Angespielt: Bounty Train (PC)

bounty-train-coverBounty Train lässt die Zeit des nordamerikanischen Schienennetzausbaus wieder aufleben. Dabei präsentiert sich der Early-Access-Titel von Corbie Games und Daedalic Entertainment als Railroad-Survival-Simulation.

Von Ost nach West

Der verstorbene Vater von Walter Reed hatte den Traum eine Eisenbahnstrecke von der Ost- zur Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika zu bauen. Sein Ziel konnte er nicht mehr erreichen, dafür nimmt sich sein Erbe nun gezwungener Maßen dieser Pflicht an. Um es zu erreichen fahrt ihr mit eurem Dampfzug durch die USA und handelt oder transportiert Passagiere. Angesiedelt ist Bounty Train in der Zeit des nordamerikanischen Schienennetzausbaus zwischen 1860 und 1870. In diese Zeit fallen auch zahlreiche historische Ereignisse wie der amerikanische Bürgerkrieg oder das Attentat auf Abraham Lincoln. Deshalb ist es nur logisch, dass diese auch in Bounty Train eine Rolle spielen. Ihr habt sogar die Möglichkeit Einfluss darauf zu nehmen und somit die Geschichte der USA zu verändern. Letztlich führen eure Entscheidungen zu mehreren unterschiedlichen Enden der Handlung.

Aber was ist nun eigentlich Bounty Train? Das Genre ist mit Railroad-Survival-Simulation angegeben und das passt wirklich gut. An sich besteht das Spiel aus drei verschiedenen Bereichen: den Städten, der Weltkarte und den Kämpfen. In Städten wie Boston, Washington oder New York seht ihr euren Zug am Bahnhof stehen. Die Kulisse ist eher zweckmäßig gehalten, erfüllt aber ihren Zweck und ist zumindest optisch ganz gut gelungen. Hier besteht nun die Möglichkeit Waren einzukaufen, Passagiere mitzunehmen oder Quests anzunehmen. Dadurch verdient ihr Geld und gewinnt an Erfahrung. Wie viele Waren und Passgiere in euren Zug passen, hängt von der Art und Anzahl der Waggons ab. So ist es unbedingt erforderlich Geld zu verdienen, um im Depot euren Zug zu vergrößeren oder eine bessere Lokomotive kaufen zu können.

Handel ist ein wichtiger Bestandteil von Bounty Train. Viele Quests beinhalten den Transport bestimmter Güter, aber auch durch den Erwerb von Waren in einer Stadt und den Verkauf in einer Anderen lässt sich Geld verdienen. Besonders wenn die tabellarisch eingeblendeten Wareninformationen bei jeder Stadt berücksichtigt werden. Welche Güter in einer Stadt vorhanden sind und wie hoch die Verkaufs- beziehungsweise Kaufspreise sind, hängt von mehreren Faktoren ab. So hat die Lage und Produktion der Stadt genauso Einfluss darauf wie historische Ereignisse. Bricht beispielsweise in Buffalo ein großes Feuer aus, bekommt ihr dort außer Kohle nichts mehr. Dafür lassen sich bestimmte Waren wie Essen dort besonders gut verkaufen.

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Gefährliche Reisen

Habt ihr alles in einer Stadt erledigt, geht es auf die Weltkarte. Hier sind die wichtigsten Orte der Vereinigten Staaten dargestellt und mit Schienen verbunden. Um die jeweiligen Verbindungen nutzen zu dürfen, muss allerdings erst eine Lizenz gekauft werden. Dadurch besteht ein gewisser Einfluss darauf, welche Ziele ihr ansteuern könnt. Einen richtigen oder falschen Weg gibt es nicht. Lediglich für einige Hauptquests ist es nötig bestimmte Städte wie New York oder Pittsburgh anzusteuern. Dadurch entsteht ein kleiner roter Faden, der euch leitet. Allerdings ist es manchmal ratsam lieber erst einmal ein wenig Geld zu verdienen, da sonst schnell eine finanzielle Notlage droht. Bei den Reisen zwischen den Städten wird Kohle verbraucht. Diese kann in den Städten gekauft werden. Wie viele Kohle die Reise zwischen zwei Städten benötigt wird, hängt von der Entfernung dieser zueinander ab.

Während den Reisen auf der Weltkarte kommt es immer wieder zu Zufallsereignissen. Etwa begegnet ihr Farmern oder Schmugglern, die mit euch handeln wollen. Am häufigsten aber werdet ihr von Banditen oder Indianern überfallen. Für die Kämpfe wechselt das Spiel in einen seperaten Bildschirm. Dieser zeigt euren Zug aus der Vogelperspektive wie er durch die Landschaft fährt. Nun verfolgen euch eure Angreifer und schießen auf euren Zug. Es gilt die Gegner abzuwehren und wenn diese auf den Zug gelangen, sie möglichst schnell zu besiegen, da es sonst passieren kann, dass sie Waggons abkoppeln oder den Zug zum Stillstand bringen. Zugleich müsst ihr aber auch auf die Geschwindigkeit des Zuges achten, damit dieser an heiklen Streckenstellen durch zu hohes Tempo keinen Schaden nimmt. Natürlich ist es auch zu vermeiden, dass ihr langsamer werdet oder gar völlig stoppt. Außerdem können Feuer ausbrechen, die möglichst schnell gelöscht werden sollten, um größere Schäden zu vermeiden.

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Da es nahezu unmöglich ist, den Zug nur mit eurem Alter Ego Walter zu verteidigen, können in den Städten Söldner angeheuert werden. Diese gehören unterschiedlichen Klassen an, die ihre Stärken angeben. So gibt es Charaktere die Revolver einsetzen, während andere eher Sprengstoffexperten sind. In den Kämpfen erinnert Bounty Train an ein Taktikstrategiespiel. Eure Figuren bewegt ihr über Felder zwischen den Waggons und bringt sie in Position. Da durch die stets bestehende „Überall passiert etwas“-Hektik schnell Stress aufkommen kann, ist es überaus praktisch, dass sich die Kämpfe jederzeit pausieren lassen. Die nun erteilten Befehle, führen eure Charaktere sofort aus, sobald ihr das Spiel weiterlaufen lasst.

An sich sind die Kämpfe gelungen und bilden durch den teilweise etwas höheren Schwierigkeitsgrad ein spannendes Gegenstück zu den sonst eher ruhigen Momenten in den Städten. Dennoch machen sie in der Early-Access-Version manchmal auch noch einen etwas unfairen und nicht ganz ausbalancierten Eindruck. Gerade zu Beginn des Spiels wäre es angenehmer, wenn die Kämpfe nicht so heftig ausfallen und nicht so häufig vorkommen würden. Es kann immer wieder passieren, dass durch die erlittenen Schäden an Zug und Charakteren eine nicht zu verachtende Menge Geld ausgegeben werden muss, das euch später fehlt. Besonders ärgerlich wird dies, wenn ihr mehrfach hintereinander bei der Fahrt über die selbe Strecke überfallen werdet. Immerhin lassen sich Arztkosten sparen, wenn ihr über einen Söldner mit entsprechenden Fähigkeiten verfügt

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Ausblick (basierend auf der Early-Access-Version, Stand: 02.09.2015)

Die eher ungewöhnliche Genre-Bezeichnung Railroad-Survival-Simulation passt auf jeden Fall zu Bounty Train. Besonders der Überlebens-Aspekt spielt in den Kämpfen eine große Rolle. Hier erinnert das Spiel an Titel wie FTL. Schade ist, dass in der vorliegenden Early-Access-Version gelegentlich Frustmomente durch etwas unfair erscheindende und zu häufig auftretende Überfälle mögliche sind. Gerade dadurch ist es mir mehrfach passiert, dass ich aus Geldnot einen meiner Waggons verkaufen musste, was es noch schwieriger macht in den Kämpfen zu bestehen und Geld zu verdienen. In einem solchen Moment ist ein Neustart des Spiels sinnvoll. Trotzdem ist Bounty Train kein schlechtes Spiel. Sowohl die Kämpfe als auch der Handel und Personentransport bieten eine schöne Herausforderung, die Spaß macht. Dazu kommt eine recht interessante, wenn auch eher typisch anmutende Geschichte. Lobend erwähnt werden sollte auch, dass trotz Early-Access-Version bereits viele Mechaniken funktionieren und das Spiel gut spielbar ist. Außerdem konnten während meiner Anspiel-Phase bereits Verbesserungen festgestellt werden. Fans von herausfordernden Taktik-Simulationen können einen Blick wagen.

Kurzprognose: Interessante Überlebens-Simulation mit Einfluss auf die Handlung, unverbrauchtem Setting, aber auch gelegentlich frustrierenden Kämpfen.

Vielen Dank an Daedalic Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Early-Access-Codes von Bounty Train!

Details
Titel: Bounty Train
Genre: Railroad-Survival-Simulation
Publisher: Daedalic Entertainment
Entwickler: Corbie Games
Spieler: 1
Syteme: PC, Mac
Early-Access-Start: 25. August 2015
Erscheinungsdatum: 2016
Offizielle Webseite: bountytrain.com

Bilder Copyright Daedalic Entertainment/Corbie Games