Rezension: ano hana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen – Band 1 (Manga)

ano-hana-band-1-coverDer Auftaktband von ano hana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen bietet einen fesselnden Mix aus Drama- und Slice-of-Life-Geschichte mit Mystery-Elementen.

In seiner Kindheit war Jinta Yadomi Anführer einer sechsköpfigen Freundesclique, die jeden Tag glücklich und ausgelassen miteinander verbracht hat. Doch seit dem hat sich einiges verändert. Jintan, wie er genannt wird, lebt zurückgezogen bei seinem Vater und verweigert sich der Schule. Niemand scheint sich wirklich für ihn zu interessieren und so verbringt er seine Zeit mit Nichtstun und Videospielen. Bis eines Tages plötzlich Menma bei ihm auftaucht. Jene Kindheitsfreundin, die vor fünf Jahren gestorben ist. Ist sie ein Geist oder nur eine Einbildung? Fest steht nur, dass sie einen Wunsch hat, den nur die gesamte Clique erfüllen kann. Was sie sich genau wünscht, weiß sie allerdings nicht.

Übernatürliches Drama

Bei ano hana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen handelt es sich um eine auf drei Bände ausgelegte Manga-Adaption der gleichnamigen Anime-Serie. Das Slice-of-Life-Drama stellt einen Mix aus Mystery-, Comedy-, Coming-of-Age- und Romance-Elementen dar. Im Mittelpunkt der Handlung steht Jinta Yadomi, der durch mehrere Schicksalsschläge den Sinn im Leben verloren hat und in einer Sackgasse steckt. Statt zur Schule zu gehen oder sich mit Freunden zu treffen, vegetiert er zu Hause vor sich hin und hat sich vollkommen aus dem normalen Leben zurückgezogen. Sozialkontakte existieren nicht mehr. Die Geschichte beginnt allerdings nicht mit großen Erläuterungen zu Jintans aktueller Situation, sondern direkt mit der Erscheinung von seiner vor Jahren verstorbenen Kindheitsfreundin Menma. Alles weitere über Jintan, Menma und die anderen Mitglieder der damaligen Clique erfährt man durch Gedanken, Dialoge und die zahlreichen Rückblicke in die Vergangenheit der Charaktere.

Besonders letztere sind ein häufig eingesetztes Stilmittel, um die Protagonisten von ano hana besser vorzustellen. Dabei handelt es sich neben Jintan und Menma um die anderen ehemaligen Mitglieder der Freundesclique, die sich selbst die Super Peace Busters genannt haben. Allerdings haben nicht alle von ihnen lange oder große Auftritte im ersten Band der Reihe. Besonders Yukiatsu und Tsuruko nehmen zwar teils wichtige Rollen im Laufe der Geschichte ein, bleiben aber vorerst noch weitgehend Außen vor. Dennoch gelingt es die Persönlichkeiten der beiden gut darzustellen und zumindest ungefähr zu vermitteln was für Menschen sie sind. Dadurch entsteht gegen Yukiatsu eine gewisse Abneigung, was deutlich beabsichtigt ist, aber deshalb nicht an Wirkung verliert. Weit wichtiger im ersten Band sind Naruko „Anaru“ Anjo und Tetsudo „Poppo“ Hisakawa, die relativ schnell mit Jintan wieder in Kontakt kommen und starken Einfluss auf den Verlauf der Ereignisse nehmen. Hier deuten sich auch romantische Verwicklungen an, die in die Kindheit zurückreichen und neben heimlicher Liebe, Eifersucht und Neid mit sich bringen.

Herausstechend ist die Darstellung von Meiko „Menma“ Honma. Das fröhliche, naive Mädchen setzt sich durch ihre strahlende Erscheinung, die durch ihr helles Haar noch verstärkt wird, deutlich von den anderen Charakteren ab. Egal ob in der Gegenwart oder den Rückblicken in die Vergangenheit, es wird deutlich, dass Menma immer eine besondere Rolle innerhalb der Clique eingenommen hat. Zugleich gelingt es ihr in manchen Szenen etwas Übernatürliches zu geben, so dass es scheint, als wäre sie nicht wirklich da. Was in gewisser Weise stimmt, da nur Jintan sie sehen kann. Das belastet einige der Charaktere deutlich, genauso wie die bloße Erwähnung ihres Namens. Scheinbar haben alle noch immer mit dem Tod der Kindheitsfreundin zu kämpfen, gehen aber vollkommen unterschiedlich damit um. Wirklich an die mögliche Rückkehr wollen die Freunde aber nicht glauben, selbst Jintan ist davon überzeugt, dass sie nur eine Einbildung ist. Erste Anzeichen, dass es sich bei Menma um mehr handelt, liefert bereits das erste Kapitel des Mangas.

Ernste Themen

Ano hana beschäftigt sich trotz einer gewissen Leichtigkeit und Fröhlichkeit, die insbesonderes Menma zu verdanken ist, mit ernsten Themen. Durch die zugrunde liegende Geschichte steht der Tod einer geliebten Freundin in Kindestagen im Mittelpunkt der Handlung. Wie zu erwarten wird das Thema immer wieder aufgegriffen. Zudem spielt der Umgang der einzelnen Charaktere mehrere Jahre nach Menmas Tod mit diesem eine wichtige Rolle. Dazu gesellen sich häufig darauf basierende Themen wie die verlorene Lebensperspektive, Ausgrenzung oder auch die Verleugnung der eigenen Persönlichkeit. Aufgelockert wird die Geschichte immer wieder durch amüsante Momente, die zum Lachen einladen und meist auf schönen Kindheitserinnerungen oder der wieder aufkeimenden Freundschaft basieren. Dabei gelingt es die Verbundenheit der Protagonisten zueinander trotz der über die Jahre entstandenen Distanz spürbar darzustellen. Bereits mit Band eins plädiert ano hana für wahre und ewig währende Freundschaft. Eine der schönsten Szenen hierbei ist ein Moment im zweiten Kapitel, der Jintan, Poppo und Anaru wieder zusammenführt und in einem doppelseitigen Bild sowohl als Jugendlich als auch als Kinder beim gemeinsamen Nokémon spielen zeigt.

Allgemein finden sich immer wieder wunderschöne Zeichnungen, welche die Szenerie perfekt einfangen und für eine gelungene Atmosphäre sorgen. Dabei stechen die bereits erwähnten doppelseitigen Bilder besonders hervor, in dem sie das Augenmerk auf wichtige Momente der Handlung legen. Eine weitere Stärke ist die allgemeine Darstellung der Charaktere. Das Design der Figuren ist den Persönlichkeiten entsprechend passend und jeder der Protagonisten hat einen hohen Wiedererkennungswert. Dadurch sind trotz sichtlicher Änderungen sogar die Jugendlichen- und Erwachsenen-Versionen der Charaktere schnell einander zuzuordnen. Menma sticht, wie bereits erwähnt, deutlich hervor, wodurch ihre sowieso schon wichtige Rolle einen noch stärkeren Eindruck hinterlässt.

Fazit

Der erste Band von ano hana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen schafft es von der ersten bis zur letzten Seite an den Manga zu fesseln und den Wunsch zu wecken die liebevolle und bewegende Geschichte an einem Stück zu erleben. Schnell wachsen einem die Charaktere trotz ihrer Macken ans Herz und man möchte sie auf ihrem Weg immer weiter begleiten. Es ist einfach schön mit anzusehen wie die alte Freundschaft wieder aufkeimt, nur weil Menma einen angeblichen Wunsch hat. Dass mit Yukiatsu auch ein Gegenpart zu Jintan aufgebaut wird, ist angesichts der Storygestaltung verständlich und passt zur Zusammensetzung der Freundesclique. So deuten bereits die Rückblicke in die Kindheit gewisse Rivalitäten und Abneigungen an, ohne dass direkte Feindschaft zu existieren scheint. Es ist spannend wie sich die Geschichte weiter entwickelt und wie das offene Ende des ersten Bandes aufgelöst wird. Fest steht jetzt bereits, dass ano hana ein Ausnahmemanga ist.

Kurzfazit: Herausragendes Drama um ewig währende Freundschaft auch über den Tod hinaus, das toll erzählt ist und mit tiefgründigen Charakteren überzeugt.

Details
Titel: ano hana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen – Band 1
Genre: Drama
Verlag: Tokyopop
Original: Cho-Heiwa Busters
Zeichnungen: Mitsu Izumi
Seiten: 224 / Großformat
Preis: 9,95 €
ISBN: 978-3-8420-2557-8
Verlagsseite: ano hana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen – Band 1 bei Tokyopop
Erscheinungsdatum: 14. April 2016

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