unabhängig von der Geschichte bauen und uns der Herausforderung der Mine stellen. Entsprechende Optionen vor Spielstart ermöglichen es, die Geschichte sowie Tutorials zu deaktivieren. Auch dürfen wir festlegen, ob die Minen-Ebenen zufällig generiert werden oder nicht. Als Anreiz für das Durchspielen jeder Karte winken besondere Wahrzeichen-Gebäude als Belohnung. Diese haben maßgeblichen Einfluss auf das Gameplay, müssen jedoch erst gebaut werden.

Wollen wir lieber entspannt eine Stadt frei nach unseren Vorstellungen errichten, bietet SteamWorld Build neben den drei Schwierigkeitsgraden noch den Sandbox-Modus an. Dieser kann für jede Karte aktiviert werden, allerdings lassen sich im Sandbox-Modus weder die Wahrzeichen-Gebäude noch Erfolge freischalten. Dafür haben wir unbegrenzte Ressourcen und dürfen uns über ein entspanntes Spielerlebnis mit geringen Herausforderungen freuen. Besonders sobald wir alle Karten abgeschlossen haben, ist der Sandbox-Modus eine schöne Möglichkeit, noch ein wenig mehr Zeit in SteamWorld Build zu verbringen.

Charmante Präsentation

Optisch weiß SteamWorld Build mit einem zum Western-Steampunk-Szenario passenden Stil der Gebäude und Bürger zu gefallen. Alles passt zueinander und gemeinsam mit dem stimmungsvollen Soundtrack wird eine passende Atmosphäre erzeugt. Zudem überzeugt die grafische Qualität. Zoomen wir nah ran, können wir nicht nur Details an den Gebäuden, sondern auch die wuselnden Bots, die sich optisch voneinander unterscheiden, erkennen. Zudem läuft SteamWorld Build sowohl auf dem PC als auch am Steam Deck absolut flüssig.

Bei der Steuerung überzeugt das Aufbaustrategiespiel mit einer gewohnt guten und eingängigen Maus-Tastatur-Bedienung und einer dieser in Nichts nachstehenden Controller-Einbindung. Passend zu den parallel erschienenen Konsolen-Versionen, lässt sich SteamWorld Build problemlos mit einem Controller spielen. Das fühlt sich sogar so gut an, dass wir mehr Zeit mit SteamWorld Build auf dem Steam Deck verbracht haben als mit der PC-Maus-Tastatur-Steuerung. Sehr schön und eine tolle Möglichkeit, das Aufbaustrategiespiel so zu genießen, wie wir es wollen.

Fazit

Schon die Ankündigung von SteamWorld Build hat mein Interesse an dem Aufbaustrategiespiel geweckt. Zum einen mag ich das Genre, zum anderen hatte ich viel Spaß mit den bisherigen SteamWorld-Spielen. Entsprechend gespannt war ich auf den neuen Teil der Reihe und wurde nicht enttäuscht. SteamWorld Build mag nicht so viel Umfang und Tiefe bieten wie Anno 1800, ist aber trotzdem ein spaßiges und motivierendes Aufbaustrategiespiel. Das Errichten einer Western-Steampunk-Siedlung voller Bots ist ein genauso großer Spaß wie das Erkunden der Mine. Lediglich die Gegnerfluten zum Ende haben mich manchmal ein wenig genervt. Dafür motiviert SteamWorld Build mit regelmäßig neuen Gebäuden, der Notwendigkeit einer guten Planung und der gelungenen Geschichte. Diese mag zwar nicht sonderlich spannend sein, ist aber unterhaltsam und profitiert von sympathischen Charakteren. Allzu viel Wiederspielwert ist jedoch nicht vorhanden. Dafür möchte ich alle Karten abschließen und Belohnungen freischalten und kann mich auch noch im Sandbox-Modus austoben. Entsprechend viel Spielzeit bietet SteamWorld Build. Fans der Reihe sowie des Genres, sollten sich das Aufbaustrategie-Spiel unbedingt näher ansehen.

Kurzfazit: Unterhaltsames SteamWorld-Aufbaustrategie-Spiel, das mit kurzweiliger Geschichte und spaßigem Gameplay motiviert.

Vielen Dank an Thunderful Publishing für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von SteamWorld Build!

Details
Titel: SteamWorld Build
Genre: Aufbau-Strategie, Simulation
Publisher: Thunderful Publishing
Entwickler: The Station
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Switch
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 01. Dezember 2023