Rezension: Joe Hill: Schiff der lebenden Toten (Comic)

Ein Bergungsschiff entdeckt in Schiff der lebenden Toten auf der Suche nach einem seit fast vierzig Jahren verschollenen Schiff Erschreckendes.

Nach einem Tsunami empfängt die US-Küstenwache plötzlich das Notsignal der Derleth. Das Schiff einer Ölbohrgesellschaft ist bereits seit 1983 verschollen. Um zu erfahren, was damals passiert ist und eventuelle Forschungsergebnisse zu bergen, beauftragt David Lacome von Rococo International Kapitän Gage Carpenter und seine Crew, das Wrack zu untersuchen. Mit an Bord ist auch die Meeresbiologin Moriah Lamb und David Lacome persönlich. Auf dem Atoll, dessen Besitzrecht nicht eindeutig geklärt ist und auch von Russland beansprucht wird, erwartet sie etwas weitaus Erschreckenderes, als sie sich jemals vorstellen konnten.

Klassische Horror-Science-Fiction

Bereits die Beschreibung von Schiff der lebenden Toten weist auf die großen Inspirationsquellen des Comics, die auch beim Lesen mehr als eindeutig werden, hin. Autor Joe Hill orientiert sich bei dem Horror-Comic mit Science-Fiction-Elementen recht offensichtlich an John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt und reichert das mit Elementen von H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos sowie der mehrmals verfilmten Geschichte The Body Snachters (deutsch: Unsichtbare Parasiten oder Die Körperfesser kommen) von Jack Finney an. Das Eregbnis ist ein packendes Horror-Erlebnis, das den namenhaften Vorlagen fast in nichts nachsteht und keineswegs eine bloße Kopie der Genre-Klassiker ist. Joe Hill gelingt es, gemeinsam mit Zeichner Stuart Immonen und Kolorist Dave Stewart, eine eigenständige Hommage mit allerlei Verweisen auf die bekannten Werke zu erzählen. Dabei beginnt Schiff der lebenden Toten interessant, weckt schnell Neugier und wird spätestens mit dem Ende des ersten von sechs Kapiteln hochspannend, so dass es schwer fällt, den Comicband wieder aus der Hand zu legen.

Obwohl die Geschichte auf bekannten Elementen aufbaut und vieles vertraut wirkt, entsteht niemals der Eindruck, die Handlung sei vorhersehbar. Vielmehr wird ein neuer Blick auf ein schauriges Szenario geworfen, das enorm vom hervorragenden Erzähltempo sowie der nicht weniger gelungenen Erzählweise profitiert. Joe Hill versteht es, die Handlung langsam aufzubauen und in den richtigen Momenten zu schocken, ohne dabei die Geschichte selbst aus dem Blick zu verlieren. Schiff der lebenden Toten ist gruselig, konsequent und blutig und profitiert maßgeblich von den gut geschriebenen Charakteren. Es ist zwar nicht jede Figur komplett ausgearbeitet, aber das ist gar nicht notwendig. Manchmal reicht schon ein grobes Bild eines Nebencharakters, damit dieser die Handlung bereichern kann. Zumal die wichtigen Akteure glaubhaft und lebendig wirken. Es fällt leicht, an ihrem Schicksal Interesse zu entwickeln und Sympathie oder Abneigung für sie zu empfinden. Umso besser funktioniert die mit einigen Wendungen versehene Geschichte, die nachvollziehbar und intelligent voranschreitet und gleichzeitig angenehm kurzweilig ist. Gerade deshalb fühlt sich Schiff der lebenden Toten wie ein klassische Horror-Film an. Eben wie ein Das Ding aus einer anderen Welt und andere Genre-Klassiker.

Dazu tragen natürlich auch die stimmungsvollen Zeichnungen von Stuart Immonen bei. Der Zeichner versteht es, die Atmosphäre perfekt einzufangen und wiederzugeben, schaurige Momente in Szene zu setzen, Charaktere und Kreaturen zu gestalten. Immer wieder gibt es kleine Details zu entdecken, die vielleicht nicht wichtig sind, aber viel zur Stimmung beitragen. Perfektioniert wird das optische Bild von den nicht weniger gekonnt eingesetzten Farben von Dave Stewart, der die Bilder von Stuart Immonen erstklassig koloriert hat und somit seinen Teil zur packenden Atmosphäre des bis zum Ende fesselnden Horror-Comics beiträgt.

Fazit

Schiff der lebenden Toten ist ein fesselndes Horror-Erlebnis klassischer Machart. Anders lässt sich der Comicband von Autor Joe Hill, Zeichner Stuart Immonen und Kolorist Dave Stewart nicht beschreiben. Wunderbar gelingt es, die Stimmung des Genre-Klassikers Das Ding aus einer anderen Welt mit Lovecraft-Elementen und The-Body-Snachter-Einflüssen zu verbinden. Als Ergebnis wird eine packende, hervorragend erzählte und konsequente Geschichte mit einigen Wendungen erzählt, die von Anfang bis Ende fesselt und eine enorme Spannungskurve aufbaut. Genre-Fans sollten sich Schiff der lebenden Toten nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Fesselnder Horror-Comic, der sich hervorragend an Genre-Klassikern orientiert und eine eigenständige, spannende Geschichte erzählt. Ein Muss für Genre-Fans!

Vielen Dank an Panini für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Joe Hill: Schiff der lebenden Toten!

Details
Titel: Joe Hill: Schiff der lebenden Toten
Originaltitel: Plunge 1-6
Genre: Horror
Verlag: Panini
Autor: Joe Hille
Zeichner: Stuart Immonen
Farben: Dave Stewart
Seiten: 172
Preis: 19,00 € (Softcover) / 27,00 € (Hardcover)
Verlagsseite: Schiff der lebenden Toten (Softcover) bei Panini Comics
Schiff der lebenden Toten (Hardcover) bei Panini Comics
Erscheinungsdatum: 25. Mai 2021

© Hill House Comics / DC Black Label / Joe Hill, Stuart Immonen, Dave Stewart / Panini