Rezension: Persona 5 Tactica (Xbox Series X)

Die Phantomdiebe stellen sich in Persona 5 Tactica in taktischen Kämpfen einer unbekannten Dimension und neuen Feinden entgegen.

Seit Persona 5 im September 2016 erschienen ist, hat sich das japanische Rollenspiel von Atlus nicht nur zu einem großen Erfolg, sondern zum wahrscheinlich bekanntesten Teil der Reihe entwickelt. Zwei Jahre später folgte mit Persona 5 Royal nicht nur eine erweiterte Version, die erstmals deutsche Texte beinhaltete, sondern mit Persona 5: Dancing in Moonlight und Persona 5: Dancing in Starlight im Jahr 2018 und Persona 5 Strikers im Jahr 2020, hat das JRPG auch noch einige Spin-offs spendiert bekommen. Am 17. November 2023 folgt mit Persona 5 Tactica ein weiterer Ausflug der Phantomdiebe aus Persona 5 in ein neues Genre. Dieses Mal schickt uns Atlus in ein taktisches Rollenspiel-Abenteuer, das beim Gameplay zum Teil an die XCOM-Spiele oder an Mario + Rabbids: Sparks of Hope erinnert.

Unbekannte Dimension

Die Geschichte ist nach dem Ende von Persona 5 angesiedelt. Entsprechende Vorkenntnisse sind – und sei es nur, um Spoiler zu vermeiden – nützlich, aber nicht zwingend erforderlich. Atlus hat bei Persona 5 Tactica trotz gelegentlicher Erwähnungen von Ereignissen aus dem Hauptspiel sowie der bereits bestehenden Beziehungen zwischen den meisten Charakteren, darauf geachtet, den Taktik-Rollenspiel-Ableger auch für Neueinsteiger verständlich zu gestalten. Zumindest grundlegendes Wissen ist trotzdem von Vorteil und die Zielgruppe ist mit Persona-5-Fans recht klar gefasst. Persona 5 Tactica beginnt kurz vor Ende des Schuljahres. Die Phantomdiebe treffen sich und reden über den bevorstehenden Abschied, weil einige von ihnen schon bald auf die Universität gehen oder aus anderen Gründen umziehen. Es kommt zu einem ungewöhnlichen Ereignis, die Tür des Cafés leuchtet und kurzerhand finden sich Joker, dessen echten Namen wir erneut selbst festlegen dürfen, und die anderen in einer ihnen unbekannten Welt. Sie werden von den Schergen der Tyrannin Marie fast sofort angegriffen.

Hier erwartet uns ein erstes Tutorial, das uns gemeinsam mit der Ausgangslage der Geschichte die grundlegenden Gameplay-Mechaniken beibringt. Letztlich führen die Ereignisse jedoch dazu, dass außer Joker und Morgana alle Phantomdiebe gefangengenommen und von Marie einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Mit der Hilfe der Widerstandskämpferin Erina, die als neuer Charakter zur bekannten Truppe stößt, entkommen die beiden. Das Ziel ist damit klar: Unsere Freunde retten und gemeinsam mit Erina Marie aufhalten und das Königreich befreien. Die Präsentation der Geschichte findet dabei vorwiegend in Textboxen mit Charakterbildern statt, was auch dank der gelungenen deutschen Texte sowie der wahlweise englischen oder japanischen Vertonung wirklich gut funktioniert. Allerdings können die Dialoge teilweise etwas ausufernd lang sein. Das hat uns zwar nicht gestört, könnte aber durchaus dem einen oder anderen Spieler negativ auffallen.

Taktische Auseinandersetzungen

Klassisch für das Taktik-Rollenspiel-Genre finden die Kämpfe auf begrenzten Schlachtfeldern statt. Hier ziehen wir nacheinander mit unseren maximal drei gleichzeitig an einer Mission beteiligten Charakteren, bevor die gegnerische Runde beginnt. Innerhalb unseres Bewegungsradius dürfen wir uns frei bewegen. Auf diese Weise können wir schauen, welche Aktion sich am besten anbietet. Zur Wahl stehen uns Fern- und Nahkampfangriffe sowie der Einsatz von Personas. Je nach ausgerüsteten Sub-Personas unterscheiden sich die Fähigkeiten, die wir auf diese Weise verwenden dürfen. Zu beachten ist, dass wir bestenfalls in Deckung gehen, um feindlichen Angriffen zu entgehen. Niedrige Deckung bietet dabei lediglich Schutz vor Umwerfen, während hohe Deckung sogar dazu führen kann, dass wir einem Angriff komplett entgehen. Das gilt selbstverständlich auch für unsere Gegner. Entsprechend versuchen wir, diese mit unseren Attacken von ihrer Deckung zu entfernen. Dadurch haben wir auch die Möglichkeit, Feinde umzuwerfen. Gelingt uns das, erhalten wir einen weiteren Zug und können somit noch mehr Schaden austeilen. Ein großer Vorteil, den jedoch auch unsere Gegner nutzen können. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden ist taktisches Vorgehen unabdingbar. Außerdem können wir mit einem Bonuszug einen mächtigen Zu-Dritt-Großangriff starten. Hierbei werden Gegner, die sich in einer Dreiecksfläche, die zwischen den drei Charakteren gezogen wird, befinden, mit einer enorm starken Attacke angegriffen.

Auch die Zusammensetzung unserer Gruppe sollte gut überlegt sein. Jeder Charakter bringt unterschiedliche Boni mit sich, außerdem unterscheiden sich die Grundfähigkeiten und -Personas sowie die Art ihrer jeweiligen Fernkampfwaffe. So können etwa Haru und Ryuji einen Flächenangriff starten, während Yusuke eine höhere Reichweite hat. Auch Bewegungsradius, Lebenspunkte und andere Werte unterscheiden sich. Oft absolvieren wir auch mehrere Missionen hintereinander. Hier ist es ratsam, die Gruppe neu aufzustellen, da zuvor nicht am Kampf beteiligte Figuren ausgeruht sind und einen Bonuseffekt erhalten. Fällt ein Charakter im Kampf, dürfen wir diesen durch ein inaktives Gruppenmitglied austauschen. Wie oft uns das erlaubt ist, hängt jedoch vom gewählten Schwierigkeitsgrad ab. Zudem bietet uns jede Mission Bonusziele, die uns zusätzliche Belohnungen in Form von Geld und Personas oder Erfahrungspunkten gewähren. Letztere sind klassisch für Stufenaufstiege notwendig.

Vorbereitung im Versteck

Zwischen den Missionen erholen wir uns im Café Leblanc, das auch in der unbekannten Dimension existiert. Dieses ist das Hauptquartier von Erina und ihrer Widerstandsgruppe. Allerdings dürfen wir das Versteck nicht frei erkunden. Stattdessen finden sämtliche Aktionen über gewohnt schick gestaltete Menüs, die stark an Persona 5 erinnern, statt. Hier können wir den Status unserer Gruppe einsehen, neue Waffen kaufen und ausrüsten, Fähigkeitenpunkte in den Skillbäumen ausgeben oder den Velvet Room besuchen. Letzterer dient wie im Hauptspiel dazu, Personas miteinander zu fusionieren, um neue noch mächtigere Personas zu erhalten. Dabei kann auch stets eine Fähigkeit vererbt werden, wodurch wir neue Aktionen in den Kämpfen erlangen. Auch dürfen wir die Charaktere mit entsprechenden Sub-Personas ausrüsten.

Bei den Skillbäumen ist zu beachten, dass diese bei jedem Charakter recht ähnlich aufgebaut sind. Das mag auf den ersten Blick negativ erscheinen, wirkt sich aber nicht schwerwiegend aus, da trotzdem genug Individualität besteht. Zudem dürfen wir bereits zugeteilte Fähigkeitenpunkte jederzeit wieder abwählen und neu verteilen. Dadurch können wir mit verschiedenen Möglichkeiten experimentieren. Sehr schön. Zusätzlich können wir im Versteck optionale Gespräche führen, die uns weitere Fähigkeitenpunkte gewähren. Auch dürfen wir bereits abgeschlossene Missionen erneut angehen, um beispielsweise nicht erreichte Bonusziele nachträglich zu schaffen oder zusätzliches Geld zu verdienen. Außerdem stehen uns immer wieder optionale Nebenmissionen zur Verfügung.

Charmante Präsentation

Bei der Musik trumpft Persona 5 Tactica wenig überraschend wieder enorm auf. Die an Jazz und Pop angelehnten Lieder erinnern stark an den großartigen Soundtrack von Persona 5 und stehen diesem in fast nichts nach. Teilweise bekommen wir neben neuen Stücken auch Neuinterpretationen bekannter Lieder aus dem Hauptspiel zu hören. Einfach großartig. Ähnliches gilt für die Präsentation des Taktik-Rollenspiels. Besonders hinsichtlich Menüs und Artdesign weiß Persona 5 Tactica restlos zu überzeugen. Mit den Charakteren hingegen dürfte nicht jeder Fan glücklich werden. Persona 5 Tactica setzt auf einen Chibi-Anime-Stil und leicht knubbelhafte Figurenbilder in den Gesprächen. Uns hat das wirklich gut gefallen, zumal die schicke, bunte Grafik und die Artworks wirklich gut zur tollen Atmosphäre sowie einer spannenden und abwechslungsreichen Geschichte passen. Abschrecken lassen sollte sich kein Genre- und Persona-Fan von dem vielleicht ungeliebten Stil, da ihr sonst ein spaßiges und motivierendes Taktik-Rollenspiel im Persona-5-Universum verpasst.

Fazit

Nach Persona 5 habe ich bisher leider keine Gelegenheit gehabt, eines der anderen Spiele im mittlerweile recht großen Universum der Reihe zu spielen. Persona 5 Tactica hat mich mit dem Taktik-Rollenspiel sofort angesprochen und ich war neugierig, wie die Persona-Reihe im ungewohnten Genre funktioniert. Die Antwort ist recht eindeutig: ausgesprochen gut. Das Kampfsystem mag in anderen Genre-Vertretern etwas tiefgründiger sein, bietet mir aber genug Herausforderungen und Möglichkeiten, um taktisch vorzugehen und motivierende Auseinandersetzungen zu spielen. Zudem hat mich die Geschichte früh gepackt und ich wollte wissen, was hinter Marie, der unbekannten Dimension und allem anderen steckt. Dazu tragen auch wieder die toll geschriebenen, individuellen Charaktere bei. Neben den Phantomdieben, die wie gewohnt überzeugen, hat mir auch Erina als neue Begleiterin wirklich gut gefallen. Marie ist eine gelungene Gegenspielerin, die genau die richtige Portion Exzentrik und Wahnsinn aufweist. Sowohl Taktik-Rollenspiel- als auch Persona-Fans sollten Persona 5 Tactica unbedingt eine Chance geben.

Kurzfazit: Motivierendes Taktik-Rollenspiel im Persona-5-Universum, das mit spannender Geschichte, tollen Charakteren, charmanter Präsentation und packender Atmosphäre spaßige Genre-Unterhaltung garantiert.

Vielen Dank an Sega und Atlus für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Persona 5 Tactica!

Details
Titel: Persona 5 Tactica
Genre: Strategie, Taktik, Rollenspiel
Publisher: Atlus, Sega
Entwickler: P-Studio, Atlus
Spieler: 1
Syteme: Xbox Series X|S (getestet), Xbox One, PlayStation 5, PlayStation 4, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 17. November 2021

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