Rezension: Tales of Zestiria the X – Staffel 1 (Blu-ray)

Nach Tales of Symphonia The Animation veröffentlicht KSM Anime mit Tales of Zesitiria the X Staffel 1 die nächste Serie basierend auf Bandai Namcos Tales-Reihe.

Als einziger Mensch ist Sorey unter Seraphim aufgewachsen. Dadurch ist der gutherzige junge Mann in der Lage, diese spirituellen, für Menschen unsichtbaren Wesen zu sehen und mit ihnen zu reden. Stets an seiner Seite ist sein Seraphim-Freund Mikleo. Als die beiden eines Tages eine junge Frau finden und trotz des Verbotes in ihr Heimatdorf bringen, erfährt Sorey vom Unheil, das über die Welt hereingebrochen ist. Wie in den alten Legenden des Himmelsverzeichnisses beschrieben, hofft Alisha darauf, dass ein Hirte erscheint und die Menschheit vor dem Bösen rettet. Kurzerhand folgt Sorey ihr in die Hauptstadt Ladylake. Bei einer drohenden Katastrophe gelingt es Sorey das Heilige Schwert aus dem Felsen zu ziehen, wodurch er zum Bezwinger des Unheils, zum Hirten, wird. Fortan ist es seine Aufgabe das Böse zu bekämpfen. Dabei will er sein Ziel verfolgen, eine Welt zu erschaffen, in der Menschen und Seraphim Seite an Seite gemeinsam leben. Langsam wird ihm aber die Tragweite seines Titels und die schwere Last, die damit einhergeht bewusst.

Alternative Erzählung

Hinter Tales of Zestiria the X steht wie bei Tales of Zestiria: Dawn of the Shepherd das Studio ufotable sowie Tales-of-Symphonia-Regisseur Haruo Sotozaki. Die Gesamtausgabe umfasst die komplette erste Staffel inklusive der direkt vor Alishas Ankunft in Elysia spielenden Episode 0. Dieser Handlungsstrang ist im Spiel nicht enthalten und bietet somit auch Kennern der Vorlage willkommenen Mehrwert. Erstmals wird verraten, was die junge Prinzessin und Ritterin vor ihrer Begegnung mit Sorey erlebt hat und wie sie nach Elysia gelangt ist. Allerdings adaptiert Tales of Zestiria the X die Geschichte des Rollenspiels nicht eins zu eins, sondern erlaubt sich einige Freiheiten. Das ist bereits von anderen Anime-Umsetzungen diverser Spiele bekannt und fällt nicht negativ auf. Eher im Gegenteil. Die Neuinterpretation der Handlung bleibt so nah an der Vorlage, wie es für eine Serie Sinn macht. Gleichzeitig wird an den richtigen Stellen gekürzt, zusammen- oder angepasst und ergänzt. Dadurch mag der Ablauf der Ereignisse abweichend sein und manche Situation oder Begegnung wird gänzlich anders angegangen, doch im Gesamtbild fügt sich die Geschichte hervorragend zusammen. Hier hat das Team hinter Tales of Zestiria the X genau den richtigen Weg zwischen Vorlagentreue und Serienfunktionalität gefunden. Die Anime-Adaption kann als alternative Version von Soreys Abenteuer betrachtet werden.

Durch Episode 0 beginnt Tales of Zestiria the X mit Alisha und einigen Ereignissen, die den Zustand der Welt sowie das um sich greifende Unheil darstellen. Auf diese Weise wird ein guter Einblick zur Ausgangslage gewährt. Zudem fügt sich der Prolog perfekt an die anschließende offizielle erste Folge der Serie an. Kenner der OVA Dawn of the Shepherd werden Teile der ersten beiden Episoden in etwas anderer Form bereits kennen. Die abgewandelte Umsetzung bietet aber genug neue Szenen und einen anderen Ansatz, so dass dieser Fakt nicht störend auffällt. Lange Zeit lässt sich die Serie nicht, bis Sorey zum Hirten wird. Bereits in Episode drei kommt es zu diesem wichtigen Ereignis. Teilweise könnte die Geschichte von Tales of Zestiria the X trotz eines klaren roten Fadens und aufeinander aufbauender Elemente, grob in mehrere kurze Handlungsbögen unterteilt werden. Episodenhaft wirkt die Serie dadurch zu keiner Zeit, da stets nicht nur Sorey im Blick des Geschehens bleibt. Auch die Erlebnisse von Figuren, die sich gerade nicht in seinem Umfeld aufhalten, werden weiterhin thematisiert. Dass der junge Hirte trotzdem als klarer Protagonist fungiert, tritt aber nicht in den Hintergrund. Durch die ergänzenden Nebenhandlungen wird nicht nur Spannung aufgebaut, sondern auch für Abwechslung gesorgt. Auf diese Weise zeigt Tales of Zestiria the X, dass nicht nur eine Person im Fokus steht und auch abseits des Helden die Geschichte weitergeht.

Gelungene Fantasy trotz Unterbrechung

Obwohl die Geschichte der Rollenspiel-Vorlage nicht zu den besten oder individuellsten Fantasy- und Tales-Stories gehört, kann Tales of Zestiria the X hierbei überzeugen. Die Handlung ist spannend, abwechslungsreich, mythisch und schafft die Gratwanderung zwischen düsteren, bedrückenden, ernsten, humorvollen und fröhlichen Momenten hervorragend. Gleichzeitig ist der Handlungsbogen genau richtig ausgewogen, so dass die Höhepunkte gut zur Geltung kommen. Sei es nun die Begegnung mit einem riesigen Drachen oder der Kampf gegen einen mächtigen Helion, die Inszenierung ist jedes Mal gelungen und im Anschluss im Stil hervorragend getroffen. Dem schließen sich noch kritische Untertöne bezüglich Krieg, der Bosheit der Menschheit oder Mord an. Gerade hierbei zeigt die Anime-Umsetzung des Rollenspiels mehr Tiefgang als erwartet und schafft es, die politische Ebene zumindest grob auszuarbeiten. Da verzeiht man der Serie gerne, dass die Grundlage rund um einen auserwählten Helden, der das absolute Böse bekämpfen muss, gerne. Zumal dieser Aspekt durch weitere wichtige Faktoren bezüglich der Funktion des Hirten erweitert und somit individualisiert wird. Deshalb ist es um so bedauerlicher, dass die Episoden fünf und sechs statt Tales of Zestiria den Beginn von Velvets Geschichte aus Tales of Beseria behandeln. Angesichts der Story-Verbindung der beiden Spiele mag es dafür Gründe geben, da aber nicht mehr auf Velvet eingegangen wird, hinterlassen die beiden Folgen eher einen Füller-Eindruck. Immerhin wirkt die Zestiria-Geschichte dadurch nicht gehetzt oder unvollständig.

Getragen wird die Geschichte dabei von den abwechslungsreichen, wenn auch in Teilen stereotypischen Hauptfiguren, die so liebevoll und sympathisch sind, dass man sie schnell ins Herz schließt. Sicherlich manche aus der Vorlage bekannte Charaktereigenschaft kommt in der Serie weniger zur Geltung, doch insgesamt sind Sorey, Alisha, Mikleo, Lailah und die anderen gut getroffen. Wirklich etwas Neues sollte jedoch nicht erwartet werden. Genauso wie die Geschichte hält sich das Charakterfeld an bestimmte Grundsätze. Das gilt besonders für den überguten, naiven und weltfremden Sorey. Allerdings sorgen Entwicklungen und äußere Einflüsse dafür, dass solche Aspekte besser zur jeweiligen Figur passen, als oft sowieso schon. Zur guten Funktionalität der Figuren trägt neben dem perfekt an die Vorlage angepassten, detailreichen Charakterdesign, die sehr gute deutsche Synchronisation bei. Die Stimmen passen bis auf wenige Komparsen- und Nebenfigur-Ausnahmen zu den Akteuren und die Sprecher verleihen den Dialogen einen glaubhaften Eindruck. Zusätzlich versteht es Tales of Zestiria the X mit wunderschönen Bildern und flüssigen Animationen zu überzeugen. Lediglich wenige Hintergründe und die CGI-Effekte wissen manchmal weniger zu gefallen. Abgerundet wird das Ganze durch den hervorragenden Soundtrack.

Fazit

Tales of Zestiria mag nicht der beste Teil der Reihe sein und auch nicht die einfallsreichste Geschichte erzählen, trotzdem habe ich mich dem Rollenspiel gerne gewidmet. Nach Tales of Symphonia The Animation habe ich mir von der Zestiria-Adaption einiges erwartet und wurde nicht enttäuscht. Das Team bei ufotable hat die Geschichte hervorragend adaptiert und an den richtigen Stellen angepasst und ergänzt. Daraus ergibt sich eine spannende Fantasy-Serie, die vielleicht nicht mit der ungewöhnlichsten Grundprämisse auffällt, aber im Gesamtwerk überzeugt und unterhält. Da stört dann auch der zwei Episoden lange Ausflug zu Tales of Beseria nicht. Viel mehr wünsche ich mir nun eine komplette Anime-Umsetzung von Velvets Geschichte. Vorher wartet ich aber gespannt auf Tales of Zestiria the X Staffel 2 und hoffe, dass KSM Anime diese möglichst bald veröffentlicht.

Kurzfazit: Tales of Zestiria the X adaptiert die Rollenspiel-Vorlage hervorragend und erzählt eine gelungene Fantasy-Story mit sympathischen Figuren. Kaufempfehlung für Tales– und Genre-Fans.

Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tales of Zestiria the X – Staffel 1!

Details
Titel: Tales of Zestiria the X – Staffel 1
Originaltitel: Tales of Zestiria – The X
Genre: Fantasy
Regie: Haruo Sotozaki
Studio: ufotable
Produktionsjahr: 2016
Laufzeit: ca. 307 Minuten
Sprachen: Deutsch (DTS-HD MA 5.1), Japanisch (DTS-HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Extras: Opening- und Endingsong, Trailer, Bildergalerie
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 17. Mai 2018
Herstellerseite: Tales of Zestiria the X – Staffel 1 bei KSM Anime

Copyright ufotable / Bandai Namco / KSM Anime

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