Rezension: Langrisser I & II (Switch)

Rückkehr nach El Sallia: Langrisser I & II bringt die beiden ersten Teile der Strategie-Rollenspiel-Reihe auf die Switch.

Im Gegensatz zu Intelligent Systems und Nintendos Fire-Emblem-Reihe ist Langrisser im Westen weniger bekannt. Nur wenige Teile sind seit dem Debüt 1991 außerhalb Japans erschienen. Langrisser I & II ändert das und fasst die beiden ersten Spiele der ursprünglich von Masaya Games entwickelten Reihe in einer Sammlung zusammen. Dabei handelt es sich um kein Remake, sondern eher um ein Remaster. Neue Charakterdesigns samt entsprechender Artworks im Spiel, hübschere Karten und die Möglichkeit, jederzeit zwischen den Stilen zu wechseln oder diese zu mischen. Ansonsten bleibt Langrisser I & II weitgehend unangetastet. Aufgrund des noch immer gelungenen Gameplays, ist das aber auch nicht notwendig.

Zweifacher Kampf für den Frieden

Langrisser I erzählt vom jungen Prinzen Leding, der beim Angriff auf Baldea flüchten muss und anschließend gemeinsam mit seinen Verbündeten gegen das Dalsis Empire kämpft. Elwin, Hauptcharaktere von Langrisser II, und seine Freunde hingegen, treten den finsteren Plänen des Kaiserreichs Rayguard entgegen. Beide Geschichten drehen sich wenig überraschend auch um Bedrohungen für die gesamte Welt, Dämonen und das heilige Schwert Langrisser, dessen Kräfte benötigt werden, um den Frieden wiederherzustellen. Auffällig ist dabei, dass die in zwanzig beziehungsweise einundzwanzig Kapiteln erzählte Handlung nicht zwingend linear verlaufen muss.

Ein Story Tree ermöglicht uns jederzeit Einblick in die verschiedenen Routen des jeweiligen Spiels. Langrisser I bietet acht, Langrisser II dreizehn abweichende Handlungsverläufe. Durch Entscheidungen in bestimmten Kapiteln sowie Zwischensequenzen, beeinflussen wir die Geschichte und auch mit welchen Charakteren wir uns verbünden. Optionale Zusatzziele in den Schlachten sowie die individuell von einer Einheit getöteten Feinde und die Häufigkeit ihrer Rückzuge, haben ebenfalls Einfluss auf Handlungsverlauf, Enden und Charakterprologe. Die Story Trees ermöglichen ein zurückspringen zu bereits absolvierten Schlachten, so dass wir getroffene Entscheidungen ändern und einen neuen Weg einschlagen können. Allerdings ist es im Anschluss nicht mehr möglich in die Zukunft zu springen. Eine Rückkehr von Kapitel elf zu Kapitel acht ist also möglich, anschließend muss die Geschichte aber wieder linear bis Kapitel elf gespielt werden, um wieder dort anzukommen. Erfahrungspunkte, Charakterfortschritte, Geld und Ausrüstung werden mit in die Vergangenheit genommen.

Klassische Schlachten

Beim Gameplay unterscheiden sich beide Langrisser-Spiele genauso wenig wie optisch. In den Schlachten führen wir unsere Helden rundenweise gegen Feinde ins Feld. Bevor es jedoch losgeht, beantworten wir in beiden Teilen der Göttin Lucillis einige Fragen, die die anfänglichen Charakterwerte von Ledin und Elwin beeinflussen. Anschließend geht es ohne größere Erklärungen los. Hintergrunddetails zu den jeweiligen Kapiteln können wir im Kartenbildschirm genauso aufrufen wie textliche Tutorials, Informationen zu unseren Charakteren und den Story Tree.

Haben wir ein Kapitel begonnen, landen wir meist direkt auf dem Schlachtfeld. Hier positionieren wir, sofern erlaubt, unsere Einheiten auf vorbestimmten Feldern. Außerdem können wir für jeden Charakter Söldner rekrutieren, die als zusätzliche, unterstützende Einheiten an der Seite des jeweiligen Kommandanten kämpfen. Welche und wie viele Söldner zur Verfügung stehen, hängt von der Charakterklasse der jeweiligen Figur ab. Söldner kosten zwar Gold, sind aber überaus hilfreich, da wir in Schlachten sowieso meist zahlenmäßig unterlegen sind und wir auf diese Weise deutlich mehr Einheiten ins Feld führen können. Söldner gelten als Erweiterung ihres Kommandanten und sammeln Erfahrungspunkte für diesen. Befinden sich die Söldner beim Kampf in der Nähe ihres Anführers, erhalten sie Boni für die Kämpfe.

Ansonsten spielt sich Langrisser I & II wie vom Genre gewohnt. Sind wir an der Reihe, dürfen wir all unsere Einheiten bewegen und Feinde angreifen. Magie ist ein gesonderter Befehl, der nur als Ersatz für eine Bewegung möglich ist, weshalb eine gute Platzierung hilfreich sein kann. Zu beachten gilt es außerdem, dass manche Einheiten und Söldner im Vorteil gegenüber anderen sind. Eine entsprechende Anzeige über Feinden, die wir angreifen können, weist darauf hin, ob wir stärker oder schwächer sind oder der Kampf ausgeglichen ist. Aufgrund der hohen Einheitenanzahl durch die Söldner, können sich Runden durchaus etwas ziehen. Besonders, wenn wir Feinde nicht sofort erreichen, ist langes Platzieren unserer Einheiten durchaus lästig. Die Kommandofunktion, die Söldner vorbestimmte Befehle ausführen lässt, hilft dabei nur bedingt. Ähnlich verhält es sich mit den Phasen für Verbündete und Feinde, die wir weder überspringen, noch schneller ablaufen lassen können. Dadurch ziehen sich manche Schlachten unnötig und verlieren an Geschwindigkeit. Angesichts der sonst gelungenen Auseinandersetzungen, ist uns deshalb jedoch nie die Lust am Spiel vergangen.

Dialoglastig und aufgehübscht

Die Geschichten von Langrisser I und Langrisser II werden vor allem durch Dialoge vor, während und nach den Schlachten weitererzählt. Immer wieder unterbrechen Gespräche zwischen unseren Charakteren oder den Feinden kurzzeitig das Spielgeschehen. Richtige Zwischensequenzen gibt es hingegen nicht. Stattdessen agieren die ein wenig animierten Charakterbilder vor zum jeweiligen Ort passenden Hintergründen. Gelegentlich wir die Präsentation von schicken Eventbildern, die besondere Szenen darstellen, aufgelockert. Andere Genrevertreter mögen das schon aufwendiger gestaltet haben, der Erzählweise schadet es jedoch zu keiner Zeit. Die eher standardmäßigen und mit einigen Klischees ausgestatteten Geschichten sind trotz ihrers teils klar erkennbaren Alters spannend erzählt und profitieren von den bereits erwähnten Abzweigungen und Entscheidungen. Zusätzlich zum motivierenden Gameplay sind es die unterschiedlichen Story-Routen, die den Reiz von Langrisser I & II ausmachen.

Als Remaster, ist Langrisser I & II optisch und technisch aufgewertet worden. Beide Teile der Strategie-Rollenspiel-Reihe laufen auf der Switch sowohl im Handheld-Modus als auch am Fernseher absolut flüssig. Für welchen Stil wir uns dabei entscheiden, ist vollkommen egal. Wahlweise stehen die neuen und alten Charaktermodelle beziehungweise Karten zur Verfügung. Wie erwähnt besteht dabei die Möglichkeit, auch neue Charaktermodelle mit Pixelkarte zu vermischen oder die klassischen Charaktere bei aufgehübschten Karten einzusetzen. Hierbei gilt allerdings: Die Charaktere unterscheiden sich lediglich in ihren Artworks. Die auf den Schlachtfeldern agierenden Figuren bleiben stets in ihrer modernen Variante erhalten. Schade, hier hätte ein noch klassischeres Spielgefühl erzeugt werden können.

Gerade beim Charakterdesign gab es bereits im Vorfeld Diskussionen über die neuen Entwürfe für Ledin, Elwin und die anderen. Letztlich ist es Geschmackssache, welcher Stil die persönlichen Präferenzen mehr trifft. Rein von der Qualität der Zeichnungen sind beide hochwertig. Abgerundet wird Langrisser I & II von einem sehr guten, stets passenden Soundtrack, der sich jedoch zum Teil in den beiden Spielen der Reihe wiederholt. Die japanische Sprachausgabe wird von englischen Texten begleitet. Eine deutsche Übersetzung ist nicht vorhanden. Das ist jedoch kaum als negativ anzusehen. Wer sich nicht an der etwas gemächlicheren und klassischen Spielweise stört, erhält mit Langrisser I & II ein gelungenes Strategie-Rollenspiel, das hoffentlich endlich die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient hat.

Fazit

Obwohl mir der Name Langrisser schon lange vertraut ist, hatte ich bisher nicht die Gelegenheit einen Teil der Strategie-Rollenspiel-Reihe zu spielen. Um so gespannter war ich auf die Neuauflage der ersten beiden Serienteile. Langrisser I & II hat mir genau das geboten, was ich erwartet habe: Etwas klassische, aber gelungene Genre-Unterhaltung mit typischer Fantasy-Geschichte. Damit mögen die beiden miteinander verknüpften Spiele vielleicht nicht an neuere Fire-Emblem-Spiele wie Fire Emblem: Awakening oder gar Fire Emblem: Three Houses heranreichen, sind aber auch nicht unbedingt im Nachteil gegenüber der Reihe von Intelligent Systems. Motivierende Schlachten, interessante Spielmechaniken, durchaus spannende Geschichten und besonders der Story Tree samt alternativen Routen und Enden, zeichnen Langrisser I & II aus. Lediglich das manchmal etwas zu gemächliche Gameplay und die etwas zu einfache Präsentation der Geschichte könnten negativ aufgefasst werden, passen aber zur klassischen Art und Herkunft der Spiele. Genre-Fans, die sich daran nicht stören, sollten sich Langrisser I & II unbedingt ansehen und dürften ihren Spaß mit dem Strategie-Rollenspiel haben.

Kurzfazit: Langrisser I & II bietet zwei motivierende und spannende Strategie-Rollenspiele sowie viel Umfang und gelungenes, wenn auch klassisches Gameplay.

Vielen Dank an NIS America für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Langrisser I & II!

Details
Titel: Langrisser I & II
Genre: Strategie-Rollenspiel
Publisher: NIS America
Entwickler: extreme, Chara-ani Corporation, Masaya Games
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PlayStation 4
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 13. März 2020

© extreme / © Chara-ani Corporation 2019
Licensed to and published by NIS America, Inc