Rezension: Jormungand – Vol. 1 (Blu-ray)

Vjormungand-vol-1-coveriel Action und heikle Themen wie illegaler Waffenhandel und Kindersoldaten bietet Jormungand Volume 1.

Die junge Koko Hekmatyar ist als Waffenhändlerin für das Transportunternehmen HCLI in Europa und Afrika tätig. Bei ihren Geschäften umgeht sie die internationalen und regionalen Gesetze und verkauft an die unterschiedlichsten Gruppierung. Zur Seite steht Koko eine kleine Privatarmee aus Bodyguards, die zum Großteil aus ehemaligen Elitesoldaten und Söldnern besteht. Neustes Mitglied ihres Teams ist der junge ehemalige Kindersoldat Jonah, der seine gesamte Familie im Krieg verloren hat und deshalb Waffen und Waffenhändler hasst.

Zentrale Action

Jormungand ist eine Action-Serie, das wird bereits in der ersten Folge deutlich. Nur kurz werden die Charaktere eingeführt, bevor es zu ersten Schießereien und einer Verfolgungsjagd kommt. Die Handlung ist der teilweise knallharten und nicht zimperlichen Action klar untergeordnet. Dafür sind die Auseinandersetzungen zwischen Kokos Team und ihren Widersachern schön in Szene gesetzt und dank des knalligen Sounds wirken sie brachial. Der Geschichte von Jormungand fehlt allerdings ein durchgehender roter Faden. Es existiert keine richtige, übergeordnete Handlung. Viel mehr erzählen ein bis zwei Episoden ein Ereignis in das Koko, Jonah und der Rest des Teams verwickelt werden. Dennoch sind die Folgen nicht lose aneinander geknüpft. Sie bauen aufeinander auf und greifen vorangegangene Geschehnisse immer wieder auf. Dadurch entsteht zumindest eine gewisse Zusammengehörigkeit der Episoden, die in erster Linie aber durch die Charaktere getragen wird.

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Gerade Jonahs Einstieg in das Team und seine Entwicklung sind ein zentrales, wiederkehrendes Element. So wird im Lauf der sechs Episoden von Volume eins immer mehr über die Vergangenheit des ehemaligen Kindersoldaten verraten, bis in Folge vier ein Rückblick auf die Ereignisse geboten wird, die ihn in Kokos Team gebracht haben. Interessant ist dabei die Beteiligung von Kasper Hekmatyar und Jonahs Beziehung zum Bruder seiner Chefin. Hier verbirgt sich noch Potenzial, das in der zweiten Hälfte der ersten Staffel aufgegriffen werden könnte.

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Neben Jonah ist Koko die klare Protagonistin von Jormungand. Die junge Waffenhändlerin wirkt häufig kalt und abgebrüht, nur um im nächsten Moment vollkommen durchgeknallt oder sogar kindlich zu reagieren. Das lässt sie unberechenbar und mysteriös erscheinen. Gerade ihre Beweggründe, als Waffenhändlerin zu arbeiten könnten noch für interessante Entwicklungen sorgen, bleiben aber bisher im Dunkeln. Lediglich kurz gibt es eine Andeutung durch die Reaktion eines Nebencharakters auf diese Information. Koko zeigt zugleich eine unerwartete Herzlichkeit und fast schon freundschaftliche Bande zu ihren Bodyguards. In einer Szene wird deutlich, dass Koko ohne ihr Team hilflos und verloren wirkt. Dieser Eindruck wird durch die tolle Inszenierung noch verstärkt. Koko bekommt eine unerwartete und willkommene Tiefgründigkeit verliehen.

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Leider bleiben abgesehen vom ältesten Mitglied des Teams, dem ehemaligen Söldner und Elitesoldaten Lehm und der ehemaligen Elitesoldatin Valmet, die restlichen Bodyguards ein wenig blass. Trotz wiederkehrender Auftritte, die kleinere Informationen zu den Charakteren verraten, erfüllen sie lediglich ihre Rollen ohne wirkliche Tiefe zu entwickeln. Die Konzentration bei Kokos Team liegt neben Jonah klar auf Lehm und Valmet, die dafür um so interessanter sind. Das gilt besonders für die einäugige Valmet, deren Vergangenheit in der sechsten Episode eine Rolle spielt. Ihre Erinnerungen an frühere Geschehnisse in Afrika führen zum spannenden Cliffhanger der ersten Volume. Überflüssig ist das restliche Team von Koko allerdings trotzdem nicht. Jeder Charakter nimmt eine wichtige Rolle ein – und sei es nur während der Actionszenen. Außerdem sorgen immer wieder kleinere lockere und amüsante Momente zwischen den Bodyguards oder mit Koko für etwas Auflockerung, die zum Schmunzeln anregt.

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Ernste Themen

Im Gegensatz zu einem Großteil von Kokos Team, sind einige der Nebencharaktere nicht nur interessanter, sondern auch besser ausgearbeitet. Schade ist allerdings, dass gerade die interessantesten nur kurze Auftritte haben. So stellt sich die junge Chinatsu tiefgründiger als mancher Hauptcharakter dar, obwohl sie lediglich in zwei Episoden einen Auftritt hat. Immerhin gelingt es den ersten sechs Episoden auch einige wiederkehrende Nebencharaktere aufzubauen, die in späteren Folgen noch eine Rolle spielen könnten. Sei es Kokos Bruder Kasper oder der gerissene CIA-Agent Scarecrow. Hoffentlich nutzt Jormungand das hier gebotene Potenzial.

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Obwohl die Geschichte der Action untergeordnet ist, gibt es immer wieder Momente, in denen der Grundplot für heikle Thematiken genutzt wird. Sei es Jonahs Vergangenheit als Kindersoldat, illegaler Waffenhandel in Krisengebieten oder der Einsatz von Waffen im Allgemeinen. Jormungand erhebt nicht den Anspruch, Krieg, Waffen oder den Handel mit diesen zu kritisieren, dennoch gibt es immer wieder leichte Andeutungen, die in eine solche Richtung gehen. Jonahs Hass auf Waffen ist ein Element hierfür, genauso wie der Widerspruch, dass er seine Ziele nur mit Hilfe von Waffen erreichen kann. Wirklich Tiefgründig wird Jormungand zwar nie, doch diese kurzen Ansätze genügen, um der Serie einen nachdenklichen Aspekt zu verleihen.

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Wie bereits erwähnt, kann der Sound gerade in den Schießereien durch gute Waffengeräusche überzeugen. Ähnliches gilt an manchen Stellen auch für die Musikuntermalung, die in einigen Szenen für genau die richtige Atmosphäre sorgen. Gelungen ist auch die Synchronisation von Jormungand. Die Stimmen passen zu den Figuren und die Sprecher vermitteln die Dialoge glaubhaft. Nur einige unwichtigere Rollen überzeugen nicht immer, aber das fällt nicht störend auf. Die Action ist schön inszeniert und profitiert vom subtilen Einsatz von CGI-Elementen, um Explosionen oder Patronenhülsen darzustellen. Nur selten fallen etwas schwächere Animationen auf, insgesamt kann Jormungand auch in diesem Bereich überzeugen, ohne überragend zu sein.

Fazit

Jormungand lebt ganz klar von der brachialen, harten Action. In diesem Bereich können die ersten sechs Episoden weitgehend überzeugen. Einige Schießereien und Verfolgungsjagden sind zwar etwas kurz geraten, doch auch bei diesen weiß die Inszenierung zu gefallen. Leider geht die Action zulasten der Geschichte. Die Grundprämisse mit illegalem Waffenhandel und einem ehemaligen Kindersoldaten, der Waffen hasst und eine Waffenhändlerin beschützen soll, bietet Potenzial, das nur teilweise genutzt wird. Es gibt zwar immer wieder Momente in denen die heiklen Themen angesprochen und aufgearbeitet werden, das bleibt aber eher oberflächlich. Immerhin erhalten die wichtigsten Charaktere, allen voran Jonah und Koko, durch die Thematik interessante und spannende Hintergründe, die ihr Handeln schwer vorhersehbar machen und mit dazu beitragen, dass Jormungand vor den Fernseher fesselt. Das Fehlen einer übergeordneten, großen Handlung ist zwar bedauerlich, doch auch die kleinen Fäden, die Verbindungen zwischen den Episoden aufbauen, ergeben ein zusammenhängendes Gesamtbild. Schön sind die amüsanten Momente, die für etwas Auflockerung sorgen. Fans von Action-Animes sollten auf jeden Fall einen Blick wagen, wer aber eine tiefgründige Geschichte rund um die angesprochenen Themen erwartet, ist bei Jormungand nicht richtig.

Kurzfazit: Unterhaltsame Action, die etwas zu Lasten der Geschichte geht, während die heiklen Themen nur oberflächlich behandelt werden.

Details
Titel: Jormungand – Vol. 1
Genre: Action
Regie: Keitaro Motonaga
Studio: White Fox
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: ca. 150 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 10. Juli 2015
Herstellerseite: Anime House

Bilder Copyright White Fox / Anime House

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