Rezension: Broken Age (PC)

Cover der Verkaufsversion von Broken Age.
Cover der Verkaufsversion von Broken Age.

Nach über einem Jahr Wartezeit erschien Ende April der zweite Akt von Tim Schafers über Crowdfunding-finanziertem Adventure Broken Age. Kann das Gesamtwerk überzeugen?

Maidenopfer und mütterliche Fürsorge

Am Anfang von Broken Age steht die Wahl: Vella oder Shay. Die beiden Teenager sind die spielbaren Protagonisten des Point & Click-Adventures. Wessen Handlungsstrang den Anfang machen soll, ist dabei dem Spieler selbst überlassen. Letztlich ist es aber erforderlich die Abenteuer von beiden zu erleben, um den ersten und schließlich auch den zweiten Akt abschließen zu können. Bis zur Hälfte des Spiels ist es sogar möglich den kompletten Teil von nur einem der Protagonisten zu spielen, dann aber werdet ihr mehr oder weniger gezwungen, euch auch der anderen Hauptfigur zu widmen. Dies hat natürlich auch Gründe in der Handlung.

Apropos, worum geht es denn nun eigentlich in Broken Age? Wie bereits angedeutet, präsentiert uns das Spiel vorerst zwei Handlungen, die sich erst am Ende des ersten Aktes und anschließend in Teilen auch im zweiten Akt kreuzen. Vella ist eine normale Teenagerin, die in Zuckerdosendorf – einem Dorf von Bäckern – lebt. Allerdings wurde sie, zusammen mit vier anderen Mädchen, für das Maidenmahl ihrer Heimat auserwählt. Bei diesem alle vierzehn Jahre stattfindenden Ereignis werden junge Maiden einem Mog genannten Monster geopfert, damit dieses nicht das Dorf zerstört. Vella ist mit ihrem Schicksal nicht zufrieden und setzt sich gegen Mog Chothra zur Wehr. Das hat natürlich weitreichende Folgen, die sie in ihr Abenteuer und aus ihrem Heimatdorf herausführen. Shay hingegen lebt auf einem Raumschiff und wird dort von zwei intelligenten Computern erzogen und betreut. Während „Vater“ eigentlich nur Nachts anwesend ist, kümmert sich „Mutter“ tagtäglich um das Wohlbefinden des Teenagers und behandelt ihn dabei überfürsorglich. Im Grunde eher wie ein zerbrechliches Kleinkind. Dass Shay mit dieser Situation nicht allzu glücklich ist, ist wenig überraschend und so nutzt er natürlich die Chance für ein richtiges Abenteuer, als diese sich ihm bietet.

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Schwankende Qualität

An sich ist die Geschichte von Broken Age wirklich gelungen und die Rätsel sind wirklich gut in die Handlung eingebaut. Dennoch krankt das Adventure an beiden Fronten ein wenig. So sind im ersten Akt die Rätsel häufig etwas zu leicht und zu schnell gelöst. Dafür baut die Geschichte einiges an Spannung auf und lädt zum spekulieren über mögliche Zusammenhänge und Entwicklungen ein. Es werden sogar einige Andeutungen gemacht, die gewisse Erwartungen und Hoffnungen wecken. Leider erfüllt Akt 2 und insbesondere das Ende diese nicht. Die Handlung entwickelt sich in eine etwas andere Richtung und verläuft dann doch wesentlich unspektakulärer und normaler, als man es noch im ersten Akt erwartet hätte. Das ist schade, weil hier deutlich mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre. Dennoch kann die Geschichte unterhalten, was zu einem groß Teil auch den gelungenen Charakteren und dem teilweise eingestreuten Humor und den skurrilen Momenten zu verdanken ist. In Sachen Rätseln weiß der zweite Akt deutlich mehr zu überzeugen. Hier zeigt Broken Age das wahre Potenzial des Spiels. Deutlich kniffligere und auch längere Kopfnüsse werden geboten. Dadurch bietet das Adventure in der zweiten Hälfte auch einiges mehr an Herausforderung, das ist wirklich gut so. Schade ist aber, dass gleichzeitig nicht immer klar ist, was als nächstes zu tun ist, das fällt allerdings nur minimal ins Gewicht. Weitaus störender fällt ein Rätsel auf, bei dem im Grunde nur ausprobieren zur richtigen Lösung führt. Das kann frustrieren und nerven.

Etwas Eigenes bringt Broken Age mit dem gewählten Grafikstil mit sich. Die bunten, comichaften Umgebungen und Figuren passen zum Spiel und fallen teilweise überaus abgedreht und ungewöhnlich aus. Auch die Animationen sind weitgehend gelungen, schade ist aber, dass zumindest bei der deutschen Sprachfassung keinerlei Lippensynchronität erreicht wird. Ebenfalls zu bemängeln ist die doch etwas geringe Anzahl an Schauplätzen. Zwar wird einiges geboten, doch gerade im zweiten Akt kommen kaum neue Handlungsorte hinzu. Die meiste Zeit bewegen wir uns nur durch etwas angepasste Bildschirme des ersten Aktes. Hier wäre mehr drin gewesen. Dafür finden wir uns aber bereits nach kurzer Zeit zurecht, auch wenn die linear aneinander hängenden Gebiete manchmal relativ lange Laufwege verursachen.

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In Sachen Musik gibt es Broken Age nichts vorzuwerfen. Der Soundtrack weiß zu gefallen und passt zum Spiel. Auch die deutschen Sprecher leisten gute Arbeit. Leider gehen hier aber einige Witze und Anspielungen verloren Gleichzeitig muss man bei der deutschen Synchronisation auf bekannte Sprecher wie Elijah Wood und Jack Black verzichten. Schade, aber auch so macht Broken Age in der deutschen Tonfassung Spaß.

Fazit

Broken Age war eines der bisher erfolgreichsten Kickstarter-Projekte und dementsprechend waren die Erwartungen vieler Spieler enorm hoch. Vielleicht auch zu hoch, um erfüllt werden zu können. Ich persönlich habe mir von Tim Schafers Adventure nicht mehr erhofft als einen guten Genrevertreter und genau das habe ich am Ende bekommen. Die zwischen den beiden Akten recht stark schwankende Rätselqualität und der nicht ganz so gelungene Abschluss der Geschichte trüben das Bild zwar etwas, wiegen aber unter dem Strich nicht so schwer, dass aus Broken Age ein schlechtes Spiel würde. Ich hatte meinen Spaß mit den Rätseln und der Geschichte und letztlich kommt es genau darauf an.

Details
Titel: Broken Age
Genre: Point & Click-Adventure
Entwickler: Double Fine
Syteme: PC
Erscheinungsdatum: 28. Januar 2014 (Akt 1) / 29. April 2015 (Akt 2)

Bilder Copyright Double Fine