Rezension: Overlord – Band 1 (Manga)

Nach der erfolgreichen Veröffentlichung der Anime-Umsetzung von Overlord bei KSM Anime, geht der Siegeszug von Ainz Ooal Gown bei Carlsen mit dem Start der Manga-Reihe auf Basis der Light-Novel-Vorlage weiter.

Die Geschichte von Overlord beginnt kurz vor der Abschaltung der Server des zwölf Jahre zuvor gestarteten und überaus erfolgreichen DMMO-RPGs Yggdrasil. Momonga, Gilden-Führer von Ainz Ooal Gown, einer der erfolgreichsten und bekanntesten Gilden in Yggdrasil verbringt die letzten Minuten online, um das Ende seines geliebten Spiels live mitzuerleben. Seine 41 Kameraden, mit denen er die Gilde aufgebaut hat, sind schon lange nicht mehr aktiv und somit verbringt Momonga seine Zeit mit den von den Gildenmitgliedern erschaffenen Nicht-Spieler-Charakteren. Als es dann aber soweit ist, loggt ihn das Spiel nicht aus. Doch das ist nicht das einzige. Momonga hat auch keinen Zugriff mehr auf die Bedienoberfläche und kann Yggdrasil somit auch nicht selbst verlassen. Zu allem Überfluss erwachen die bisher lediglich als Teil des Spiels existiertenden NSCs zum Leben und interagieren mit ihrem Meister. Außerdem findet sich die Feste der Gilde, die Großgruft von Nazarick, in einer fremden Umgebung. Momonga beginnt mit seinen Untergebenen die neue Welt zu erkunden.

Unerwarteter Anfang

Overlord basiert genauso wie die bei KSM Anime im Juni erschienene Anime-Umsetzung auf den Light Novels Kugane Maruyama. Ähnlich wie etwa in Sword Art Online ist die Handlung in einer virutellen Spielumgebung der Zukunft angesiedelt. Durch neue Technologie ist der Spieler direkt im Spiel und verkörpert den selbst erschaffenen Charakter. Auch die Thematik, des im Spiel festsitzenden Protagonisten ist Anime- und Manga-Fans nicht fremd, wird in Overlord aber etwas anders umgesetzt. Statt zu verzweifeln oder mit allen Mitteln nach einem Ausweg zu suchen, bleibt Momonga, der sich nach etwa der Hälfte des Mangas in Ainz Ooal Gown umbenennt, überraschend gelassen. Durch einen kurzen Gedankengang, wird dieser Aspekt sogar nachvollziehbar, so dass keine größeren Logik-Probleme auftreten.

Die Konzentration richtet die Geschichte im ersten Band neben der Vorstellung der wichtigsten Figuren, bei denen es sich neben Momonga alias Ainz Ooal Gown vorwiegend um die Wächter der Großgruft von Nazarick handelt. Sie alle erhalten ausreichend Platz, um zumindest einen ersten Eindruck zu hinterlassen und sei es nur durch ihr bloßes Erscheinungsbild. Im Mittelpunkt der Handlung steht jedoch klar Momonga, der versucht, gegenüber seinen Untergebenen, weiterhin die Rolle des starken Gildenführers und Meisters zu verkörpern, während er gleichzeitig mit der unerwarteten und ungewohnten Situation ringt.

Rollenspiel-Anleihen

Dadurch, dass die Spielthematik zwar stets präsent ist und auch in der Bezeichnung von Zaubern, Gegenständen und allerlei anderem Anwendung findet, aber niemals zu stark in den Vordergrund rutscht, schafft es Overlord Band 1 einen angenehmen Pfad zwischen der Science-Fiction-artigen gefangen in einem Spiel und klassischen Fantasy Elementen zu finden. Gerade das stellt sich bereits im ersten Band als eine Stärke heraus, da man im Großteil der Geschichte gemeinsam mit Momonga und seinen Untergebenen zumindest grob eine klassische Fantasy-Welt kennenlernt. Auch die große Kraft der Hauptfigur fällt nicht negativ auf, sondern passt gut zur Geschichte und wird hoffentlich noch intelligent eingesetzt. Alles in allem versteht es Overlord fast schon besser als Fantasy-Manga mit MMORPG-Elementen zu unterhalten als mit seiner Gefangener-in-einem-Spiel-Thematik. Unwichtig ist der Aspekt rund um Momongas Hintergrund trotzdem nicht, da erst dadurch sein Verhalten, seine Taten und seine Gedankengänge einen tieferen Sinn erhalten.

Verpackt ist die Geschichte in passende Zeichnungen, die vielleicht nicht großartig vom Genre-Standard abweichen, aber mit guten Darstellungen der Figuren und Umgebungen überzeugen können. Besonders das Charakterdesign sticht bei Momonga und seinen Untergebenen heraus, versteht es aber auch, einfache Menschen gelungen umzusetzen. Dank teils exzellenter Mimiken und Reaktionen wird zudem eine angenehme Prise Humor eingebaut, die der Fantasy-Geschichte mit den ordentlichen Kampfszenen genau das richtige Maß an Abwechslung beimischt.

Fazit

Schon die Anime-Umsetzung von Kugane Maruyamas Light-Novel-Reihe hat mir überaus gut gefallen. Die lebendige, glaubhafte Fantasy-Welt mit ihren Rollenspiel-Anleihen ist faszinierend und wird durch interessante Charaktere, deren Design angenehm individuell ist, unterstützt. Gemeinsam mit der spannenden Geschichte und den ordentlichen Kämpfen sowie dem leichten Humor, ergibt sich ein Fantasy-Manga, der mich von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten hat. Da ich den Anime bereits kannte, wurde zwar nichts neues geboten, doch dank kleiner Abweichungen im Ablauf sowie bei Dialogen und Gedankengängen, hat sich auch für mich ein Mehrwert ergeben. Dieser wird durch informative Texte am Ende jedes Kapitels sowie eine Bonus-Kurzgeschichte von Kugane Maruyama ergänzt. Gerade letztere hat meinen Wunsch nach einer deutschen Veröffentlichung der Light Novels noch verstärkt. Doch auch auf die Manga-Fortsetzungen freue ich mich, da ich bereits neugierig bin wie es mit Momonga alias Ainz Ooal Gown und seinen Untergeben weitergeht.

Kurzfazit: Overlord Band 1 ist ein spannender Manga-Auftakt, der mit den interessanten, individuell designten Figuren, ordentlichen Kämpfen, einer Prise Humor und besonders der fesselnden Geschichte unterhält.

Details
Titel: Overlord – Band 1
Genre: Fantasy
Verlag: Carlsen Manga
Original Story: Kugane Murayama
Zeichnungen: Hugin Miyama
Charakter Design: so-bin
Szenario: Satoshi Oshio
Seiten: 196
Preis: 6,99 €
ISBN: 978-3-551-74077-9
Verlagsseite: Overlord – Band 1 bei Carlsen Manga
Erscheinungsdatum: 04. Juli 2017

Bilder Copyright Carlsen Manga

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