Rezension: Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht

star-wars-episode-7-das-erwachen-der-macht-filmplakat-deutschLange haben Star Wars-Fans auf der ganzen Welt darauf gewartet, seit gestern läuft Star Wars Episode 7: Das Erwachen der Macht in den deutschen Kinos. Diese Rezension beschäftigt sich mit dem Film an sich und kommt ohne Storydetails oder Spoiler aus.

Als Disney und Lucasfilm den siebten Film der Star-Wars-Reihe ankündigten, hatten viele Fans der weit, weit entfernten Galaxis schon nicht mehr daran geglaubt, jemals wieder eine neue Episode im Kino sehen zu können. Doch durch den Verkauf der Firmen und Marken von George Lucas an Disney, kehrte Star Wars zurück und eine unvergleichliche Marketing- und Hype-Maschinerie lief an. Die Erwartungen an Star Wars: Das Erwachen der Macht sind groß. Als riesiger Star Wars-Fan habe ich mir den Film bereits angesehen und versuche in dieser Rezension meine Eindrücke spoilerfrei festzuhalten. Es sei angemerkt, dass ich trotz versuchter Objektivität, diese nicht zu hundert Prozent garantieren kann. Die Fan-Einflüsse spielen immer eine Rolle. Gleichzeitig sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass in den Kommentaren zu dieser Rezension gerne auch mit Spoilern über den Film diskutiert werden darf.

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Auftakt einer neuen Generation

Viele Star Wars-Fans waren nach der Prequel-Trilogie enttäuscht, weshalb neue Filme in der weit, weit entfernten Galaxis immer mit dem Problem zu kämpfen haben würden, den Vergleich mit Episode eins bis drei über sich ergehen lassen zu müssen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Disney und Lucasfilm schnell klar gemacht haben, in welche Richtung Star Wars: Das Erwachen der Macht geht. Nicht nur, dass der Film als Fortsetzung der Original-Trilogie angelegt ist und damit auch alte, bekannte Helden wieder auftauchen, auch von seiner Art her atmet die siebte Episode die Seele der klassischen Filme ohne völlig auf moderne Elemente zu verzichten. Seit Die Rückkehr der Jedi-Ritter hat sich kein Star Wars-Film mehr so echt und gut angefühlt. Das liegt zu einem gewissen Teil an dem Einsatz von realen Drehorten wie Abu Dhabi oder England sowie den von Schauspielern in Kostümen dargestellten Aliens. Es tauchen zwar auch wieder CGI-Figuren auf, doch im Gegensatz zu Episode drei wirken diese natürlicher und fügen sich besser in das Gesamtwerk ein. Das gilt allgemein für die verwendeten, am Computer erzeugten Effekte, während reale Special Effects manche Szene authentischer erscheinen lassen.

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Den zweiten Kniff erzeugen Disney, Lcuasfilm und Regisseur J. J. Abrams durch die erstklassig gewählte Besetzung der neuen Hauptfiguren. Daisy Ridley, John Boyega und Oscar Isaac passen perfekt zu dem Film und hauchen ihren Rollen auf eine Weise Leben ein, wie es für einen guten Star Wars-Film einfach nötig ist. Dabei passt das Zusammenspiel der Darsteller exzellent. Gerade zwischen Rey-Darstellerin Ridley und Finn-Darsteller Boyega stimmt die Chemie spürbar und die Interaktionen der beiden Charaktere gehören zu den absoluten Highlights des Films. Dass die Rollen in Teilen typischen Star Wars-Stereotypen entsprechen, stört dabei nur bedingt, da kein Charakter gänzlich einem der alten großen Helden entspricht. Mit Rey ist es sogar gelungen eine Figur aufzubauen, die zur Fan-Ikone werden könnte und das ist ein klarer Verdienst von Daisy Ridley.

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Auf der anderen Seite bleiben leider ein paar interessante und teils stark beworbene Figuren etwas blass. Das gilt insbesondere für General Hux und Captain Phasma. Deren Rollen sind zwar nicht gänzlich unwichtig, doch fehlt ihnen der Platz, um sich genug zu entfalten. Auf Seite der Ersten Ordnung steht klar Kylo Ren im Vordergrund und das hat auch seine Gründe, die aufgrund von Spoilergefahr hier nicht genannt werden sollen. Es ist aber festzuhalten, dass nicht jeder mit dem neuen Bösewicht zufrieden sein dürfte. Ich hingegen finde ihn gut gewählt und auch die Art der Darstellung gibt ihm etwas Besonderes. Es ist gut, dass das Hauptaugenmerk trotz bekannter Figuren wie Han Solo und Chewbacce dennoch in erster Linie auf den neuen Charakteren liegt. Damit gelingt ein flüssiger Generationenwechsel. Ebenfalls erleichternd ist, dass BB-8 kein reines Werbemaskottchen wird und nicht nervend im Film auffällt, sondern ein herrlicher Sympathieträger ist, der im Vergleich zu C-3PO und R2-D2 ein wenig wie ein Welpe wirkte – ein Droidenwelpe eben.

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Service für die Fans

So gut der neue Film funktioniert und so toll der neue Cast ist, so sehr greifen Disney und Lucasfilm auf klassische Star Wars-Elemente zurück. Seien es bekannte Requisiten, Sprüche oder auch Schauspieler. Alles was in irgendeiner Weise möglich ist, wird eingesetzt, um alten Fans ein angenehmes Gefühl der Nostalgie zu bescheren. Und es funktioniert. Das Erwachen der Macht ist ein Film, der sowohl für absolute Neueinsteiger, als auch große Fans perfekt funktioniert. Das liegt auch an dem Verzicht auf zwingend benötigtes Vorwissen. Theoretisch könnte die siebte Episode auch der erste Film der Reihe sein und es würde trotzdem zu keinen Verständnisschwierigkeiten kommen. Gleichzeitig entdecken Kenner der alten Filme immer wieder schöne Anspielungen oder Hommagen an die klassischen Filme. Der ein oder andere mag zu große Gemeinsamkeiten mit der Original-Trilogie sehen und den Machern Ideenlosigkeit, Innovationsarmut und die Wahl des sicheren Weges vorwerfen, doch damit wurde nur das bedient, was Star Wars-Fans gefordert haben. Episode eins bis drei wurden kritisiert, weil sie zu wenig der alten Trilogie entsprochen haben. Es wäre nun lächerlich, wenn man Das Erwachen der Macht vorwirft zu sehr an die Original-Trilogie angelehnt zu sein.

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Natürlich hätten ein paar recycelte Handlungselemente der vorherigen Filme nicht sein müssen, doch sie schaffen einen gewissen Widererkennungswert, den ich nicht missen möchte. Dadurch wird die Star Wars-Atmosphäre weiter gestärkt. Schade ist allerdings, dass einige Handlungs-Twists zwar an sich spannend und gelungen sind, aber zu undramatisch präsentiert werden. Hier werden Möglichkeiten verschenkt, die Geschichte des Filmes noch besser zu machen und für größere Wow- und Schock-Momente zu sorgen. Ihre Wirkunge verfehlen die Twists aber trotzdem nicht gänzlich. Auch die kleineren Logikfehler im Film sind zum größten Teil nicht wirklich schlimm und fallen wahrscheinlich nicht einmal jedem Zuschauer auf. Einige Details dürften im erweiterten Kanon Universum, also Büchern, Comics etc. geklärt werden, während anderes in kommenden Filmen hoffentlich genauer definiert wird. Allgemein wirft Das Erwachen der Macht Fragen auf, die die Vorfreude auf Episode 8 erhöhen und die Wartezeit noch unerträglicher machen. Doch es bleibt nichts anderes übrig, fast eineinhalb Jahre müssen wir uns noch gedulden, bis wir endlich erfahren wie es weitergeht nach Das Erwachen der Macht.

Fazit

Star Wars: Das Erwachen der Macht ist ein gelungener, teils wunderbarer Auftakt der neuen Film-Trilogie. Regisseur J. J. Abrams, Disney und Lucasfilm ist es gelungen ein klassisches Film-Franchise zu neuer Stärke zu führen und auf eine Weise zu modernisieren, wie es Star Wars verdient hat. Für mich funktioniert der Film wirklich ausgezeichnet und trotz einiger kleinerer Schwächen ist Das Erwachen der Macht ein absolut fesselndes, atemberaubendes Erlebnis, das nicht nur Star Wars-Fans zufriedenstellen dürfte. Klar, es gibt einige recycelte Handlungs-Elemente und die Macher des Films gehen bei Das Erwachen der Macht auf Nummer sicher, aber genau das ist es, was Star Wars-Fans im Grunde gefordert haben. Zugleich funktioniert die Geschichte. Sowohl Erzählkurve als auch Charakterentwicklung sind überaus angenehm gestaltet. Klares Highlight ist die tolle Verwendung der neuen Charaktere und der sinnvolle Einsatz bekannter Helden. Hier leistet Das Erwachen der Macht exzellente Arbeit. Es dürfte klar sein, dass mir der Film gefallen hat und ich kann es gar nicht mehr erwarten, bis endlich Episode 8 im Kino anläuft.

Kurzfazit: Wunderbarer Auftakt einer neuen Generation mit erstklassiger Hommage an die alten Filme und sinnvoller Charakterkonzentration.

Details
Titel: Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht
Genre: Science-Fiction, Abenteuer, Fantasy
Regie: J. J. Abrams
Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Harrison Ford, Carrie Fisher, Mark Hamill, Peter Mayhew, Andy Serkis, Domhnall Gleeson, Gewndoline Christie, Anthony Daniels, Kenny Baker, Lupita Nyong’o
Drehbuch: Lawrence Kasdan, J. J. Abrams
Musik: John Williams
Produktionsjahr: 2015
Herkunftsland: USA

Bilder Copyright Disney / Lucasfilm