Rezension: Psycho-Pass: Mandatory Happiness (PS4)

psycho-pass-mandatory-happiness-ps4-coverNach über einem Jahr Wartezeit ist Psycho-Pass: Mandatory Happiness, das Spiel zur Cyberpunk-Anime-Serie, seit 16. September in Europa erhältlich.

Im Japan der Zukunft wird alles vom mächtigen Sibyl-System kontrolliert und vorherbestimmt. Der berufliche Werdegang oder mögliche Ehepartner werden anhand von Daten passend ausgewählt und nur wer qualifiziert genug ist, schafft es etwas zu erreichen. Gleichzeitig erstellt das Sibyl-System anhand des psychischen Zustandes eines Menschen den sogenannten Psycho-Pass. Dieser gibt in Form eines Farbtons den mentalen Status einer Person an. Stress, negative Erfahrungen, schlimme Ereignisse – all das kann den Psycho-Pass trüben. Passiert das, droht irgendwann die Einstufung als latenter Krimineller und die Sicherheitsabteilung des Amts für Öffentliche Sicherheit tritt auf den Plan. Inspektoren und Vollstrecker – geduldete und für die Polizeiarbeit abgestellte latente Verbrecher – versuchen den betreffenden Personen zu helfen und diese im Zweifelsfall zu Therapiezwecken oder um Schaden für die Allgemeinheit zu vermeiden festzunehmen.

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Neulinge

Das grundlegende Setting von Psycho-Pass zeigt eine fragwürdige Gesellschaftsordnung, die fest im Denken der Allgemeinheit verankert ist. So überrascht es nicht, dass bereits die Anime-Vorlage mit einer tiefgründigen, wendungsreichen und sozialkritischen Geschichte aufwarten kann. Angesichts der Möglichkeiten erscheint eine Umsetzung als Visual Novel logisch und so auch geschehen in Form von Psycho-Pass: Mandatory Happiness, das seit Mitte September für Playstation 4 und PS Vita erhältlich ist. Angesiedelt ist das Spiel irgendwann zur Zeit der ersten Staffel. Wahlweise übernimmt der Spieler die Rolle zweier neuer Teammitglieder der ersten Einheit der Kriminalabteilung. Dieser gehören auch die bekannten Serienfiguren wie etwa Akane Tsunemori, Shinya Kōgami oder Nobuchika Ginoza an.

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Direkt nach dem Prolog gilt es zu entscheiden, ob man das Spiel als die unter Amnesie leidende und kühl wirkende Inspektorin Nadeshiko Kugatachi oder als aufbrausender Vollstrecker Takuma Tsurugi, der auf der Suche nach einer Kindheitsfreundin ist, angehen möchte. Je nach der getroffenen Auswahl erlebt man die Geschichte aus der Perspektive des jeweiligen Charakters, was leichte Veränderungen zur Folge hat. Die grundlegende Handlung bleibt allerdings gleich. In dieser begibt sich die erste Einheit der Kriminalabteilung aufgrund der Entführung einer Schülerin zu der im Ozean gelegenen Kuppelstadt Sado Marin City. Dort wird der Spieler jedoch nicht nur mit einem Fall konfrontiert, sondern erlebt im Verlauf der in Kapitel eingeteilten Geschichte mehrere Vorkommnisse, die alle durch den mysteriösen Alpha in Verbindung zu stehen scheinen.

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Viel lesen, wenig Spiel

Als Visual Novel verfügt Psycho-Pass: Mandatory Happiness über viel Text, sehr viel Text. Dem Genre entsprechend könnte auch die Bezeichnung spielbarer Roman angebracht sein. Allerdings halten sich die wirklichen Gameplay-Elemente enorm zurück. Abgesehen von teils ausufernden Texten und Dialogen, die aufmerksam gelesen werden sollten, um nichts zu verpassen, gilt es lediglich an vorbestimmten Stellen Entscheidungen zu fällen. Diese reichen von der relativ simplen Wahl, welche Lokalität als erstes untersucht werden soll, über die Auswahl des Teams bis hin zu komplexen und schwierigen Verhandlungen.

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Je nachdem welche Entscheidungen gefällt werden, ändert sich der Spielablauf und ganze Szenen können wegfallen, Orte unbesucht bleiben oder ein Fall anders enden. Allerdings bleibt der Eindruck des wirklichen Einflusses auf die Geschichte zu schwach. Zusätzlich haben die Ereignisse Auswirkungen auf den Psycho-Pass von Nadeshiko oder Takuma, was wiederum bei einem zu stark getrübten Farbton zu anderen Reaktion mancher Figuren führen kann. Damit bietet Psycho-Pass: Mandatory Happiness einen recht hohen Wiederspielwert, sofern man alles Elemente der Geschichte erfahren möchte.

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Einfach gehalten

Trotzdem ist Psycho-Pass: Mandatory Happiness nicht für jeden Spieler geeignet. Da der Titel fast ausschließlich aus Texten besteht, die durch gezeichnete, im Stil der Anime-Serie gehaltene Hintergründe sowie Charakterbilder mit kaum vorhandenen Animationen unterstützt werden, sollte auf jeden Fall eine hohe Lesebereitschaft vorhanden sein. Und das in Englisch. Eine deutsche Übersetzung hat die Visual Novel nicht spendiert bekommen, dafür ist die japanische Originalsprachausgabe erhalten geblieben. Wer den spannenden und atmosphärischen Cyberpunk-Krimi also voll genießen möchte, sollte über entsprechende Sprachkenntnisse verfügen. Immerhin gelingt es der gelungenen Musikuntermalung, die Atmosphäre zu unterstützen.

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Als kleiner Bonus steht im Hauptmenü von Psycho-Pass: Mandatory Happiness ein auf dem Mobile-Spiel 2048 basierendes Minispiel zur Verfügung. In einem 4×4-Spielfeld gilt es Blöcke zu verschieben und jene mit gleichen Zahlen zu kombinieren, um die nächst höhere Zahl zu erhalten. Ziel ist es in den Leveln bestimmte Blöcke zu erschaffen oder im freien Spiel 2048 zu erreichen. Mit den verdienten Punkten lassen sich Sprachdateien oder Bilder freischalten.

Fazit

Für jeden ist Psycho-Pass: Mandatory Happiness nicht geeignet. Das Genre-typische hohe Textaufkommen wirkt teilweise erschlagend, was noch durch die marginalen spielerischen Elemente unterstützt wird. Außer den multiple-choice-artigen Entscheidungen bleibt nicht viel zu tun. Dafür entschädigt aber die spannende und atmosphärische Geschichte im überaus interessanten Setting von Psycho-Pass, das für die Visual Novel gut umgesetzt wurde. Der Stil der Anime-Serie wurde hervorragend eingefangen, auch wenn fast ausschließlich mit Standbildern ohne wirkliche Animationen gearbeitet wurde. Da die Texte hohe Aufmerksamkeit erfordern, um wirklich jedes Detail zu erfassen, können die ausufernden Szenen und Dialoge mitunter anstrengend sein. Trotzdem bringt der Titel einigen Spielspaß mit sich – zumindest, wenn man etwas mit dem Genre anfangen kann. Einsteiger, die bisher keine Berührungspunkte mit Psycho-Pass hatten, könnten gelegentlich Verständnisprobleme haben, die durch die sinnvolle In-Game-Enzyklopädie mit wichtigen Hintergrundinformationen wenigstens etwas relativiert werden.

Kurzfazit: Spannender Cyberpunk-Krimi, der mehr Buch mit Entscheidungen als richtiges Spiel ist und trotzdem zu unterhalten weiß. Lesebereitschaft in Englisch vorausgesetzt!

Vielen Dank an NIS America für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Psycho-Pass: Mandatory Happiness!

Details
Titel: Psycho-Pass: Mandatory Happiness
Genre: Visual Novel
Publisher: NIS America
Entwickler: Mages., 5pb.
Spieler: 1
Syteme: Playstation 4, PS Vita
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 16. September 2016

Bilder Copyright 5pb. / NIS America