Angespielt: Valhalla Hills (PC)

valhalla-hills-artwork1Funantics mischt in Valhalla Hills Elemente aus Die Siedler 2 und Cultures zu einem interessanten Paket. Ich habe bereits einige Stunden mit der Early-Access-Version verbracht, kann der Titel an die Klassiker heranreichen?

Putzige Wikinger

Schon auf den ersten Blick weckt der comichafte Grafikstil Erinnerungen an Blue Bytes Genre-Klassiker Die Siedler 2. Es ist herzallerliebst wie die kleinen Wikinger herum wuseln, ihrer Arbeit nachgehen, nach Essen suchen oder sich zum Schlafen unter einen Baum legen. Die Unreal Engine 4 scheint eine gute Grundlage für Valhalla Hills zu bieten. Doch worum geht es in dem Aufbau-Strategiespiel eigentlich? Einigen armen Wikinger-Helden wird von Odin der Zutritt nach Valhalla verwehrt, weil er wegen seines jüngsten Sohnes genervt ist. Leko interessiert sich nicht, wie es sich gehört, für Kampfesübungen und Trinkgelage, sondern viel mehr für das Bauhandwerk. Kurzerhand verbannt Odin seinen Sohn und macht ihn zum Gott der Baumeister. Gemeinsam mit den verschmähten Wikinger möchte Leko Odin nun beweisen, dass sie würdig sind, nach Valhalla zurückzukehren.

Nötig dafür ist Ehre, denn nur wer Ehrenvoll genug ist, hat es verdient Einzug in Valhalla zu erhalten. Spielerisch geht es nun darum die Wikinger von einer zufällig generierten Insel zur nächsten zu führen. Das Ziel auf jeder Insel ist ein Portal, das allerdings von Gegnern wie Eisgolems oder Eiswikingern bewacht wird. Doch bevor sich eure Wikinger-Krieger mit ihnen anlegen können, gilt es das Portal überhaupt erst einmal zu erreichen. Damit die Wikinger auf den Inseln überleben, benötigen sie eine kleine Siedlung. Sie haben Bedürfnisse nach Essen, Gesellschaft und Erholung. Deshalb gilt es Fischer-, Holzfäller-, Steinmetzehütten und allerlei mehr zu bauen, um Nahrung und Baumaterial heranzuschaffen. Wirkliche Kontrolle über die Wikinger haben wir allerdings Genre-typisch nicht. Stattdessen gehen sie selbstständig ihrem Tagwerk nach – und das sogar recht gut. Es passiert so gut wie nie, dass einer Baustelle nicht schnell mindestens ein Arbeiter zugeteilt ist. Zumindest wenn aktuell nicht alle eure Wikinger beschäftigt sind. Ist das Kontingent an Wikingern noch nicht voll ausgeschöpft, fallen stets weitere vom Himmel, wenn sie gerade benötigt werden. Am Startportal besteht auch die Möglichkeit selbst neue Wikinger herbeizurufen. Außerdem lässt sich dort einsehen wie viele Wikinger bereits auf der Insel leben und wie hoch das maximale Kontingent ist. Um mehr Wikinger auf die Insel rufen zu können, müssen Wohnstätten wie Zelte gebaut werden. Allerdings können niemals mehr Wikinger auf einer Insel leben, als das maximale Kontingent der Karte zulässt. Dieses ist von deren Größe abhängig.

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Baumeister und Krieger

Damit erfüllt Valhalla Hills in erster Linie die Genre-Standards. Als Gott Leko setzten wir Gebäude auf die Insel, die Wikinger bauen sie auf und arbeiten anschließend in ihnen. Dadurch wächst die Siedlung immer weiter. Durch Pfade verbinden wir die Gebäude miteinander, um die Laufwege der Bewohner ein wenig zu lenken, zugleich aber auch ihre Geschwindigkeit zu erhöhen und den Radius von Gebäuden zu erweitern. Mittels Kurieren verteilen wir Waren über die im Verlauf des Spiels immer größer werdenden Siedlungen und durch Lager bleiben die Ressourcen nicht einfach irgendwo liegen, sondern werden an einem Ort gesammelt. Auch das erleichtert den Wikingern das Leben und verkürzt die Laufwege. In Kampf- und Armeelagern werden Krieger ausgebildet, die anschließend in die Schlacht geschickt werden können. Hierfür müssen die Lager allerdings umziehen, da die zugeteilten Wikinger nur im Umkreis ihres Lagers wirklich aktiv werden. Ähnliches gilt allerdings auch für Gegner auf der Karte. Egal ob Wolf, Bär oder Eisgolem, kein Widersacher legt weite Wege zurück, um die Siedlung anzugreifen. Erst wenn sich die Wikinger in ihrer Nähe befinden, greifen sie an. Das erleichtert zwar das Siedeln ein wenig, nimmt aber auch etwas Spannung heraus, da die Bedrohung durch Feinde weit gehend planbar wird.

Ebenfalls zu bedenken gilt es beim Aufbau der Siedlung, dass gewisse Gebäude eine Produktionskette bilden. So baut die Farm Getreide an, das anschließend in der Mühle zu Mehl gemahlen und im letzten Schritt in der Bäckerei zu Brot verarbeitet wird. Alternativ kann das Getreide auch an die Brauerei gehen, die zusätzlich Wasser aus dem Brunnen benötigt, um Malzbier zu brauen. Dieses wiederum holen sich Krieger in der Nähe, wodurch sich ihre maximale Lebensenergie erhöht. Leider sind diese Produktionsketten allgemein eher klein und auch nicht in großer Zahl vorhanden. Das liegt auch an der aktuell eher überschaubaren Anzahl an Gebäuden. Immerhin wächst deren Umfang immer weiter stetig an. Durch das Erfüllen bestimmter Ziele werden Erfolge erreicht, die wiederum neue Bauvorhaben oder Karteneigenschaften freischalten. Dadurch gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken, neue Herausforderungen und Möglichkeiten.

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Dennoch ist die Abwechslung mit der Zeit eher gering, da auf jeder Karte das Ziel identisch bleibt: das Portal erreichen und Durchschreiten. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder positionieren wir unsere Kampf- und Armeelager in der Nähe und öffnen das Portal, um die Wächter des Durchgangs von unseren Kriegern bezwingen zu lassen oder wir besänftigen sie durch Opfer. Dafür muss eine Opferstätte gebaut werden, an der anschließend Materialien wie zum Beispiel Holz, Gold oder Malzbier dargebracht werden können. Was genau geopfert wird, kann allerdings nicht selbst entschieden werden. Vollkommen zufällig steht bei jedem Wächter des Portals, welche Opferung zur Besänftigung benötigt wird. Das kann gerade auf größeren Karten zwar einiges an Zeit kosten, besonders, weil immer nur eine Opferung möglich ist. Doch in einer gut funktionierenden Siedlung ist dies fast immer erreichbar. Zumal nur wenige unterschiedliche Materialien benötigt werden. Meist begnügen sich die verschiedenen Wächter mit ein oder zwei identischen Opfergaben. Das Erleichtert diesen Weg noch einmal deutlich. Außerdem lassen sich die Kämpfe am Portal erleichtern, da gerade die schwierigeren Gegner so bereits im Vorfeld beseitigt werden können. Immerhin planen die Entwickler die automatischen Opferungen noch zu verändern und den Spieler hierbei mehr in die Pflicht zu nehmen. Dass könnte diesen Weg umständlicher und damit weniger verlockend machen.

Ausblick (basierend auf der Early-Access-Version, Stand: 26.08.2015)

So viel Spaß Valhalla Hills auch macht, das größte Problem bleibt die mangelnde Abwechslung. Zwar ist es immer wieder eine neue Herausforderung das Portal zu erreichen. Gerade auf größeren Karten ist es notwendig sich langsam den Berg heraufzusiedeln, Nachschublager und Kuriere gut zu nutzen, um alle mit Nahrung zu versorgen. Dennoch bleibt es dabei, dass jede Karte einen Berg darstellt, an dessen Spitze das Portal ist. Das Ziel ist immer gleich. Zusatzaufgaben oder eine richtige Geschichte werden nicht geboten. Lediglich die Erfolge, die neue Elemente freischalten und damit das Spiel etwas verändern, motivieren zusätzlich zum eigentlichen Spielspaß. Selbst die Ehre ist letztlich nur ein Highscore-Messer. Im Hauptmenü besteht die Möglichkeit nachzusehen wie viel Ehre die einzelnen Wikinger bisher gesammelt haben, einen wirklichen Nutzen hat das aber nicht. Dennoch birgt Valhalla Hills einiges an Potenzial und macht in der Early-Access-Version bereits einen überraschend fertigen Eindruck. So sind mir im gesamten Spielverlauf keine Abstürze oder größeren Fehler aufgefallen.

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Allgemein muss aber bedacht werden, dass es sich bei Valhalla Hills um ein Spiel in der Entwicklung handelt. Noch sind nicht alle Elemente integriert und gerade in Punkten wie dem Kampfsystem, Balancing, Berge-Abwechslung oder auch der Gebäudeanzahl dürfte sich bis zum Release in der ersten Jahreshälfte 2016 noch etwas tun. Wichtig ist aber, dass der Ersteindruck schon einmal positiv ist und trotz einiger Makel weiß Valhalla Hills durch seinen Charme und den spaßigen Aufbau einer Siedlung zu unterhalten. Damit verfügt das Spiel über einiges an Potenzial, das hoffentlich auch genutzt wird, um am Ende ein würdiger Erbe von Die Siedler 2 und Creatures zu werden.

Kurzprognose: Trotz Early-Access-Phase spielt sich Valhalla Hills bereits sehr gut und kann durch Charme und spaßige Aufbau-Strategie unterhalten. Potenzial ist vorhanden, hoffentlich nutzen die Entwickler es auch.

Vielen Dank an Daedalic Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Early-Access-Codes von Valhalla Hills!

Details
Titel: Valhalla Hills
Genre: Aufbau-Strategie
Publisher: Daedalic Entertainment
Entwickler: Funantics
Spieler: 1
Syteme: PC, Mac
Early-Access-Start: 24. August 2015
Erscheinungsdatum: 2016

Bilder Copyright Daedalic Entertainment/Funatics