Rezension: Yoshi’s Woolly World (Wii U)

yoshis-woolly-world-coverYoshi ist zurück, mit einem waschechten Jump & Run auf der Wii U. Doch kann das komplett in Woll- und Stoff-Optik gehaltene Yoshi’s Woolly World wieder an die SNES-Hochzeiten des grünen Dinos anknüpfen?

Willkommen auf dem Woll-Atoll

Wenn man sich Yoshi’s Woolly World ansieht – egal ob direkt das Spiel, Screenshots, Videos oder auch nur das Cover – fällt direkt der besondere Wolle-Look des Jump & Runs auf. Wie schon bei Kirby und das magische Garn für die Wii, setzt auch Yoshis neues Abenteuer ganz auf eine Stoff- und Wolle-Grafik. Dabei ist das Spiel nicht nur unglaublich bunt und super süß, sondern in seiner Erscheinung auch noch authentisch. Gerade durch die vielen Details, wirkt der Grafikstil glaubhaft und jederzeit zusammengehörig. Es entsteht nie der Eindruck, als passe etwas nicht. In Yoshi’s Woolly World besteht einfach alles aus Wolle, Stoff, Garn und so weiter und das ist vollkommen natürlich – zumindest auf dem Woll-Atoll, gelegen im Bastelmeer.

So wirkt es auch nicht unpassend, dass Kamek zu Beginn des Spiels die Heimat der Yoshis angreift und alle bis auf zwei der aus verschieden farbiger Wolle bestehenden Dinos auftrennt, wodurch sie jeweils in fünf Wollknäuel geteilt werden. Es ist nun an den beiden verbliebenen Yoshis Kamek aufzuhalten und ihre Freunde zu retten. Dabei gibt es in jedem der etwa fünfzig Level fünf Wollknäuel zu finden. Wenn das geschafft ist, wird ein Yoshi wieder zusammen gehäkelt und ist fortan ebenfalls spielbar. Die Musterungen und Namen der Yoshis fallen teilweise recht ungewöhnlich, aber auch kreativ aus. So lassen sich beispielsweise Blumen-Yoshi, Kakao-Yoshi, Kuh-Yoshi, Wüsten-Yoshi oder Regenbogen-Yoshi finden. Spielerisch macht es keinen Unterschied, mit welchem Yoshi ihr spielt. Es handelt sich also um eine rein optische Angelegenheit, die aber überaus witzig ist und den Erkundungsdrang anregt. Die fünf Wollknäuel sind in den Leveln nämlich teils sehr gut versteckt und lassen sich nur mit höchster Aufmerksamkeit finden. Ähnliches gilt auch für die fünf Sonnenblumen, die sich ebenfalls in jedem Level verstecken. Zusätzlich schaltet ihr durch das Einsammeln bestimmter Edelsteine Stempel-Aufnäher frei, insgesamt 20 pro Level. Nur wenn alle Yoshis, Sonnenblumen und Stempel-Aufnäher gefunden sind und zusätzlich ein Level mit voller Herzanzahl abgeschlossen wird, gilt dieses als 100% gelöst und erhält einen Stern. Gerade hier liegt für erfahrene Spieler der Anspruch an Yoshi’s Woolly World.

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Für Jung und Alt

Doch auch sonst bietet Yoshis neues Abenteuer für Genrefans einiges. Wahlweise lässt sich das Spiel nämlich im Klassischen- oder Entspannten-Modus starten. In letzterem verfügt Yoshi über kleine Flügel, wodurch das sterben deutlich erschwert wird. Dafür bietet die klassische Spielvariante genau das, was viele Spieler von einem guten Jump & Run erwarten: Level mit kniffligen Sprungpassagen und massig auffindbaren Gegenständen. Doch auch hier besteht die Möglichkeit, sich das Spiel etwas zu vereinfachen. Immer wieder erhält man Trickanstecker, die eine kleine Hilfe für die Dauer eines Levels freischaltet. So sind etwa alle Wollkugeln, die Yoshi nun statt seiner Eier einsetzt und wirft, groß. Oder Yoshi erleidet bei Treffern weniger Schaden. Diese Trickanstecker kosten allerdings Edelsteine und das teilweise nicht zu knapp. Lediglich im Entspannten-Modus lässt sich übrigens der Trickanstecker verwenden, mit dem ein Level direkt übersprungen werden kann. Gerade für jüngere Spieler sicherlich eine große Hilfe, wenn sie einen Level einfach nicht schaffen.

Wie bereits erwähnt verzichtet Yoshi’s Woolly World auf die typischen Eier, die der Dino erhält, wenn er Gegner mit seiner Zunge schnappt und runter schluckt. Stattdessen werden die aus Wolle bestehenden Feinde aufgetrennt und Yoshi erhält eine Wollkugel, die fortan geworfen werden kann. Einige Gegner wie die altbekannten Piranha-Pflanzen lassen sich beispielsweise nur besiegen, wenn zuvor eine Wollkugel auf sie geworfen wurde. Dadurch sind sie gefesselt und ein Sprung auf sie gibt ihnen den Rest. Allgemein setzen die Entwickler die Woll-Thematik nicht nur bei der Optik wirklich toll ein. Immer wieder ergeben sich auch spielerische Möglichkeiten. So müssen rot-weiß markierte Felder, Röhren und allerlei anderes erst mit Wolle ausgefüllt werden, in dem eine Wollkugel auf sie geworfen wird. Oder aber an einer Wand befindet sich eine Schlaufe, schnappt Yoshi sich diese mit seiner Zunge, trennt er ein Stück des Levels auf und legt einen Geheimgang frei. Es heißt also auf die Umgebung achten, wenn man es nicht wegen der tollen Grafik sowieso schon macht.

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In Sachen Spielmechanik leistet sich Yoshi’s Woolly World übrigens auch keinerlei Blöße. Die Sprünge sitzen genau und lassen sich perfekt platzieren, Yoshi bewegt sich toll und wie gewohnt durch die Level. Lediglich manch knifflige Stelle könnte für Frust sorgen, wenn man immer wieder stirbt und vom letzten Checkpoint neu anfangen muss. Bereits gesammelte Wollknäuel, Sonnenblumen oder Stempel-Aufnäher müssen dann wieder eingesammelt werden. Das kann besonders dann nerven, wenn einen der Bildschirmtod bei einem Bossgegner ereilt und eine heikle Stelle vor diesem erneut angegangen werden muss, da auch bei Bossen der letzte Checkpoint gilt. Ein erneuter Checkpoint direkt vor einem Boss wäre sicherlich eine schöne Sache gewesen. Schade ist allerdings, dass manche Bosse mehrfach verwendet werden. Das stört zwar nur minimal, dennoch wäre es gut gewesen, wenn die Entwickler hier etwas mehr Abwechslung eingebracht hätten.

Zweifacher Spaß

Der Grund weshalb zwei Yoshis Kameks Angriff entgehen, liegt übrigens am jederzeit verfügbaren Zwei-Spieler-Modus. Wahlweise kann jedes Level mit einem Mitspieler bestritten werden. Das bringt den Vorteil mit sich, dass es nicht direkt zum letzten Checkpoint zurückgeht, wenn nur einer in ein Loch fällt. Stattdessen fliegt der gestorbene Yoshi in einem Ei wieder in den Bildschirm und muss von seinem Partner befreit werden. Allerdings können sich die Spieler auch im Weg rumstehen. So treffen Wollkugeln auch den Mitspieler und bei einem Sprung kann es schnell passieren, dass man seinen Freund abdrängt oder ihm gar auf den Kopf springt, wodurch dieser in einen Abgrund stürzt. Das kann natürlich für einen gewissen Spaß sorgen, aber auch Chaos auf dem Bildschirm auslösen. Nichts desto trotz ist Yoshi’s Woolly World zu zweit ein tolles Vergnügen.

Neben der detailverliebten Grafik, kann Yoshi’s Woolly World auch auf der Soundseite vollkommen überzeugen. Die musikalischen Stücke sind nicht nur Abwechslungsreich, sondern auch wirklich gelungen. Sie untermalen die Level nahezu perfekt und vermitteln dadurch eine ganz eigene Grundstimmung, die immer passend ist und damit nicht nur die Atmosphäre erhöht, sondern jedem Level auch noch eine ganz eigene Note verpasst. Das kann man den Entwicklern nur hoch anrechnen, da sie einen bereits erstklassigen technischen Eindruck noch weiter abrunden.

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Fazit

Yoshi’s Woolly World ist eines der besten Jump & Runs, die ich in den letzten Jahren gespielt habe und dürfte es dieses Jahr leicht haben, in diesem Genre ganz oben mit zuspielen. Aber auch der Titel des besten Spieles 2015 für die Wii U ist für den grünen Dino und seine Kameraden greifbar. Nintendo und das Entwicklerteam von Good-Feel zeigen mal wieder wie ein beinah perfektes Jump & Run auszusehen hat. Die kleineren Macken mit den selten misslungenen Checkpoints und den teilweise etwas frustigen Stellen, beeinträchtigen, das Gesamtbild nicht. Es stört auch zu keiner Zeit, dass manche Bossgegner recycelt werden. Alleine schon, weil sie auf unterschiedliche Weise zu bekämpfen sind. Genrefans sollten genauso wie Anhänger von Yoshi unbedingt zugreifen, eigentlich jeder der eine Wii U besitzt. Ein besseres Spiel für Nintendos Heimkonsole dürfte in diesem Sommer nicht zu haben sein.

Kurzfazit: Knuddelig-süßes Jump & Run mit authentischer Woll-Optik, exzellenter Spielmechanik und ordentlichem Anspruch. Das beste Yoshi-Spiel seit dem SNES.

Details
Titel: Yoshi’s Woolly World
Genre: Jump & Run
Publisher: Nintendo
Entwickler: Good-Feel
Spieler: 1-2
Syteme: Wii U
Erscheinungsdatum: 26. Juni 2015

Bilder Copyright Nintendo