Rezension: Ancien und das magische Königreich

Universum Anime hat ein Händchen für zauberhafte Anime-Filme, wie sich bei dem am 15. Dezember veröffentlichten Ancien und das magische Königreich erneut zeigt.

Kokone ist eine vollkommen normale Oberschülerin. In ihrem letzten Jahr kurz vor den Sommerferien muss sie für die Unversitätsaufnahmeprüfungen lernen. Gemeinsam mit ihrem etwas eigenbrötlerischen Vater lebt sie in der Provinz Okayama. Allerdings hat Kokone ein besonders Talent: Sie kann überall sofort einschlafen. In ihren Träumen ist sie die junge Prinzessin Ancien von Heartland. Einem Land in dem unerlässlich Autos gebaut werden. Mit ihrem magischen Tablet haucht sie den Maschinen Leben ein, was jedoch vom König nicht gerne gesehen wird. Doch obwohl sie in einen gläsernen Turm gesperrt wird, schleicht sich Ancien mit ihrem sprechenden Plüschtier Joi nach draußen und erlebt allerlei Abenteuer, die sich auch dem Kampf gegen den Dämon, der das Land heimsucht, widmen. Als Kokones Vater wegen Industriespionage verhaftet wird und zwielichtige Männer versuchen an das Tablet des Automechanikers zu kommen, beginnt für die Oberschülerin auch in der Realität ein Abenteuer, das ihren gesamten Mut erfordert. Hilfe bekommt sie dabei von ihrem Freund Moroi. Wie stark sind Realität und Kokones Träume miteinander verbunden? Kann sie durch die Erlebnisse dort, die Ereignisse in der wahren Welt beeinflussen?

Traumhaftes Abenteuer

Ancien und das magische Königreich beginnt in Kokones Traum. Kurz, aber ausführlich wird erklärt, was es mit der Welt, die an eine Mischung aus Moderne, industrieller Revolution und Science-Fiction erinnert, auf sich hat. Dieser Einstieg zeigt bereits die magische Seite, die der Film von Autor, Schöpfer und Regisseur Kenji Kamiyama zu entfalten weiß. Allgemein gilt, dass Kokones Abenteuer parallel auf zwei Ebenen stattfindet, die meist perfekt ineinander greifen. Getragen von den wunderschönen Bilder mit den kräftigen Farben, versteht es der Film die Geschichte in einer angenehm sanften und doch dramatischen und spannenden Erzählweise in genau dem richtigen Tempo zu erzählen. Dabei nehmen viele wichtige Figuren sowohl in der Realität als auch im Traum eine Rolle ein. Mit fortschreiten der Handlung wird immer deutlicher, welche Bedeutung die Ereignisse im Traum haben und wie sich diese mit der Realität zusammenfügen. Ein faszinierendes Erlebnis, wenn die Erkenntnis einsetzt. Lediglich zum Ende bleibt etwas zu lange unklar, in wie weit die Geschehnisse im magischen Königreich wirklich mit der Realität verzahnt sind. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau, da sich letztlich alles auflöst.

Aber bevor Ancien und das magische Königreich diesen Punkt erreicht, begleitet man Kokone und ihr Traum-Alter-Ego Ancien sowie Moroi auf einem spannenden Abenteuertrip. Samt Verfolgungsjagd, klar erkennbarem finsteren Bösewicht und wundervoller Familien- und Freundschaftsbande, die in den stärksten Momenten sogar für einen Knoten im Hals sorgen können. Genau dann erinnert Ancien und das magische Königreich an vergleichbare Filme wie etwa den erst kürzlich erschienenen Aura: Koga Maryuin’s Last War, Makoto Shinkais Die Reise nach Agharta oder manchen Ghibli-Klassiker. Ganz an die Qualität letzterer reicht Kamiyama-sans Film zwar nicht heran, trotzdem bleibt eine zauberhafte Geschichte, die von Anfang bis Ende ihre Magie zu entfalten weiß. Dabei stören auch die zeitweise ernsten Momente, die der Atmosphäre einen leicht dunkleren Hauch geben, nicht.

Getragen wird der Film eindeutig von den liebevoll gestalteten Figuren. Diese bleiben zwar klar in ihren Rollen haften und zeigen kaum Ansätze, die nicht irgendwo schon einmal zu sehen waren, können aber trotzdem überzeugen. Besonders Kokone und Ancien habe ich schnell ins Herz geschlossen. Dadurch bleibt das Interesse am Schicksal der kleinen Charakterriege erhalten und trägt maßgeblich dazu bei, dass viele zauberhafte Szenen in dieser Form funktionieren. Einen Anteil daran hat auch das schöne Charakterdesign, das zwar in Sachen fantasievoll nicht übertreibt, aber trotzdem wundervolle Figuren auf den Bildschirm bringt. Diese sind in der Realität angenehm bodenständig und doch auffällig, während sie im Traum gerade durch die ausgefallene Kleidung hervorstechen und etwas Magisches erhalten. Maßgeblich an der Wirkung der Figuren ist zudem die erstklassige Mimik und die gute deutsche Synchronisation, die den Charakteren zusätzliches Leben einhaucht, beteiligt. Begleitet wird das alles von der Botschaft, die Ancien und das magische Königreich in sich trägt. Die Geschichte flechtet den Fortschritt und das Träumen von neuen Technologien, den Kampf von Tradition gegen etwas Neues sowie den Kampf für die eigenen Ziele und Wünsche mit ein und nutzt diese Elemente, um der Magie der phantastischen Erzählung einen realeren Bezug und ein Thema, das zumindest etwas zum Nachdenken anregt zu verleihen. Zwar bleibt eine ernste, hochtrabende Botschaft aus, doch das benötigt Ancien und das magische Königreich nicht, da es sich auch so um einen zauberhaften Film handelt.

Fazit

Sicherlich reicht Ancien und das magische Königreich nicht an manch andere vergleichbare Filme heran. Doch das ist gar nicht erforderlich. Das zauberhafte Abenteuer von Kokone und ihrem Traum-Alter-Ego weiß zu faszinieren und mit kleineren Wendungen zu überraschen, während die Mischung aus Fantasy, Humor und Realitäts-Bezug genau richtig ist. Daraus ergibt sich eine wundervolle Geschichte, die mit guten, wenn auch nicht unbedingt neuen Charakteren, zu überzeugen weiß. Gerade Kokone und Ancien tragen viel dazu bei, dass ich mitgefiebert und ein großes Interesse am Ausgang des Films entwickelt habe. Zwar mag die Handlung nicht tiefgründig oder mit einer hochtrabenden Botschaft ausgestattet sein, doch das ist gar nicht notwendig. Ancien und das magische Königreich will eine zauberhafte Abenteuer-Geschichte einer Oberschülerin erzählen und macht genau das sehr gut. Für mich ein perfekter Jahres-Abschluss für Universum Anime, die damit erneut unter Beweis stellen, bei der Auswahl der Filme genau richtig zu liegen. Besonders, wenn es um Geschichten geht, die auch für die ganze Familie geeignet sind.

Kurzfazit: Ancien und das magische Königreich erzählt eine wundervolle Abenteuer-Geschichte, die von ihrer liebenswerten Hauptfigur getragen wird und durch die Verflechtung von Realität und Traum verzaubert.

Vielen Dank an Universum Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Ancien und das magische Königreich!

Details
Titel:  Ancien und das magische Königreich
Originaltitel: Hirune-hime: Shiranai Watashi no Monogatari
Genre: Abenteuer, Fantasy
Regie: Kenji Kamiyama
Studio: Signal.MD
Produktionsjahr: 2017
Laufzeit: ca. 106 Minuten (DVD), ca. 111 Minuten (Blu-ray)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras (Blu-ray Special Edition): Booklet (nur in Erstauflage), Die Landschaften von Kurashiki, Präfektur Okayama, Gesprächsrunde zur Feier der Veröffentlichung, Grußworte am Premierentag, Interview mit Regisseur Kenji Kamiyama, Original Japanischer TV-Spot, Original Japanischer Trailer
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungstermin: 15. Dezember 2017
Herstellerseite: Ancien und das magische Königreich bei Universum Anime

Bilder: © Universum Anime / Signal.MD