Rezension: Monark (PS5)

An einer von übernatürlichen Phänomenen heimgesuchten Schule gilt es, in Monark mächtige Dämonen zu bekämpfen und dem Wahnsinn zu widerstehen.

Etwa viereinhalb Monate nach der Veröffentllichung in Japan, ist Monark mittlerweile auch im Westen für PlayStation 5, PlayStation 4 und Nintendo Switch erschienen. Das japanische Rollenspiel mit Strategie-Elementen von NIS America, FuRyu und Lancarse, setzt auf ein düsteres Schulsetting, ernste Themen, Horror-Anleihen und den Einblick in die Psyche der Figuren sowie von uns selbst. Dafür schlüpfen wir in die Haut eines stummen Protagonisten und müssen zu Beginn des Spiels einen psychologischen Test der Vorsitzenden der Shin Mikado Academy absolvieren. Mehrere Fragen entscheiden darüber, welcher der Todsünden wir am ehesten zugeneigt sind und somit, welche Ausgangslage unser Charakter hat.

Packend und atmosphärisch

Haben wir das hinter uns gebracht, erwachen wir in den verlassenen Gängen der Shin Mikado Academy. Ein seltsamer Nebel breitet sich in den Gängen, der von einer Barriere umgebenen und somit von der Außenwelt abgeschnittenen Schule, aus. Trotz eines Verbots, diese Bereiche zu betreten, eilen uns einige in den Gebäuden gefangenen Personen zu Hilfe. Das führt schon bald dazu, dass wir erstmals in die Otherworld gezogen werden und dort unseren ersten Tutorial-Kampf ausfechten. Bereits hier fällt auf, dass Monark bei den Auseinandersetzungen mit Gegnern auf taktisches und überlegtes Vorgehen setzt. Außerdem zeichnet sich ab, dass die größte Stärke des japanischen Rollenspiels, trotz einiger Stereotypen und Klischees, die spannende Geschichte, dichte Atmosphäre und vielschichtigen Charaktere sind. Daran ändert auch die Vorhersehbarkeit der Handlung wenig.

Kurz nachdem wir aus der Otherworld wieder in der Schule sind, erhalten wir von der Vorsitzenden der Shin Mikado Academy alle nötigen Informationen für unsere Aufgabe. Da wir einen Pakt mit Vanitas, einem dämonisches Wesen in Form eines Stoffhasen, geschlossen haben, sind nur wir in der Lage, die Situation, in der sich die Schule befindet, zu klären. Dafür müssen wir gemeinsam mit unseren Freunden das Verlangen von Pactbearers, die ein Bündnis mit einem Monark eingegangen sind und dadurch über besondere Kräfte verfügen, zerstören. Schließlich sind die Fähigkeiten der Pactbearers auch der Grund für den Nebel, der jeden der damit in Berührung kommt, langsam in den Wahnsinn treibt. Um einen Pactbearer zu besiegen, müssen wir dessen Verlangen in Kristallform in der Otherworld finden und zerstören. Dafür erkunden wir die Schule, suchen nach Orten an denen wir die andere Dimension betreten können und erfahren auf dem Weg dorthin mehr über die in der Shin Mikado Academy eingeschlossenen Menschen, ihre Sorgen und Probleme. Dabei spricht Monark ernste und harte Themen wie Suizid, Missbrauch oder Mobbing an. Leichte Kost ist das japanische Rollenspiel also keineswegs.

Leider leidet die Inszenierung der Geschichte und ernster Momente viel zu oft unter der schwachen, veralteten Technik. Animationen wirken steif und auf Mimik wurde fast komplett verzichtet, so dass Emotionen kaum vermittelt werden und selbst harte Szenen zu häufig gefühllos wirken. Besonders unser Protagonist trägt als stummer Beobachter viel zur schlechten Inszenierung bei, da selbst in Streits oder bei kritischen Unterhaltungen, keine wirkliche Reaktion zu erkennen ist. Das mag daran liegen, dass wir uns selbst mit ihm identifizieren sollen, kratzt aber spürbar an der sonst gelungenen Geschichte und Atmosphäre. Wirklich schade.

Interessante Ansätze mit Mängel

Ähnlich unausgegoren ist auch das Gameplay. Die Erkundungen der Schule werden von den viel zu ähnlichen Gängen und Räumen getrübt. Hier fehlt es deutlich an Abwechslung und das Level-Design wirkt nach einiger Zeit einfach langweilig. Daran können auch die Ausflüge in die Otherworld wenig ändern, da auch diese optisch sehr ähnlich wirken und lediglich auf andere Farbpaletten setzen. Beides wäre grundsätzlich verkraftbar, wenn sich nicht andere Schwächen in den guten Ansätzen zeigen würden. So ist das Kampfsystem angenehm taktisch. Wir müssen darauf achten, wie wir unsere Charaktere platzieren, um Vorteile zu erlangen und Nachteile zu vermeiden. Gehen wir nicht überlegt vor, winkt schnell der Game-Over-Bildschirm. Zeitbegrenzung und wenig Platz verstärken die Herausforderung. Zusätzlich müssen wir darauf achten, wann und wie wir unsere Fähigkeiten einsetzen, da diese unsere MAD-Leiste, die für unseren Geisteszustand steht und auch bei Berührung mit dem Nebel in der Schule steigt, erhöhen. Erreicht ein Charakter eine volle MAD-Leiste, wird dieser zwar stärker, wir verlieren aber die Kontrolle und nach kurzer Zeit wird die Figur bewusstlos.

Klingt gut? Stimmt. Allerdings sorgen schlechtes Balancing, schwierig einzuschätzende Gegner aufgrund ihres zu ähnlichen Designs und unerwartet schwierige Kämpfe selbst im Casual-Modus für frustrierende Game Over. Wollen wir dem entgegenwirken, müssen wir unsere Charaktere hochleveln. Das funktioniert aber nicht über Erfahrungspunkte, sondern Spirit-Punkte, die wir in Fähigkeitenbäume investieren. Eigentlich ein interessantes System, das jedoch von der dringenden Notwendigkeit die Charaktere stark zu halten, getrübt wird, da wir dadurch gezwungen sind, zu grinden. Das heißt, dass wir regelmäßig herumlaufen, um in der Schule oder in Kämpfen in der Otherworld Spirit-Punkte zu sammeln. Mit der Zeit kann das enorm an der Motivation kratzen, besonders im Einklang mit den anderen Gameplay-Mängeln, die den Spielspaß beeinträchtigen.

Dazu gesellt sich, wie bereits erwähnt, die veraltete Technik, die auf eine nicht mehr zeitgemäße Grafik setzt. Immerhin läuft Monark auf das PlayStation 5, im Vergleich zur Nintendo Switch, flüssig. Zwischensequenzen sind allerdings auch auf Sonys jüngster Konsole unverständlich niedrig aufgelöst und dadurch unschön. Überzeugen kann das japanische Rollenspiel dafür mit einem stimmungsvollen Soundtrack, der die Atmosphäre hervorragend unterstützt und gemeinsam mit der Geschichte zu den großen Stärken von Monark zählt. Ebenso sind die englische und japanische Vertonung sowie die englischen Texte gelungen. Deutsche Texte stehen nicht zur Auswahl. Somit ist Monark genau betrachtet kein schlechtes Rollenspiel. Die Entwickler nutzen das vorhandene Potenzial jedoch zu wenig und die vielen Schwächen bei Gameplay und Technik trüben den ansonsten positiven Eindruck.

Fazit

Monark hat mit dem düsteren Schulsetting, der ernsten Thematiken samt Psychologie- und Ego-Ansätzen, mein Interesse geweckt. Grundsätzlich hat mich das japanische Rollenspiel auch eine Zeitlang gut unterhalten. Besonders Geschichte und Charaktere haben viel dazu beigetragen, dass ich wissen wollte, wie es weitergeht. Daran hat auch die schwache Technik wenig geändert, zumal mir das grundsätzliche Design von Monark gut gefällt. Leider trüben jedoch einige Gameplay-Mängel letztlich zu sehr die Motivation und sorgen zeitweise sogar für Frust. Wenn ich zum wiederholten Mal gezwungen bin, ewig Spirit-Punkte zu sammeln, um meine Charaktere aufzuleveln, damit ich im nächsten Kampf eine Chance habe, kratzt das spürbar am Spielspaß. Letztlich ist Monark ein ordentliches Japan-Rollenspiel mit interessanten Ansätzen und viel ungenutztem Potenzial. Bleibt zu hoffen, dass ein eventueller Nachfolger hier ansetzen kann. Monark kann ich aber nur überzeugten JRPG-Fans, die sich an den angesprochenen Mängeln nicht stören, empfehlen.

Kurzfazit: Durchschnittliches Japan-Rollenspiele, dessen spannende Geschichte und dichte Atmosphäre unter einer veralteten Technik und Gameplay-Mängeln leidet.

Vielen Dank an Koch Media und NIS America für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Monark!

Details
Titel: Monark
Genre: Rollenspiel
Publisher: NIS America
Entwickler: Lancarse, FuRyu
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PlayStation 4, Switch
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 25. Februar 2022

© FURYU CORPORATION. LICENSED TO AND PUBLISHED BY NIS AMERICA, INC.