Rezension: Kingsglaive: Final Fantasy XV (Blu-ray)

kingsglaive-final-fantasy-xv-coverPassend zur Veröffentlichung von Final Fantasy XV habe ich mir den begleitenden Film Kingsglaive: Final Fantasy XV angesehen.

Um sich der Macht des magischen Kristalls, der sich im Besitz des Königreichs Lucis befindet, zu bemächtigen, führt das Imperium Niflheim Krieg gegen den benachbarten Staat. Einzig durch einen magischen Wall, der vom Kristall gespeist die Hauptstadt Insomnia schützt, ist Lucis noch nicht untergegangen. König Regis von Lucis steht einer Eliteeinheit, der Kingsglaive, vor. Ausgestattet mit der Magie ihres Herrschers, treten Soldaten wie Nyx Ulric gegen die Armee Nilfheims an, um ihre Heimat zu schützen und die verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Als das Imperium unerwartet Frieden anbietet, muss sich König Regis trotz der Bedingungen die Niederlage eingestehen. Also willigt er ein seinen Sohn, Prinz Noctis mit Prinzessin Lunafreya von Tenebrae, die seit zwölf Jahren Gefangene des Imperiums ist und eine enge Bindung zur Königsfamilie von Lucis hat, zu verheiraten. Doch will das Imperium wirklich Frieden?

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Videospiel-Begleitung

Als dritter Final-Fantasy-Film erzählt Kingsglaive eine Geschichte, die zumindest teilweise parallel zum kommenden Rollenspiel Final Fantasy XV stattfindet. Hauptfigur ist der Elitesoldat Nyx Ulric, der nach einer ausschweifenden Einführung in der die Gegebenheiten der Welt Eos sowie die wichtigsten Kriegsereignisse erläutert werden, direkt mit einer actionreichen Schlacht vorgestellt wird. Genauso wie seine Kollegen präsentiert er sich dabei mit einsilbigen Kommentaren als besonders cooler Typ, der auch auf dem Schlachtfeld immer einen lockeren Spruch parat hat. Leider bleibt die Charakterzeichnung des Films die gesamte Laufzeit von knapp unter zwei Stunden unverändert. Selbst interessante Figuren, die weitaus mehr Potenzial als Nyx zeigen, wie König Regis oder Prinzessin Lunafreya, erhalten kaum die Möglichkeit zur Entfaltung. Die stark videospiellastigen Dialoge tragen zusätzlich zur mangelnden Tiefe bei den Charakteren bei.

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Wer nun hofft, dass dafür die Geschichte überzeugen kann, wird zumindest ein wenig enttäuscht. Nachdem die Erläuterung einiges an Wissen vermittelt hat und es direkt brachial und effektreich mit vollem Tempo los geht, besinnt sich Kingsglaive kurze Zeit auf ruhigere Momente und drückt spürbar auf die Bremse. Nyx wird wegen Befehlsverweigerung versetzt und muss nun als Wache an einem Stadttor oder als Leibwache seinen Dienst verrichten. Dass er dabei auch in Kontakt mit Prinzessin Lunafreya und dem König kommt, ist genauso wenig überraschend wie die Wendungen der Geschichte oder die charakterlichen Entscheidungen anderer Figuren. Letztlich läuft alles auf einen früh vorhersehbaren Punkt hinaus, der dann in der zweiten Hälfte des Films zu einer Actionzerstörungsorgie wird, die sich vor keinem modernen Superhelden-Film verstecken muss.

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Riesige Monster und Krieger treffen brachial aufeinander und nehmen keinerlei Rücksicht auf Verluste, so dass Straßen, Bücken und ganze Wolkenkratzer innerhalb von Sekunden zu Bruche gehen. Daneben treffen die verfeindeten Kämpfer mit Maschinengewehren, Magie oder Schwertern aufeinander und sorgen für beste Final-Fantasy-Kampfkunst. Hier zeigt der Film die wahre Stärke: Die CGI-Technik. Den gesamten Film über gibt es fast lebensechte Gesichter, die allerdings in einigen Szenen leicht befremdlich wirken, zu bestaunen. Allerdings kann Kingsglaive auch hier nicht die Herkunft verleugnen und erinnert in seiner Art stark an Zwischensequenzen aus einem Spiel. Dennoch beweisen die Macher des Films, welche Möglichkeiten die heutige Technik bietet. Besonders in den Actionszenen kommen die Animationen gut zur Geltung. Mehr als in einem Standard-Action-Film wird dabei jedoch nicht geboten. Auch fehlt der Wow-Effekt, den der erste Final-Fantasy-Film 2001 verursachen konnte.

Fazit

Kingsglaive: Final Fantasy XV hält nicht ganz das, was ich mir erwartet habe, kann aber trotz der schwachen Charaktere und der vorhersehbaren Geschichte unterhalten. Das liegt vor allem an der überragenden Technik und den davon deutlich profitierenden Action-Szenen. Obwohl sich der große Showdown etwas zieht und zeitweise die Übersicht verloren geht, ist die Animationstechnik faszinierend und das Geschehen versteht es vor den Fernseher zu fesseln. Ein wenig liegt das aber auch an der Geschichte, die trotz aller Schwächen zumindest interessant genug ist, um erfahren zu wollen wie Nyx, Lunafreya, Regis und die anderen mit der immer heikler werdenden Lage umgehen. Mit wenigen Kniffen hätten die Macher gerade dem König von Lucis und der Prinzessin von Tenebrae deutlich mehr Tiefe verleihen können. Auch die Handlung weist an mehreren Stellen Potenzial auf, das leider nicht genutzt wird. Allen voran der Konflikt zwischen den Bewohnern von Insomnia und den Lucianern, die außerhalb des Walls geboren sind. Immerhin weckt Kingsglaive die Lust auf Final Fantasy XV. Gerne hätte ich nach dem Film sofort los gespielt. Allerdings könnte der Appetietanreger leichte Spoiler für das Rollenspiel mit sich bringen. Es ist aufgrund des japanischen Kinostarts vor der Veröffentlichung von Final Fantasy XV aber nicht damit zu rechnen, dass diese sonderlich groß ausfallen.

Kurzfazit: Kingsglaive: Final Fantasy XV präsentiert sich als Fest für die Augen, schwächelt aber bei Charakterdarstellung und Geschichte, so dass der Film zwar unterhält, aber hauptsächlich als Appetitanreger für Final Fantasy XV dient.

Details
Titel: Kingsglaive: Final Fantasy XV
Genre: Fantasy, Science-Fiction
Regie: Takeshi Nozue
Studio: Visual Works, Digic Pictures, Image Engine
Produktionsjahr: 2016
Laufzeit: ca. 115 Minuten
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Polnisch, Russisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Estnisch, Finnisch, Holländisch, Lettisch, Litauisch, Norwegisch, Polnisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch, Türkisch, Ukrainisch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 30. September 2016
Herstellerseite: Kingsglaive: Final Fantasy XV bei Sony Pictures

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