Rezension: re:member – Band 1 (Manga)

remember-band-1-coverNeuer Stoff für Horror- und Mystery-Fans aus dem Hause Egmont Manga. In re:member Band 1 müssen sechs Schüler auf Leichensuche gehen.

Abends nach dem Unterricht taucht das rote Mädchen in der Schule auf. Wer es sieht darf sich nicht zu ihr umdrehen, bis er das Schulgelände verlassen hat. Macht man es doch, wird man vom roten Mädchen getötet. Genau das ist Haruka passiert, die am Tag danach ihre Klassenkameraden Asuka, Rie, Rumiko, Shota, Kenji und Takahiro darum bittet ihre Leiche zu finden. Nachts wachen die sechs Schüler auf dem Gelände ihrer Schule auf und sind gezwungen ein grausames Spiel zu ertragen. Ihre Aufgabe ist es die Leiche von Haruka zu finden. Doch das rote Mädchen wandelt ebenfalls durch die Gebäude des Schulkomplexes und jagt die sechs Suchenden. Wer stirbt, ist allerdings nicht tot. Stattdessen erwachen Asuka und ihre Freunde am Morgen des vorherigen Tages und müssen nachts erneut auf die Suche nach Harukas Leiche gehen.

Gib mir Rot!

Der Horror-Mystery-Manga re:member Band 1 nimmt sich der schon einige Male in verschiedenster Form umgesetzten Legende des „Roten Mädchens“ an. Wie in anderen Adaptionen des Stoffes wandelt sie nach Schulschluss umher und tötet jene Schüler, die sie sehen. Die Legende selbst und die damit verbundenen Regeln sind auf der ersten Seite des Mangas zu lesen und werden auch in der Geschichte selbst und zwischen den Kapiteln mehrfach wiederholt. Obwohl der Ansatz nicht gänzlich neu ist, kann sich die Umsetzung grundsätzlich sehen lassen. Besonders das rote Mädchen selbst ist gelungen und sorgt für schauderhafte Momente. Schon ihre bloße Erscheinung sorgt für Grusel-Stimmung, doch noch weitaus erschreckender sind Gesicht und Grinsen, die öfters in einer Nahaufnahme dargestellt sind.

Auch ihr immer wieder rezitiertes Verlangen nach Blut mit dem Satz „Gib mir Rot!“ schafft es die schaurig-schöne Grusel-Atmosphäre zu unterstützten. Allerdings weist re:member zum Auftakt auch deutliche Schwächen auf. So wird man direkt in die Ereignisse hineingeworfen und kann sich nicht mit den Grundlagen oder den Charakteren vertraut machen. Dazu gesellt sich die überaus zügige Erzählweise, die zwar manchmal genau passend erscheint, aber auch wenig Möglichkeiten zur Entfaltung von Handlung und Charakteren bietet. Dadurch entsteht zeitweise der Eindruck, dass die Figuren nur dazu dienen, um möglichst blutige Splatter-Todes-Szenen mit einzubauen. Das es dazu kommen kann, garantiert eine der Regeln, die zur Legende des roten Mädchens gehört: Wer während der Leichensuche stirbt, ist nicht wirklich tot.

Zeitschleife

Denn Asuka und die anderen erwachen nach ihrer Leichensuche wieder am Morgen des selben Tages und erleben genau das, was sich für sie bereits am vorherigen Tag abgespielt hat; sie sind in einer Zeitschleife gefangen. Dieses Element sorgt für zusätzliche Spannung und hilft dabei der Geschichte abseits von Splatter, Horror und Leichensuche etwas mehr Tiefe zu verleihen. Alleine die Reaktion der Figuren darauf und die Versuche dem grausamen Spiel zu entkommen, zeigen welches Potenzial durch die Zeitschleife gegeben ist, da nur die sechs Schüler zu wissen scheinen, was vor sich geht. Allerdings täuscht das nicht darüber hinweg, dass die Charaktere selbst bisher reichlich blass daher kommen. Durch den schnellen Einstieg bleibt kaum Zeit zur Entfaltung. Dass man die Figuren dennoch ein wenig einschätzen kann, liegt an den – auch im Design erkennbaren – Stereotypen, die sie erfüllen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Reihe in den kommenden Bänden hierbei noch bessert, da das Überleben der Protagonisten so kaum wichtig erscheint.

Etwas Potenzial zeigt re:member Band 1 jedoch bei Asuka, die als klare Hauptfigur fungiert und durch Shota, dessen Verhalten sich im Laufe des Mangas maßgeblich verändert. Überraschend ist seine Reaktion auf das grausame Spiel nicht, da eine ähnliche Figur ebenfalls typischen Genre-Klischees entspricht. Trotzdem könnten die damit verbundenen Folgen bereits im zweiten Band interessante Wendungen mit sich bringen, die vielleicht nicht völlig unerwartet sind, aber trotzdem der Tragweite der Geschichte zuträglich sein könnten. Allgemein bleibt abzuwarten wie sich die Reihe entwickelt, besonders wenn man bedenkt, dass in Japan bereits zehn Bände erschienen ist und es aktuell fragwürdig erscheint, dass re:member genug Substanz für eine so lange Geschichte bietet.

Fazit

Der erste re:member Band hat mir ganz gut gefallen. Die Geschichte ist spannend, wenn auch etwas zu zügig erzählt und es gelingt eine schaurige Grusel-Atmosphäre aufzubauen. In erster Linie ist das dem gelungenen Design des roten Mädchens und von Haruka zu verdanken, doch auch die Gefahr, der Asuka und die anderen während der Leichensuche ausgesetzt sind, sorgt für spannende Momente. Um so bedauerlicher ist es, dass nicht nur die Handlung selbst unter dem Erzähl-Tempo leidet, sondern auch die Charaktere. Man wird urplötzlich in die Geschichte hineingeworfen, so dass keine Zeit bleibt, die sechs Protagonisten ausführlich vorzustellen. Dadurch wirken Asuka und die anderen noch etwas mehr wie typische Genre-Stereotypen. Immerhin zeigt sich ein wenig Potenzial, so dass Hoffnung auf bessere Charakterdarstellung in den kommenden Bänden besteht. Es hängt stark davon ab, wie sich Geschichte und Figuren entwickeln, ob re:member auch weiterhin den Weg in mein Regal finden wird. Der erste Band ist ein ordentlicher Auftakt, der durchaus das Interesse an der Reihe weckt.

Kurzfazit: Ordentlicher Auftakt, der durch die schnelle Erzählweise und die blassen Charaktere schwächelt, aber spannende und gruselige Momente beinhaltet.

Details
Titel: re:member – Band 1
Genre: Mystery, Horror
Verlag: Egmont Manga
Story: Welzard
Zeichnungen: Katsutoshi Murase
Seiten: 192
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-3-7704-9338-8
Verlagsseite: re:member – Band 1 bei Egmont Manga
Erscheinungsdatum: 06. Oktober 2016

Bilder Copyright Egmont Manga

Ein Gedanke zu „Rezension: re:member – Band 1 (Manga)

  • 26. Januar 2017 um 20:06
    Permalink

    Ave,
    ich bin mal so frei und werde diese Rezension als Zweitmeinung verlinken, wenn ich demnächst meine Ansichten über diesen ersten Band preisgebe.

    Dass die Story über 10 Bände hin ausschöpfbar ist, halte ich momentan allerdings auch für eher zweifelhaft.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Seitenfetzer

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