Rezension: Fate/Extella: The Umbral Star (Switch)

Bereits im Januar ist Fate/Extella: The Umbral Star für PlayStation 4 und PS Vita erschienen. Mittlerweile hat Marvelous den Musou-Titel auch für Nintendo Switch auf den Markt gebracht.

Entwickler Omega Force und Publisher Koei Tecmo dominieren das Musou- oder Warriors-Genre fast im Alleingang. Neben den eigenen Reihen, zu denen unter anderem Dynasty und Samurai Warriors gehören, setzen die japanischen Unternehmen auch auf Partnerschaft. Aus diesen ist beispielsweise der The-Legend-of-Zelda-Ableger Hyrule Warriors hervorgegangen. Besitzer einer Nintendo Switch dürfen sich außerdem auf den inoffiziellen Nachfolger Fire Emblem Warriors freuen, der noch diesen Herbst erscheinen soll. Doch bevor es in einem weiteren Nintendo-Franchise in die Massenschlachten geht, feiert das Genre dank Marvelous sein Debüt auf der Hybrid-Konsole. Fate/Extella: The Umbral Star basiert auf der in unseren Gefilden hauptsächlich durch Anime-Serien wie Fate/Zero und Fate/Stay Night bekannten Marke, die ihren Ursprung in Light Novels hat und im Gaming-Bereich besonders durch Visual Novels aufgefallen ist.

Virtueller Kampf

Die Fate-Reihe erzählt vom Krieg um den heiligen Gral. In diesem treten erwählte Magier gemeinsam mit von ihnen beschworenen Servants, Geister einstiger Helden wie König Artus oder Alexander der Große, gegeneinander an. Der Sieger erhält durch den heiligen Gral die Möglichkeit, sich einen Wunsch erfüllen zu lassen. In Fate/Extella spielt sich dieser Krieg in einer virtuellen Umgebung auf dem Mond ab und nimmt sich der Thematik von KIs und digitalen Welten an. Wie im Genre üblich, nutzen die Entwickler die Gelegenheit, um aus dem Franchise bekannte Figuren in die Geschichte einzubinden. So treten diverse Servants aus verschiedenen Teilen der Fate-Reihe auf. Insgesamt siebzehn spielbare Heldengeister stehen in Fate/Extella zur Verfügung. Während Neueinsteiger sich auf eine spannende, aber anfangs etwas verwirrende Geschichten der verschiedenen Kampagnen einlassen müssen, dürften sich Kenner des Franchises schnell zurecht finden.

In Fate/Extalla ist der entscheidende Krieg um den heiligen Gral jedoch bereits beendet und ihr seid mit eurem Servant als Sieger daraus hervorgegangen. Als Ergebnis herrscht euer Heldengeist an eurer Seite über die Mondsphäre und beansprucht auch die neu erscheinenden Bereiche für sich. Viel mehr soll aus Spoiler-Gründen an dieser Stelle nicht verraten werden. Zwischen den Kämpfen wird die Geschichte in etwas statischen Zwischensequenzen, die eher als Standbilder für die Textboxen fungieren, erzählt. Marvelous setzt hier auf Visual-Novel-Elemente, was teilweise zu ausufernden Unterhaltungen der Figuren führt. Wie in den Textadventuren üblich, werden die Gedanken, Eindrücke und Aussagen eures Avatars ebenfalls in Textform wiedergegeben. Das passt überraschend gut zum Spiel und verleiht diesem eine interessante Eigenheit im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern. Antwortoptionen in Dialogen beeinflussen zudem unser Verhältnis zu den Servants, was Auswirkungen auf zur Verfügung stehenden Fähigkeiten haben kann.

Massenschlacht mit Rollenspiel

Im Mittelpunkt von Fate/Extella stehen natürlich die Genre-typischen Massenschlachten. Mit euren Kämpfern tretet ihr gegen tausende Feinde an, reiht Kombos aneinander oder setzt Spezialangriffe und Fähigkeiten ein. Auf diese Weise werden die durch Teleport-Pfade verbundenen Sektoren, aus denen ein Schlachtfeld besteht, erobert. Dabei bringt jeder Abschnitt eines Levels eine von der Größe abhängige Zahl an Siegpunkten, die für das erfolgreiche Absolvieren der Schlacht wichtig sind. Nur bei gefüllter Anzeige, erscheint der Boss, den es zu bezwingen gilt, um siegreich zu sein. Da der Gegner Invasoren losschickt, um selbst Sektoren zu erobern, gilt es Vorsicht walten zu lassen. Die Angreifer-KI agiert überraschend klug und geht taktisch vor. Da unsere Kameraden weniger intelligent vorgehen, ist es häufig erforderlich, einen laufenden Kampf zu verlassen, um der Verteidigung eines bereits eroberten Sektors zu Hilfe zu eilen. Dadurch entsteht zwar Dynamik in den Kämpfen, dennoch kann es auf Dauer etwas störend auffallen. Wirklich herausfordernd werden die Kämpfe jedoch nur gegen einige Sektorenkommandanten, die Aggressoren heißen, und die feindlichen Servants. Für Abwechslung sorgen besondere Ziele und von der Kampagne losgelöste Nebenmissionen.

Durch die Kämpfe steigen die Servants im Level auf, wodurch sie stärker werden. Außerdem erhaltet ihr ausrüstbare, passive Fähigkeiten, die ihr euren Streitern geben dürft. Wie viele gleichzeitig möglich sind, ist vom Verhältnis zur jeweiligen Figur abhängig. Ergänzt werden die Rollenspiel-Elemente durch einfaches Crafting, bei dem durch verdiente Punkte, sogenannte Mystic Codes hergestellt werden können. Diese wiederum haben Einfluss auf die Code Casts, die über das Digi-Kreuz Sonderfunktionen wie Heiltränke oder den Wechsel zwischen Servants auf dem Schlachtfeld ermöglichen. Da die fürs craften notwendigen Punkte auch für Level-Aufstiege außerhalb der Kämpfe genutzt werden können, gilt es gut zu überlegen, was ihr herstellt.

Grafisch sticht der schicke Anime-Stil zwar hervor, dennoch fällt auf, dass Fate/Extella unter fehlenden Details und schwachen Texturen leidet. Das ist sicherlich der Veröffentlichung für PS Vita zu verdanken. Dennoch ist das Action-Spiel nicht hässlich. Gerade bei den Effekten kann der Titel überzeugen, auch wenn die durch die Kamera bereits beeinträchtige Übersicht, bei häufigem Einsatz von Kombos, Spezialangriffen und Fähigkeiten ein wenig leiden kann. Leider fällt der Ton etwas dünn aus, was dem gelungenen Soundtrack schadet. Die Sprachausgabe ist lediglich in japanisch vorhanden, während bei den Texten auf deutsch verzichtet wurde, aber unter anderem englisch zur Verfügung steht.

Fazit

Das Fate-Universum ist mir durch diverse Animes bekannt, weshalb ich mich als Anhänger des Musou-Genres auf Fate/Extella: The Umbral Star gefreut habe. In dem Wissen, dass mich kein abwechslungsreiches Spiel und kein Triple-A-Blockbuster erwartet, verzeihe ich dem Musou-Titel auch viele Schwächen, wie die technischen Macken oder die manchmal etwas Träge Erzählweise, der ansonsten interessanten Geschichte. Enttäuscht wurde ich von Fate/Extella aber keineswegs. Marvelous zeigt vielmehr sehr gut, dass auch abseits von Omega Force gute Musou-Spiele existieren und trumpft gleichzeitig mit der gelungenen Nutzung des Fate-Universums sowie eigenständigen Elementen wie den Visual-Novel-Anleihen auf. Zwar wird nur wenig mehr als die Genre-üblichen Massenschlachten geboten, doch diese machen Spaß und bieten ausreichend Abwechslung, um lange genug zu motivieren. Genre-Fans sollten bei ausreichenden Englisch-Kenntnissen einen Blick wagen. Und sei es nur, um die Wartezeit auf Fire Emblem Warriors und andere kommende Genre-Vertreter zu verkürzen.

Kurzfazit: Fate/Extella bietet genre-übliche Action-Unterhaltung und verbindet diese mit Visual-Novel-Elementen und einer interessanten Geschichte, lässt aber Abwechslung vermissen.

Details
Titel: Fate/Extella: The Umbral Star
Genre: Action
Publisher: Marvelous Europe
Entwickler: Marvelous
Spieler: 1
Syteme: Nintendo Switch (getestet), PlayStation 4, PS Vita, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 21. Juli 2017

Bilder Copyright Marvelous