Rezension: Der Junge und das Biest (DVD)

der-junge-und-das-biest-coverEnde Juli veröffentlichte Universum Anime den neuen Film von Mamoru Hosoda, das Fantasy-Drama Der Junge und das Biest.

Nach dem plötzlichen Unfalltod seiner Mutter sollte der neunjährige Ren bei Verwandten leben. Statt sich dem zu beugen, ist der Junge abgehauen und treibt sich seitdem auf den Straßen Tokios herum. Als er eines Tages einem seltsamen Fremden begegnet, der aussieht wie ein Bärenmensch und auch noch die Polizei hinter ihm her ist, folgt der Junge dem unbekannten Biest und findet sich in der fantastischen Stadt Jutengai wieder. Hier leben ausschließlich die Tiermonster. Da der Großmeister von Jutengai seinen Rücktritt und die Wiedergeburt als Gott verkündet hat, befindet sich der Auswahlprozess eines Nachfolgers in vollem Gang. Als Favorit gilt der angesehene Iozen, doch auch Kumatetsu, jener Fremde, der Ren in diese unbekannte Welt gelockt hat, gilt als potenzieller neuer Großmeister. Zuvor braucht der einzelgängerische und griesgrämige Kämpfer jedoch einen Schüler – und meint diesen in Ren, den er aufgrund seines Alters Kyuta nennt, gefunden zu haben. Als es Kyuta jedoch eines Tages wieder nach Tokio verschlägt und er dort das Mädchen Kaede kennenlernt, ist er zunehmend zwischen den beiden Welten hin- und hergerissen.

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Fantastische Tierwelt

Der Junge und das Biest oder Bakemono no Ko, wie der Film im Original heißt, ist das neuste Werk von Regisseur Mamoru Hosoda, der in der Vergangenheit durch Filme wie Das Mädchen, das durch die Zeit sprang, Summer Wars und Ame & Yuki: Die Wolfskinder bereits mit fantastischen Anime-Dramen und Abenteuer-Geschichten überzeugen konnte. Auch Der Junge und das Biest zeichnet sich durch die Stärken der Filme von Hosoda aus. Eine spannende Geschichte ergänzt durch liebevoll ausgearbeitete Charaktere und eine lebendige Welt.

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Besonders die beiden Hauptfiguren des Filmes wachsen einem schnell ans Herz. Kutmatetsu mit seiner grimmigen, reizbaren, einzelgängerischen Art und der freche, selbstbewusste, aber trotzdem klar kindliche Kyute ergänzen sich perfekt. Die Zusammenspiele von Meister und Schüler sind überaus amüsant und zugleich von bewegender Natur. Obwohl – oder gerade weil – die beiden sich fast immer streiten und anschreien, ist früh die tiefe Bindung zu erkennen, die sich langsam zwischen ihnen aufbaut. Zudem wird mit der Zeit immer deutlicher, dass es nicht nur Kyuta ist, der von Kumatetsu lernt, sondern auch umgekehrt verändert sich der grimmige Bärenmensch durch den Jungen. Schließlich muss er lernen nicht mehr immer nur an sich zu denken und seine Lehrmethoden an die Fähigkeiten und Kenntnisse des neunjährigen Kyuta anzupassen. Die achtjährige Lehrzeit ist dabei in tolle Bilder verpackt und wird zum Teil ausführlich, aber auch genau richtig mit Zeitsprüngen, die durch schnell laufende Jahreszeiten dargestellt werden, erzählt.

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Familienbande

Ein wichtiges Thema von Der Junge und das Biest ist die Familie oder vielmehr familiäre Bande sowie die Art des Vaterdaseins. So erhält Kyuta in Jutengai gleich mehrere gänzlich unterschiedliche Vaterfiguren. Den leicht reizbaren Kumatetsu, mit dem er sich immer streitet oder den ruhigen, gefassten Mönch Hyakushubo. Selbst die junge Kaede, die Kyuta später kennenlernt, nimmt starken Einfluss auf seine Entwicklung und trägt ihren Teil zum Erwachsenwerden des Jungen bei. Doch auch an anderer Stelle sind Vaterfiguren wichtig. Iozen mit seinen beiden Söhnen, deren Entwicklung maßgeblich für die Geschichte sind – und auch der Großmeister, der nicht nur für die gesamte Bevölkerung von Jutengai als erhabenes Oberhaupt dient, sondern auch sehr persönlich gegenüber Kumatetsu auftritt und diesen leitet.

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Dass in einem fantastischen Coming-of-Age-Abenteuer-Drama auch angedeutete Liebesbande und eine böse Bedrohung nicht fehlen dürfen, ist klar. Beides ist allerdings gut in die Geschichte eingebunden und passt nicht nur perfekt zum Film, sondern stellt sich als maßgeblicher Teil dar. Zwar sind einige Wendungen bereits früh zu erahnen, doch das stört nicht, da die Art der Umsetzung und Erzählweise den Unterhaltungswert hoch halten und zugleich Anteilnahme am Schicksal eines jeden Charakters weckt. Zugleich überrascht der Film mit Entwicklungen, die in dieser Form unerwartet sind, wodurch nicht nur ein spannendes und ereignisreiches Finale gelingt, sondern auch ein traurig-fröhliches Ende, das perfekt zur Geschichte und Kyutas Werdegang passt.

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Optisch brilliert das Werk von Mamoru Hosoda auf höchstem Niveau. Das Abenteuer von Kyuta und Kumatetsu ist in atemberaubende Bilder verpackt, die mit einem farbenfrohen Stil daherkommen und besonders bei den Charakterdesigns und fantasievollen Hintergründen überzeugen können. Der Kontrast zwischen dem mittelalterlichen Jutengai und dem modernen Tokio-Stadtteil Shibuya ist ausgezeichnet und stellt zugleich den Unterschied zwischen Menschen und Tiermonstern perfekt dar. Dazu gesellt sich eine liebevolle Umsetzung des Films, bei der selbst die Figuren im Hintergrund von den sauberen und auf höchstem Niveau stehenden Animationen profitieren und stets in Bewegung sind. Das sorgt für eine ungewöhnliche, aber willkommene Lebendigkeit der Umgebung. Untermalt wird das Geschehen zudem hervorragend von passenden mittelalterlichen oder orchestralen Klängen, die stets hervorragend zur Szenerie passen. Auch die deutsche Synchronisation ist über jeden Zweifel erhaben. Die Stimmen passen ausgezeichnet zu den jeweiligen Charakteren und die Dialoge sind stets passend betont und werden gekonnt vermittelt.

Fazit

Der Junge und das Biest ist verdient einer der erfolgreichsten Kinofilme des Jahres 2015 in Japan. Die fantastische Geschichte von Mamoru Hosoda begeistert durch Tiefgang, eine durchdachte Geschichte, liebevolle Charaktere, eine lebendige Welt und eine hervorragende Umsetzung in Bild und Ton. Letzteres gilt auch für die sehr gute deutsche Synchronisation. Damit gelingt es Mamoru Hosoda erneut ein Anime-Meisterwerk abzuliefern, das sich kein Anhänger von guten, fantasievollen Geschichten entgehen lassen sollte. Für mich hat sich das Warten auf den Film definitiv gelohnt. Der Junge und das Biest ist eines der Anime-Highlights des Jahres.

Kurzfazit: Der Junge und das Biest ist ein detailverliebtes Abenteuer-Drama, das von seinen liebevollen Charakteren und der durchdachten Handlung profitiert und auf höchstem Niveau umgesetzt wurde.

Vielen Dank an Universum Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Der Junge und das Biest!

Details
Titel:  Der Junge und das Biest
Genre: Abenteuer, Fantasy, Drama
Regie: Mamoru Hosoda
Studio: Studio Chizu
Produktionsjahr: 2015
Laufzeit: ca. 114 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 29. Juli 2016
Herstellerseite: Der Junge und das Biest bei Universum Anime

Bilder Copyright Studio Chizu / Universum Anime