Rezension: Dimension W – Band 1 (Manga)

dimension-w-band-1-coverNachdem Kazé bereits im Januar die Anime-Umsetzung von Dimension W im Simulcast über Anime on Demand angeboten hat, folgt nun die Manga-Vorlage von Yuji Iwahara.

Durch die Entdeckung einer vierten Dimension hat sich der Menschheit eine unbegrenzte Energiequelle eröffnet. Mit Hilfe von Coils, elektromagnetischen Spulen, wird die sogenannte Dimension W angezapft, wodurch sämtliche Energieprobleme der Welt gelöst sind. Im Jahr 2072 blüht der Schwarzmarkt für illegale Coils, die auch als Waffen zum Einsatz kommen können. Als Collector verdient Kyoma Mabuchi seinen Lebensunterhalt mit der Jagd auf Nutzer der illegalen Coils. Dabei verachtet das Relikt einer vergangenen Zeit die Coil-Energie und moderne Technik. Bei einem seiner Aufträge begegnet er dem mysteriösen Roboter-Mädchen Mira, um die er sich fortan kümmern muss.

Neue Dimension

Das Szenario von Dimension W nimmt sich eines recht aktuellen Themas an: der drohenden Energieknappheit. Durch die Entdeckung einer neuen Dimension hinter den bekannten X, Y und Z haben sich der Menschheit neue Möglichkeiten eröffnet. Dank der vom mächtigen Staatskonzern New Tesla Energy regulierten und verwalteten Coils genannten Energiespulen ist es möglich die W-Dimension direkt anzuzapfen. Durch mehr als sechzig über die ganze Welt verteilte Türme, ist ein stetig vorhandenes Energienetz geschaffen worden, das die gesamte Welt abdeckt und auf das die Coils Zugriff haben. Trotz der anfänglichen und auch im weiteren Verlauf des Mangas immer wieder eingebauten Erklärungen, ist die sich dahinter verbergende Technik noch nicht gänzlich zu erfassen. Doch ein vollständiges Verständnis der Coil-Technologie ist für die Geschichte des Mangas auch gar nicht nötig. Die gebotenen Erklärungen sind ausreichend und so logisch vermittelt, dass man sich schnell in der Welt von Dimension W zurecht findet.

Zu einem großen Teil verdankt der Manga das auch den gekonnt gestalteten Charakteren. Besonders die Protagonisten Kyoma Mabuchi und die Androidin Mira unterstützen durch den Gegensatz den sie darstellen das Szenario. Kyoma ist ein sogenannter Collector, der Jagd auf die Nutzer von illegalen, nicht durch New Tesla Energy regulierten Coils macht. Allerdings arbeitet er nicht für das offizielle Ermittlungsteam DAB des Staatskonzerns, sondern erhält seine Aufträge durch die Spielhöllenkönigin Mary. Dabei stellt Kyoma einen typischen Teufelskerl dar, einen Helden, der keiner ist und nur für sich selbst lebt. Seine Aversion gegen die W-Energie und moderne Technik und die Vorliebe für benzinbetriebene Autos machen ihn zu einem Relikt in der modernen Welt. Zugleich zeigt sich hierbei der klare Unterschied zu Mira.

Die Androidin ist mädchenhaft und in ihrem Verhalten überraschend menschlich. Ihre unerfahrene und etwas naive Art sorgen dafür, dass man vergisst, was sie eigentlich ist. Schnell wird durch die Reaktion der anderen Charaktere auf sie deutlich, dass Androiden wie sie nicht üblich sind, was auch am Beispiel von Marys Dienerin und Leibwächterin Four ersichtlich wird. Besonders Kyoma schafft es allerdings mit seinem Hass auf moderne Technik meist nicht, sie normal zu behandeln. Dabei zeigt sich immer wieder der Gegensatz, den die beiden Hauptfiguren darstellen. Durch seine Ablehnung der modernen Technik ist Kyoma rückwärtsgewandt und auf die Vergangenheit bedacht, während Mira für die moderne Technik und die Zukunft steht. Sie benötigt eine Coil, um überhaupt existieren zu können, während Kyoma selbst Coil-Technologie so sehr ablehnt, dass er keinerlei darauf basierendes Gerät mit sich führt. Stattdessen kämpft er mit altmodischen Nadeln, die besonders beim Einsatz im Nahkampf kurzzeitige Erinnerungen an den Marvel-Charakter Wolverine wecken.

Täuschend heile Welt

Sorgt der Einsatz einer unbegrenzten Energiequelle für die Vermutung, dass die Welt sich in eine friedliche Utopie verwandelt haben könnte, wird dieser Eindruck schnell zerstört. Der Schwarzmarkt für illegale Coils, die auch für Waffen eingesetzt werden können blüht und ein eher unkonventioneller Protagonist, der in der Vergangenheit lebt und eine alte Werkstatt sein Heim nennt sind nur zwei Anzeichen dafür. Auch Miras anfängliches Versteck und das als Schattenstadt bekannte Gebiet machen schnell deutlich, dass sich unter der Fassade weit mehr verbirgt. Dazu gesellen sich die mehrmals im Mittelpunkt stehenden Ereignisse um den Erfinder der Coils und Gründer von New Tesla Energy, Dr. Shido Yurizaki, und seiner Familie. Die vorerst nur angedeutete Verschwörung deutet an, dass die sowieso schon interessante und spannende Handlung sich noch entwickeln dürfte und der mächtige Staatskonzern noch eine wichtige Rolle spielen wird. Auf Seiten von New Tesla Energy werden mit DAB-Abteilungsleister Albert Schumann und der COO Claire Skyheart zwei Figuren eingeführt, die bereits durch ihre kurzen Auftritte das Interesse wecken.

Das liegt zum Teil am markanten Charakterdesign, das besonders bei Kyomas Auftraggeberin Mary und Claire Skyheart zum Tragen kommt. Doch auch die beiden Protagonisten verfügen über einen hohen Wiedererkennungswert und kommen mit einem nahezu perfekt passenden Erscheinungsbild daher. Es gelingt durch das bloße Äußere die Art der Figuren anzudeuten. So ist Kyoma nicht nur ein Mensch, der der Vergangenheit zugetan ist, sondern kleidet sich auch entsprechend altmodisch, während Mira hingegen alleine durch ihre Androiden-Eigenschaften dem Modernen zugewandt ist. Doch auch sonst versteht es Yuji Iwahara Dimension W gekonnt und mit einem herausragenden Stil umzusetzen. Der Manga brilliert durch kraftvolle, ausdrucksstarke Zeichnungen, die perfekt zur Old-School-Kopfgeldjäger-Geschichte passen. Jeder Strich sitzt und erzielt so die richtige Wirkung, wodurch die einzelnen Szenen gekonnt vermittelt werden. Damit zeigt Yuji Iwahara, dass er nicht nur eine spannende Geschichte mit tiefgründigen Charakteren erzählen kann, sondern auch weiß, wie diese am besten umgesetzt werden muss. Willkommen sind dabei die insgesamt acht Farbseiten, von denen vier das fünfte Kapitel einleiten und somit nach dem Auftakt des Bandes auch die Möglichkeit geben Mira kurz in Farbe zu erleben.

Fazit

Die Anime-Umsetzung von Dimension W habe ich trotz des angebotenen Simulcasts auf Anime on Demand bisher nicht gesehen, weshalb ich vollkommen unbelastet an die Manga-Vorlage von Yuji Iwahara heran gegangen bin. Abgesehen von der grundlegenden Geschichte, wusste ich nicht, was mich erwartet und wurde umso positiver überrascht. Das gebotene Szenario ist spürbar detailreich ausgearbeitet und bietet zahlreiche Möglichkeiten für spannende Geschichten. Zugleich wird es exzellent für die darin agierenden Figuren genutzt, die sich glaubhaft in das Grundkonzept einfügen. Egal ob Kyoma, Mira oder Nebenfiguren wie Mary, bei jedem Charakter, der im ersten Band eine Rolle spielt, entsteht der Eindruck, dass dieser wirklich in dieser Welt lebt. Yuji Iwahara gelingt es seinen Protagonisten durch wenige Andeutungen, ihr bloßes Verhalten und das Design nachvollziehbare und weitgehend tiefgründige Persönlichkeiten zu geben. Sicher könnte Kyoma noch etwas aus seiner starren Sichtweise und etwas klischeehaften Rolle des Kopfgeldjäger-Windhunds ausbrechen, doch auch das wirkt eher so gewollt. Der Collector ist eben ein Einzelgänger, der die moderne Welt ablehnt und es zeichnet sich bereits ab, dass Mira Einfluss auf ihn nehmen wird. Die Androidin schafft es, als leicht naiver, liebenswerter Gegenpart zu Kyoma zu agieren und erlebt erstmals die Welt so richtig. Damit dürfte es interessant werden wie sehr die äußeren Einflüsse sie noch verändern. Zugleich erzeugen die Ereignisse und die angedeutete Verschwörung eine angenehme Spannung, die nicht nur an den ersten Band fesselt, sondern gemeinsam mit dem Cliffhanger den Wunsch weckt sofort weiterlesen zu können. Fans von guter Science-Fiction sollten genauso wie Anhänger von Cowboy Bebop oder Ghost in the Shell einen genauen Blick wagen.

Kurzfazit: Spannende Old-School-Kopfgeldjäger-Geschichte in einem interessanten Setting, das von den tiefgründigen Charakteren spürbar profitiert. Hervorragender Auftakt!

Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dimension W – Band 1!

Details
Titel: Dimension W – Band 1
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Verlag: Kazé Manga
Text/Zeichnungen: Yuji Iwahara
Seiten: 208
Preis: 6,95 €
ISBN: 978-2-88921-751-9
Verlagsseite: Dimension W – Band 1 bei Kazé Manga
Erscheinungsdatum: 07. April 2016

Bilder Copyright Kazé Manga / Square Enix