Rezension: Until Dawn (PS4)

until-dawn-coverUrsprünglich 2012 für die Playstation 3 angekündigt, ist Until Dawn Ende August exklusiv für Sonys Playstation 4 erschienen. Herausgekommen ist ein cineastisches Horror-Spiel.

Trashiger Teenie-Horror

Die Freunde Sam, Mike, Chris, Emily, Jessica, Matt, Ashley, Josh sowie dessen Schwestern Hannah und Beth verbringen ein paar schöne Tage in der Berghütte von Joshs Eltern. Dabei kommt ein Teil der Gruppe auf die Idee Hannah, die in Mike verliebt ist, einen Streich zu spielen. Die Demütigung dabei treibt die schwarzhaarige Teenagerin dazu nachts in den Wald zu laufen. Ihre Zwillingsschwester Beth folgt ihr. Diese Suche nach Hannah stellt das Tutorial von Until Dawn dar. Immer wieder werden Elemente des Spiels, das wir als Beth bestreiten, vorgestellt. Am Ende überleben die beiden Schwestern jedoch nicht. Ein Jahr später treffen sich die anderen acht Teenager, die damals dabei waren, erneut auf der Berghütte. Auch um den beiden noch immer als verschollen geltenden Schwestern zu gedenken. Wer die Nacht und die Bedrohung durch einen Serienmörder überlebt, liegt in der Hand des Spielers.

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Gleich vorweg sei gesagt: Ja, Until Dawn ist trashig und ja, Until Dawn nutzt Klischees. Doch das stört nur teilweise. Gerade die fesselnde Geschichte und die dichte Atmosphäre sorgen gemeinsam mit der Entscheidungsfreiheit für ein gelungenes Spielvergnügen. Die acht Freunde entsprechen dabei jedoch etwas zu sehr den typischen Stereotypen und kommen reichlich Klischeehaft daher. Das geht soweit, dass manche Charaktere nur schwer zu ertragen sind und manchmal sogar richtig nerven. Gut also, dass die spielbare Figur regelmäßig gewechselt wird. An bestimmten Stellen reißt euch das Spiel aus der aktuellen Situation heraus und versetzt euch in die Rolle eines der anderen Teenager. Meist sind die Freunde nur zu zweit oder sogar alleine unterwegs. Die Gefahr des immer drohenden Todes sorgt für eine beklemmende Anspannung, die, die wenigen richtigen Horror-Momente um so intensiver wirken lassen.

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Schmetterlings-Effekt

Wer letztlich überlebt liegt tatsächlich komplett in der Hand des Spielers. Je nachdem welche Entscheidungen getroffen werden, verändert sich der Spielablauf. Auf diese, dem Schmetterlings-Effekt nachempfundene Funktion, sind die Entwickler stolz, das merkt man dem Spiel immer wieder an. Und das zu recht. Schon kleinste Entscheidungen können die Handlung in eine andere Richtung lenken. Besonders wenn ihr euch zu egoistisch oder neugierig verhaltet, droht der Tod besonders schnell. Ziel ist es, dass alle acht Teenager die Nacht überleben. Da eure Entscheidungen dafür verantwortlich sind wer stirbt, wird die Sensibilität für die eigene Spielweise gestärkt. Irgendwann entwickelt sich ein Gefühl dafür, welche Folgen eine Entscheidung haben kann. Gerade durch die hohe Entscheidungsfreiheit und die sich dadurch immer wieder verändernde Handlung, hat Until Dawn einen hohen Wiederspielwert.

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Die Geschichte selbst ist in Kapitel eingeteilt. In deren Verlauf wechseln die Figuren mehrmals. Besonders gelungen sind die Szenen zwischen den Episoden. Hier erwacht der Spieler bei einem Psychiater, der eher einem Psychopathen gleicht, und muss Fragen über seine Ängste beantworten. Diese kurzen Momente verdanken ihre spannende und skurrile Wirkung gerade der gelungenen Darstellung des Psychiaters durch Schauspieler Peter Stormare.

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Cineastisch

Die allgemeine Spielmechanik erinnert an die Spiele von Quantic Dream. Ähnlich wie in Heavy Rain oder Beyond: Two Souls werden die Charaktere zwar direkt mit dem Analog-Stick durch die Hütte und die schlauchartigen Gebiete der Umgebung bewegt, für Aktionen und in hektischen Szenen kommen jedoch Quick-Time-Events zum Einsatz. Dann gilt es möglichst schnell die richtige Taste zu drücken, um erfolgreich zu sein. Zusätzlich wird immer wieder mit Gegenständen, Schaltern und dergleichen interagiert. So muss fast immer R2 gedrückt werden, um etwas zu greifen, während der rechte Analog-Stick anschließend für eine bestimmte Bewegung dient. Mit dieser Spielmechanik, besonders den Quick-Time-Events, muss man sich arrangieren können. Waffen sind in Until Dawn eher selten, so dass fast alles durch das schnelle Drücken von Tasten absolviert wird.

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Until Dawn wirkt in vielen Belangen wie ein interaktiver Film. Die cineastische Darstellung wird beispielsweise durch die festen Kameraperspektiven unterstützt. Den größten Beitrag dazu leisten aber die von Schauspielern via Motion-Capture-Verfahren verkörperten Charaktere. Dadurch wirken gerade die Gesichter in manchen Szenen überaus glaubwürdig. Neben dem bereits erwähnten Peter Stormare spielen auch Jungschauspieler wie Hayden Panettiere oder Brett Dalton mit. Leider ist die deutsche Sprachfassung nicht Lippensynchron. Dafür gehen die deutschen Sprecher weitgehend in Ordnung und leisten gute, wenn auch nicht fehlerfreien Arbeit. Allerdings klingen ihre Stimmen manchmal etwas blechern. Dies gilt zum Glück nicht für den restlichen Sound. Gerade die Tonkulisse trägt maßgeblich zur packenden Atmosphäre bei. Grafisch gesehen kann sich Until Dawn durchaus sehen lassen. Neben den guten Umsetzungen der Schauspieler, wissen die Umgebungen zu gefallen und sorgen für ein beklemmendes Gefühl. Unterstützt wird das von den tollen Lichteffekten.

Fazit

Until Dawn ist eine der bisher größten Überraschungen des Jahres. Wahrscheinlich hatte niemand das Horror-Spiel wirklich auf dem Plan. Was Supermassive Games am Ende aber abgeliefert hat, ist ein packendes Erlebnis, das gerade durch die wendungsreiche Geschichte, die Entscheidungsfreiheit, die beklemmende Atmosphäre und den hohen Wiederspielwert überzeugen kann. Dass die Dialoge häufig eher misslungen sind und die Charaktere klischeehaften Stereotypen entsprechen, unterstreicht nur das trashige Teenie-Horror-Flair. Allgemein wirkt es so, als sei sich das Spiel genau dieses Umstandes bewusst. Damit ist es eine klare Hommage an eben jenes Film-Genre. Fans von Survival-Horror und cineastischen Spielen sollten auf jeden Fall einen Blick wagen.

Kurzfazit: Trashiger Teenie-Horror mit packender Atmosphäre, klischeehaften Charakteren, viel Entscheidungsfreiheit und hohem Wiederspielwert.

Vielen Dank an Sony Computer Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Until Dawn!

Details
Titel: Until Dawn
Genre: Horror
Publisher: Sony Computer Entertainment
Entwickler: Supermassive Games
Spieler: 1
Syteme: Playstation 4
Erscheinungsdatum: 26. August 2015

Bilder Copyright Sony Computer Entertainment