Rezension: Seraph of the End – Vol. 1: Vampire Reign (DVD)

seraph-of-the-end-vol-1-vampire-reign-coverSeraph of the End Volume 1: Vampire Reign umfasst die 12-teilige erste Staffel der Endzeit-Fantasy-Serie basierend auf dem gleichnamigen Manga.

Ein Virus tötet binnen kürzester Zeit alle Menschen, die über dreizehn Jahren alt sind. Noch in der Nacht des Ausbruchs tauchen die Vampire auf und übernehmen die Herrschaft über die Erde. Die Waisen Yuichiro und Mikael werden mit den anderen Kindern ihrer Ersatzfamilie gefangen genommen und in eine unterirdische Vampirstadt gebracht, wo sie als lebende Blutkonserven ihr Dasein fristen. Vier Jahre später versuchen sie aus ihrer Gefangenschaft zu entfliehen. Dem Massaker, das der Vampiradelige Ferid Bathory daraufhin anrichtet, entkommt nur Yuichiro. Kaum wieder an der Oberfläche begegnet er Oberstleutnant Guren Ichinose von der Japanisch Kaiserlichen Dämonenarmee. Weitere vier Jahre später ist es endlich soweit und Yuichiro erhält die Gelegenheit sich als Rekrut der Mond-Dämonen-Einheit, einem Elitetrupp unter Führung von Guren, anzuschließen. Sein Ziel: Rache an den Vampiren. Doch entgegen seiner Meinung über Zusammenarbeit, findet er neue Kameraden.

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Endzeit-Fantasy

Angesiedelt ist Seraph of the End in einer apokalyptischen Endzeit-Welt, die von den Ruinen der ehemaligen menschlichen Städte dominiert wird. Durch den Virus ist der Großteil der Menschheit ausgestorben und die wenigen Überlebenden müssen sich gegen Vampire, Dämonen und die als apokalyptische Reiter bezeichneten Monster verteidigen. Das ist auch eine der Hauptaufgaben der Japanisch Kaiserlichen Dämonenarmee, der Yuichiro nach seiner erfolgreichen Flucht angehört. Die auf der gleichnamigen Manga-Reihe basierende Anime-Serie von Wit Studio (Attack on Titan) erzählt die Geschichte in einem recht gemächlichen Tempo und zieht erst etwa nach der Hälfte der zwölf Episoden umfassenden ersten Staffel, die sich auf Volume 1 befindet, an.

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Lange Zeit steht Yuichiro und sein Werdegang im Mittelpunkt der Handlung. Die erste Episode beschäftigt sich allerdings noch mit seiner Kindheit und erzählt von den Erlebnissen während der Virus-Epidemie und dem Leben des Protagonisten vier Jahre später in der unterirdischen Vampirstadt. Bereits hier zeigt sich eines der zentralsten Themen, das Seraph of the End auszeichnet: Liebe für Familie und Freunde. Sind es anfangs noch Yuichiros bester Freund und quasi Bruder Mikael und die anderen Kinder aus dem Hyakuya-Waisenhaus, rücken später die neuen Kameraden des nach Rache dürstenden Protagonisten an diese Position. Obwohl sich Yuichiro als sechzehnjähriger unnahbar, draufgängerisch und von sich selbst überzeugt gibt, ist kaum zu übersehen, dass er sich um seine Mitmenschen sorgt und versucht sie zu beschützen.

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Bruderliebe

Deshalb überrascht es kaum, dass trotz Streitkeiten und anfänglicher Weigerung langsam aber sicher eine enge Bindung zwischen Yuichiro und seinen neuen Kameraden entsteht. Diese ist wichtig für die Handlung, da die kameradschaftliche und freundschaftliche Zusammenarbeit weiterhin ein zentrales Element der Geschichte und ein wichtiger Motivator für die Figuren bleibt. Zudem zeigt Seraph of the End immer wieder die enge Bindung, die zwischen Yuichiro und Mikael bestanden hat und rückt diese tiefe Bruderliebe wann immer möglich in den Mittelpunkt. Sei es nun aus Blickwinkel von Yuichiro oder von Mikael, der das Massaker überlebt hat und zum Vampir geworden ist. Diese Information wird schnell – im Grunde bereits im Intro der zweiten Episode – gestreut und ist auch deshalb wichtig, da durch Mikael Einblicke in die Gesellschaft der Vampire ermöglicht werden, die das eigentliche Konzept von Gut-gegen-Böse etwas aufbrechen.

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Da die Geschichte selbst über weite Strecken eher dem Genre-Standard entspricht und sich mit der Ausbildung von Yuichiro und seinen neuen Kameraden Yoichi und Kimizuki beschäftigt, überrascht es wenig, dass die Konzentration zu recht auf den Figuren, ihren Beziehungen zueinander und ihrer Entwicklung liegt. Es dauert eine Weile bis die Ereignisse sich überschlagen und das Team aus Yuichiro, Yoichi, Kimizuki, Shinoa und Mitsuba in ernsthafte Kampfhandlungen sowie den zentralen Konflikt der ersten Staffel verwickelt werden. Manch einem mag Seraph of the End etwas zu langsam sein, doch das geringe Tempo kommt der Serie zu Gute. Dadurch können nicht nur neue Gegebenheiten zur Welt, wie die verfluchten Waffen und der erforderliche Pakt mit dem in ihnen lebenden Dämon ausreichend erläutert werden, sondern auch die Figuren selbst haben genug Zeit zur Entfaltung. Gängigen Stereotypen und Klischees entgeht die Serie trotzdem nicht und so sind es gerade Yuichiro und Kimizuki, die mit ihrer arroganten und selbst überzeugten Art anstrengend und nervig werden können. Dafür sind sie aber im Zusammenspiel häufig überaus amüsant. Allgemein gelingt es der Serie die Charaktere oft in gelungenen Konstellationen zusammenzuführen und sie dadurch sympathisch und auch glaubhaft erscheinen zu lassen.

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Ausbruch

Obwohl auch Shinoa in gewissen Punkten eine klassische Rolle entspricht, bricht sie trotzdem aus der recht großen Charakterriege aus. Durch ihre freche, spitzfindige Art und die damit verbundenen perfekt gesetzten ironisch-sarkastischen und neckenden Bemerkungen, die besonders gegen Yuichiro, Mitsuba und Guren gerichtet sind, zeugen von hoher Intelligenz und einem besonderen Maß an Einfühlungsvermögen. Außerdem birgt Shinoa durch ihre Abstammung interessante Aspekte, die noch Potenzial für interessante Entwicklungen mit sich bringen. Doch auch andere Charaktere wie Yuichiro, Guren oder Mikael schaffen es zumindest gelegentlich aus ihrem starren Konstrukt auszubrechen und lassen für die Fortsetzung auf eine noch bessere Charakterzeichnung hoffen.

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Technisch kann sich Seraph of the End durchaus sehen lassen. Die flüssigen Animationen kommen besonders in manchen Action-Szenen gut zur Geltungen und werden von den guten Effekten sinnvoll unterstützt. Auffällig ist, dass die DVD-Version mit einem überaus scharfen Bild daher kommt und lediglich Schrift-Einblendungen etwas pixelig wirken. Ansonsten kann die DVD sowohl bei Qualität als auch den Farben überzeugen. Ähnliches gilt auch für Musik und Sound, die stets gut eingesetzt werden und sich den Szenen perfekt anpassen. Dafür schwächelt Seraph of the End teilweise deutlich bei der deutschen Synchronisation. Besonders einige Nebenfiguren klingen unschön und nicht glaubhaft, während die Hauptfiguren meist recht ordentlich umgesetzt sind.

Fazit

Da ich bereits drei Bände der Manga-Vorlage gelesen habe, wusste ich ungefähr, was mich bei Seraph of the End Volume 1: Vampire Reign erwartet. Trotzdem konnte mich die Anime-Umsetzung von Wit Studio positiv überraschen. Die Serie mag Klischees und Stereotypen verwenden und sich in mancherlei Hinsicht an Genre-Gepflogenheiten halten, dennoch haben mich die ersten zwölf Episoden gut unterhalten. Das Endzeit-Fantasy-Setting mit Vampiren, Dämonen und anderem Übersinnlichen ist gut umgesetzt und dient dafür eine durchaus interessante Geschichte zu erzählen. Und obwohl einige Figuren Schwächen aufweisen, hat mich die Charakterriege – allen voran Shinoa – überzeugt. Zu einem gewissen Teil liegt das an der guten Entwicklung der Figuren sowie an der gelungenen Interaktion von ihnen miteinander. Zusätzlichen Anreiz bietet das leichte Aufbrechen der Gut-gegen-Böse-Formel, die Hoffnung für die ebenfalls zwölf Episoden umfassende Fortsetzung macht und noch deutlicher das Potenzial von Seraph of the End zeigt.

Kurzfazit: Trotz Klischees unterhält Seraph of the End dank des interessanten Settings und den gelungenen Figuren sowie der gut inszenierten Action.

Vielen Dank an Universal Pictures für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Seraph of the End – Vol. 1: Vampire Reign!

Details
Titel: Seraph of the End – Vol. 1: Vampire Reign
Genre: Fantasy, Science-Fiction, Endzeit
Regie: Daisuke Tokudo
Studio: Wit Studio
Produktionsjahr: 2015
Laufzeit: ca. 272 Minuten
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Japanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch
Bonus (Limited Premium Edition): 132-seitiges Booklet, Artkarten, Poster etc.
Bonus: „Seraph of the Endless“ Bonus-Episode, „Seraph of the End“- Trailer, Musik-Clips, TV-Spots
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin (Limited Premium Edition): 26. Mai 2016
Erscheinungstermin: 08. Dezember 2016
Herstellerseite: Seraph of the End – Vol. 1: Vampire Reign Limited Premium Edition bei Universal Pictures
Seraph of the End – Vol. 1: Vampire Reign bei Universal Pictures

Bilder Copyright Wit Studio / Universal Pictures