Rezension: Daredevil: Der Mann ohne Furcht (Comic)

daredevil-der-mann-ohne-furcht-coverIn den frühen 1990ern erzählten Frank Miller und John Romita Jr. die Anfangsgeschichte von Daredevil neu. Nun erscheint die Storyline „Der Mann ohne Furcht“ als gesammelte Neuauflage bei Panini.

Spätestens seit der Netflix-Serie Daredevil ist der blinde Marvel-Superheld auch vielen Nicht-Comic-Lesern bekannt. In den 1960ern von Stan Lee und Bill Everett erfunden, war es Frank Miller, der Daredevil in den späten 1970ern und 1980ern erst richtig groß machte und zahlreiche Elemente, wie beispielsweise Elektra oder Wilson Fisk einführte. 1993 veröffentlichte Marvel schließlich eine Neufassung der Anfangsgeschichte von Daredevil. Gemeinsam mit Zeichner John Romita Jr. war erneut Frank Miller für die Storyline ‚The Man Without Fear‘ bzw. ‚Der Mann ohne Furcht‘ verantwortlich. Darin begleitet der Leser Matt Murdock vom Kindesalter an auf seinem Weg, der ihn schließlich zum Beschützer des New Yorker Viertels Hell’s Kitchen macht – zu Daredevil.

Blinder Held

Die Geschichte beginnt noch vor dem Unfall, der Matt Murdock erblinden lässt. Der Junge fristet ein recht normales Leben in Hell’s Kitchen, wächst allerdings ohne seine Mutter auf. Eines Tages passiert dann der Unfall, der ihn erblinden lässt und Matts Leben verändert. Anschließend lernt er seinen Mentor Stick kennen. Auch ein Ausschnitt seiner Zeit am College wird angerissen und beeinflusst den späteren Superhelden. Als Daredevil selbst ist Matt in ‚Der Mann ohne Furcht‘ allerdings erst gegen Ende zu erleben.

Im vier der fünf US-Hefte tritt er erstmals als Beschützer der Schwachen in Erscheinungen. Das klingt vielleicht so, als würde sich die Geschichte zu sehr auf den Werdegang von Matt zu Daredevil konzentrieren – und das stimmt auch. Aber es stört zu keiner Zeit. Gerade dieser Weg ist es, der das Werk von Miller und Romita Jr. so interessant macht. Es wird ein Einblick in die Vergangenheit eines der härtesten Marvel-Superhelden geboten. Die gelegentlichen Zeitsprünge verhindern außerdem, dass sich die Geschichte zu sehr in die Länge zieht. Dafür sorgt auch die nicht zu kurz kommende Action. So zeigt Matt Murdock bereits als Kind und Student, was er trotz seiner Blindheit drauf hat. Dabei ist das Comic nicht gerade zimperlich. Die Kämpfe sind brachial und blutig, ohne dabei übertrieben zu wirken.

Starke Erzählung

Eine weitere Stärke von ‚Der Mann ohne Furcht‘ sind die gut geschriebenen Texte. Häufig bieten sie einen Einblick in die Gedankengänge der Charaktere und bieten so einen wesentlich tieferen Einblick in die Persönlichkeit der Figuren. Gerade Matt selbst erhält dadurch mehr Tiefe. Perfekt ist die Darstellung der Charaktere dennoch nicht, aber auf einem sehr hohen Niveau.

Aus heutiger Sicht fallen natürlich die Zeichnungen als andersartig auf. An sich sind die Bilder von John Romita Jr., die Al Williamson getuscht und Christie Scheele mit Farben versorgt hat, dem typischen Stil der frühen 1990er zu verdanken. Die Charakterdesigns wirken allerdings nicht mehr zeitgemäß und teilweise sogar etwas unschön. Das fällt insbesondere bei einigen weiblichen Figuren auf. Auch die Farben sind noch matter als bei vielen aktuellen Comics. Doch der Stil passt zur Geschichte und vermittelt die düstere, dreckige Atmosphäre sehr gut.

Fazit

Die Neuerzählung von Daredevils Anfangsgeschichte durch Frank Miller und John Romita Jr. gilt nicht unverdient als ein Klassiker aus dem Hause Marvel. Die 1993 veröffentlichte Storyline erzählt auf interessante Weise den Weg eines Jungen aus einfachsten Verhältnissen, der trotz eines schweren und harten Lebens zu einem Beschützer der Unschuldigen wird. Dass die Konzentration dabei lange Zeit auf der Vergangenheit von Matt Murdock liegt, sehe ich als eine der Stärken des Comics an, schließlich soll die Entstehung Daredevils erzählt werden. Aufgrund des Alters ist natürlich klar, dass die Zeichnungen aus heutiger Sicht nicht jedem gefallen werden. Moderne Comics – gerade im Superhelden-Bereich – sind oft detaillierter und aufwändiger gestaltet. Dennoch kann der Stil überzeugen und die Bilder setzen die Geschichte gut in Szene. Lediglich das Design der Figuren sagt mir persönlich nicht sonderlich zu, ist aber ebenfalls dem Alter des Comics geschuldet. Superhelden-Comic-Fans, die ‚Der Mann ohne Furcht‘ noch nicht kennen, sollten dies auf jeden Fall nachholen. Fans der Netflix-Serie können zumindest einen genaueren Blick wagen. Es ist klar, dass Millers und Romita Jrs Werk als Inspiration für die Verfilmung gedient hat.

Kurzfazit: Klassiker des Superhelden-Genres, der eine starke Geschichte erzählt aber einen ungewohnten Zeichenstil aufweist.

Vielen Dank an Panini für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Daredevil: Der Mann ohne Furcht!

Details
Titel: Daredevil: Der Mann ohne Furcht
Genre: Superhelden, Action
Verlag: Panini
Autor: Frank Miller
Zeichner: John Romita Jr., Al Wiliamson
Farben: Christie Scheele
Seiten: 180
Preis: 16,99 € (Softcover) / 25,00 € (Hardcover)
Verlagsseite: Daredevil: Der Mann ohne Furcht (Softcover) bei Panini Comics
Daredevil: Der Mann ohne Furcht (Hardcover) bei Panini Comics
Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2015

Bilder Copyright Panini/Marvel/Disney/Lucasfilm