Rezension: Attack on Titan – Vol. 4 (Blu-ray)

Die Expedition des Aufklärungstrupps fordert Opfer und bringt Eren erneut in Gefahr. Allerdings steht auch die Enthüllung der Identität des weiblichen Titanen in Attack on Titan Volume 4 kurz bevor.

Erwin Smith, Kommandant des Aufklärungstrupps, hat den Großteil seiner Untergebenen über die wahren Hintergründe der 57. Expedition hinter die Mauer im Unklaren gelassen. Der Versuch den weiblichen Titan und damit einen möglichen Verräter der Menschheit, gefangen zu nehmen fordert zahlreiche Opfer und harte Entscheidungen im Angesicht der Gefahr. Allerdings hat Erwin Smith die Intelligenz und Fähigkeiten der Titanin unterschätzt und muss sich gemeinsam mit seinen loyalsten Soldaten den veränderten Gegebenheiten anpassen. Eren muss sich derweil entscheiden, ob er doch noch seine Kräfte einsetzt, um gegen die neue Bedrohung zu kämpfen. Schließlich scheint die Titanin direkt hinter ihm her zu sein. Ein scheitern der Mission scheint kurz bevor zu stehen, wie wird Eren sich entscheiden? Und wer steckt hinter dem weiblichen Titanen?

Einschneidende Folgen

Endlich ist es soweit, das große Finale der ersten Staffel von Attack on Titan steht mit den sechs Episoden von Volume 4 an. Grob lässt sich die Handlung dabei in zwei, jeweils die Hälfte der Blu-ray einnehmende, Abschnitte einteilen. Zu Beginn werden die Ereignisse der 57. Expedition hinter die Mauer weiter behandelt. Der Plan von Erwin Smith, den weiblichen Titanen und damit einen in den eigenen Reihen vorhandenen Verräter, gefangen zu nehmen, scheint geglückt. Allerdings zeigt Attack on Titan hier einmal mehr, dass gerade die intelligenten Titanen, in deren Innern sich allem Anschein nach Menschen befinden, über unerwartete Fähigkeiten verfügen. Es ist daher kaum überraschend, dass der Aufklärungstrupp mit ihrem Vorhaben auf unerwartete Weise scheitert, als die Titanin andere Titanen zu sich ruft. Weitaus schockierender sind hingegen die Opfer, die der Einsatz fordert. Das gilt nicht nur für ihre Anzahl und den zwar nachvollziehbaren, aber nicht minder harten Umgang mit den Leichen, sondern auch für jene Figuren, die sterben. Nicht jeder von ihnen war zu erwarten, wodurch Attack on Titan beweist wie unnachgiebig die Serie Charaktere opfert.

Gleichzeitig erfordert die 57. Expedition hinter die Mauer auch auf anderer Ebene einiges vom Aufklärungstrupp. Durch die Ergebnisse, bröckelt die Unterstützung in der Bevölkerung und bei der Militärführung. Hier zeigt sich wie schnell Heldenverehrung im Angesicht eines einzigen schrecklichen Ereignisses ins Gegenteil umschwenken kann. Furcht, Unverständnis und Wut beeinflussen die Ansichten der Menschen und bestimmten ihr Handeln. Das gilt besonders für jene, die selbst in den sichersten Gebieten und Städten leben. Attack on Titan gelingt es diesen Aspekt der Gesellschaft gelungen darzustellen, ohne zu viel Zeit damit zu verschwenden oder die offensichtliche, aber dennoch unterschwellige Sozialkritik über die eigentliche Geschichte zu stellen. Dadurch kann sich die Wirkung von alleine Entfalten und beeinflusst, die spannende, kaum zur Ruhe kommende Handlung zu keiner Zeit. Im Gegensatz. Eher werden die Geschehnisse um den Aufklärungstrupp noch intensiver und folgenreicher dargestellt.

Finale ohne Abschluss

Wie spannend und wendungsreich Attack on Titan wirklich ist, zeigt die Serie besonders in den letzten drei Episoden. Hier beginnt der endgültige Showdown gegen den weiblichen Titanen, deren Identität im Nachhinein betrachtet zwar logisch erscheint, aber trotzdem überrascht und schockiert. Um so dramatischer wird der Kampf gegen die Titanin im Innern der Mauer Sina in der Stadt Stohess und damit in einem der eigentlich sichersten Bereiche der Menschengebiete. Schnell zeigt sich dabei, wie unvorbereitet die hier lebenden, priveligierten Menschen wirklich sind. Auch werden durch kurze Andeutungen die Probleme mit dem bestehenden Herrschaftssystem und der militärischen Struktur aufgezeigt. An dieser Stelle verbirgt sich noch maßgebliches Potenzial, das hoffentlich in der, in der Frühjahrs-Season 2017 gelaufenen, zweiten Staffel ausgenutzt wird.

Aber auch an anderer Stelle nutzt Attack on Titan die Möglichkeiten, um der Geschichte weitere Tiefe zu verleihen, bereits eingeführte Figuren zu nutzen oder vorhandene Möglichkeiten einzubauen. So wird etwa durch Annie ein Einblick in die Struktur der Militärpolizei und ihrer anscheinend enormen Verkommenheit und gleichzeitig ihre Unfähigkeit im Angesicht der Titanen gezeigt. Dadurch wird noch deutlicher, welche Unterschiede zwischen den einzelnen Divisionen bestehen, was dem Einsatz des Aufklärungstrupps zusätzliche Bedeutung einbringt. Doch auch beim finalen Kampf der ersten Staffel, in dem Eren, Mikasa, Armin, Levi und die anderen Mitglieder des Aufklärungstrupps auf den weiblichen Titanen treffen, zeigt, wie grandios es die Macher der Serie verstehen, Attack on Titan in Szene zu setzen und brachiale Action mit gesellschaftskritischen Tönen, Dramatik und charakterlicher Tiefe zu verknüpfen. Das mag nicht in jeder Szene gleich gut gelingen, ist aber im Gesamtbild eine hervorragende Mischung, die nur wenige Serien so gekonnt umsetzen. Maßgeblich tragen die schnellen Animationen, schönen Standbilder und der furiose Soundtrack dazu bei und sorgen im Einklang für eine packende, düstere Atmosphäre, die perfekt zu Attack on Titan passt.

Fazit

Wow, was ein Finale! In Sachen Überraschungsmomente mag Attack on Titan Volume 4 seinen Vorgängern etwas hinterherhinken, dennoch hat mich der Abschluss der ersten Staffel gefesselt und begeistert. Zum Ende zeigen die Macher der Serie noch einmal, was Attack on Titan auszeichnet und vermischen die brachial-brutale Action mit wenigen ruhigen, aber dramatischen Szenen und einer an Spannung fast überlaufenden Geschichte. Dabei ist der Showdown nicht einmal der Höhepunkt der Serie im Gesamten, versteht es aber durch schockierende Bilder, gekonnten Charaktereinsatz und die unterschwellige Gesellschaftskritik, das hohe qualitative Niveau zu halten und Attack on Titan Staffel 1 zu einem furiosen und mehr als nur würdigen Ende zu führen. Bedauerlich ist dabei lediglich, dass fast alle Fragen offen bleiben und mehr Rätsel aufgeworfen als gelüftet werden. Um so besser ist es, dass Staffel 2 erst kürzlich im japanischen Fernsehen beendet wurde und auch in Deutschland als Simulcast mit deutschen Untertiteln auf Anime on Demand zur Verfügung steht. Es bleibt zu hoffen, dass die deutsche Veröffentlichung von Attack on Titan Staffel 2 nicht wieder so lange auf sich warten lässt, wie es beim Vorgänger der Fall war.

Kurzfazit: Grandioses Staffelfinale, das zum Abschluss alle Stärken von Attack on Titan nutzt und erneut unter Beweis stellt, weshalb die Serie zu den besten der vergangenen Jahre gehört!

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Attack on Titan – Vol. 4!

Details
Titel: Attack on Titan – Vol. 4
Genre: Action, Fantasy
Regie: Tetsuro Araki
Studio: Wit Studio
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: ca. 150 Minuten (+30 Minuten Bonusmaterial)
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Bonus: Mini-Episoden, Aufnäher (nur in der Erstauflage), Booklet, NinotakuTV Synchro-Special
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 24. Februar 2017
Herstellerseite: Attack on Titan – Vol. 4 bei Kazé Anime

Bilder Copyright Wit Studio / Kazé Anime

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