Film-Rezension – Der Hobbit: Eine unerwartete Reise (Blu-ray)

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Cover der Blu-ray von Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Leider hatte ich im Dezember nicht die Gelegenheit den ersten Teil der Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Vorgeschichte zum Herr der Ringe im Kino zu sehen. Der doch recht schnelle Blu-ray- und DVD-Start hat es mir allerdings nun endlich ermöglicht dies nachzuholen – und ich muss sagen, „Der Hobbit“ konnte wieder genauso fesseln wie es schon Peter Jacksons erste Fantasy-Trilogie geschafft hat.

Viele mögen kritisieren, dass die Verfilmung des Hobbits drei Filme spendiert bekommt, ist die Buchvorlage, doch wesentlich dünner als der Herr der Ringe. Mich persönlich stört das allerdings nicht. Bereits der erste Teil hatte eine Laufzeit von fast drei Stunden und die nächsten beiden Filme dürften dem in nichts nachstehen. Dass dabei einige Szenen ausgeschmückt, verändert oder hinzugefügt wurden dürfte klar sein, für mich war dies aber auch nur logisch. Immerhin ist „Der Hobbit“ eher ein Kinder- und Jugendbuch, während die Verfilmung sich an das Publikum der Film-Trilogie von „Der Herr der Ringe“ richten soll. Zumindest in erster Linie. Dieser Tatsache dürfte es auch zu verdanken sein, dass die Action im ersten Film mit dem Untertitel „Eine unerwartete Reise“ nicht zu kurz kommt und durch kleinere Rückblick in die Vergangenheit sogar epische Schlachtszenen vorhanden sind. Auch die Grundstimmung des Films ist – trotz einiger lustiger Szenen, die durchaus für einen Lacher gut sind – eher düster gehalten, was klar eine Anlehung an die Vorgänger ist. Mich persönlich hat das nicht gestört, ich kann allerdings jeden verstehen, der lieber eine Verfilmung gesehen hätte, die darauf verzichtet. Insgesamt betrachtet, passen diese neu eingefügten Sequenzen aber sehr gut und erweitern die Geschichte gekonnt und wirken niemals unnütz oder langweilig. Vielmehr bieten sie für Zuschauer, die sich mit den Tolkien-Werken nicht so gut auskennen gut Hintergrundinfos, die Charaktere wie Thorin Eichenschild noch etwas mehr Tiefe verleihen.

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Bilbo Beutlin bricht zu seinem Abenteuer auf.

Dazu kommen natürlich auch jene Szenen, die sich mit Themen beschäftigen, die im Buch nur angedeutet werden. Zu viel möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten, schließlich wäre dies spoilern und das will natürlich niemand. Aber es sei erwähnt, dass bereits im Vorfeld bekannt war, dass der Film auf diese Weise erweitert wird, um eben alle Geschehnisse zu erzählen, die sich zu dieser Zeit abgespielt haben. Außerdem wird dadurch die Verbindung zur Herr der Ringe-Trilogie noch einmal deutlich gestärkt. Ebenfalls schön sind die zahlreichen Gastauftritte der alten Darsteller. Das sorgt einfach für ein vertrautes Gefühl bei Fans der ersten Trilogie.

Allgemein habe ich mich sofort „zu Hause“ gefühlt, als ich den Hobbit gesehen habe. Beutelsend ist ein vertrauter Ort und auch Mittelerde weckt schöne Erinnerungen an das erste Mal, als Fantasy-Fans in den Genuss kamen Tolkiens-Welt auf der Leinwand – oder eben dem heimischen Fernseher – zu bewundern. Die Landschaften haben dabei nichts von ihrer Faszination verloren – egal wie viel davon nun am Computer erschaffen wurde. Erkennbar ist das sowieso nicht. Höchstens an einigen wenigen Figuren wird erkenntlich, dass sie am Computer entstanden sind, doch das stört den Filmgenuss nicht.

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Richard Armitage als Thorin Eichenschild.

Bleibt noch die Frage nach den Schauspielern. Mich konnte jeder Einzelne von ihnen überzeugen, auch wenn ein Teil der Zwerge insgesamt etwas zu kurz kommt. So ist mehr als deutlich, dass neben Bilbo Beutlin, Gandalf und Thorin Eichenschild, Balin etwas mehr Präsenz gewidmet wird. Natürlich haben auch die anderen elf Zwerge ihre Momente und jeder von ihnen wirkt an sich sympathisch. Wirklich in den Vordergrund kann sich aber keiner von ihnen spielen. Das dürfte aber auch logisch sein, konzentriert sich die Geschichte doch klar auf Bilbo, den Namensgebenden Hobbit und Thorin Eichenschild. Dabei können gerade die Schauspieler dieser beiden überzeugen. Martin Freeman macht seinen Job als junger Ian Holm sehr gut, wodurch es nicht wirklich stört, dass sich die Macher überhaupt für einen neuen, jüngeren Schauspieler entschieden haben. Und auch Thorin-Darsteller Richard Armitage geht in seiner Rolle auf und verkörpert den abgehärteten, verbitterten, hasserfüllten Zwerg wirklich gut.

Wie schon bei der Herr der Ringe-Trilogie ist auch bei „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ wieder Howard Shore für die Musik zuständig. Und erneut macht er einen exzellenten Job. Einige Stücke erinnern – natürlich absichtlich – an die Herr der Ringe-Filme und erwecken sofort Erinnerungen beziehungsweise tragen dazu bei, dass man sich sofort heimisch fühlt. Doch auch die neuen Lieder passen perfekt zum Geschehen und zum Film selbst. Schön sind auch wieder die (wenigen) gesungenen Stücke. Besonders „Misty Mountains“ sei hier zu erwähnen. Sowohl die deutsche als auch die englische Version kann hier überzeugen.

Und wenn wir schon bei deutscher und englischer Version sind. Ich habe mir den Film – wie eigentlich üblich – auf deutsch angesehen und muss sagen, dass mir die Synchronisation der Figuren gut gefallen hat. Alle Sprecher wirken professionell, passen zu ihren Figuren und machen einen hervorragenden Job. Lediglich Gandalfs Stimme ist Gewöhnungsbedürftig, was aber daran liegen dürfte, dass der graue Zauberer nun etwas rauer klingt als noch in den Herr der Ringe-Filmen.

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Die Zwerge sind ihrem Anführer Thorin Eichenschild treu ergeben.

Zur Bildqualität braucht eigentlich nicht viel gesagt zu werden. Erwartungsgemäß bewegt sich „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ an der oberen Grenze und sieht einfach exzellent aus. Allerdings gilt dies heutzutage bereits für fast jede BluRay-Veröffentlichung. Dennoch sei dies hier erwähnt. Das Bild verfügt dabei über butterweiche 1080p – zumindest auf einem FullHD-Fernseher. Doch auch auf normalen HD-Fernsehern in 720p gibt es nichts an der Qualität der Blu-ray auszusetzen.

Fazit

Meine Erwartungen an „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ waren immens, weshalb ich selbst schon versucht haben meine Ansicht zu relativieren, in dem ich mir eingeredet habe, dass der Film nicht so gut sein kann, wie ich es mir erhoffe. Zu Gute halten muss ich mir dabei selbst, dass ich niemals einen weiteren Herr der Ringe erwartet habe. Dafür unterscheiden sich die Vorlagen bereits zu sehr. Und genau das macht auch Vieles beim Hobbit aus. Ein weiterer Herr der Ringe wäre wahrscheinlich gescheitert, doch die etwas andere Art des Hobbits, gibt dem Film etwas Eigenständiges, etwas Frisches. Deshalb konnten meine Erwartungen am Ende nicht nur erfüllt, sondern sogar noch etwas übertroffen werden. Vielleicht spielt bei  meiner Bewertung des Films auch meine Liebe zu guten Fantasy-Geschichten mit einer gewissen düsteren Grundstimmung und zu Tolkiens-Werken allgemein eine Rolle. Dennoch oder gerade deshalb ist der Hobbit meiner Meinung nach ein herausragender Film. Peter Jackson hat erneut einen fast perfekten Filmgenuss abgeliefert, der das Potenzial hat auch noch in zehn Jahren immer wieder für einen Filmabend aus der Hülle geholt zu werden. Vielen Dank hierfür an Jackson, sein Team und natürlich auch Tolkien, der immer noch zu den besten Autoren aller Zeiten gehört. Gespannt warte ich nun auf den zweiten Teil und hoffe, dass ich ihn dieses Mal auch im Kino sehen kann.

9,5 von 10 Punkten
„Fantastisch“

Details
Titel: Der Hobbit: Eine unerwartete Reise
Genre: Fantasy, Abenteuer
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Martin Freeman, Richard Armitage, Ian McKellen, Ken Stott, Graham McTavish, Peter Hambleton, James Nesbitt, Mark Hadlow, Dead O’Gorman, Jed Brophy, John Callen, Stephen Hunter, William Kirchner, Adam Brown, Aidan Turner und mehr…
Musik: Howard Shore
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo Del Toro
Produktionsjahr: 2012
Herkunftsland: USA, Neuseeland
Kinostart: 13. Dezember 2012
Erscheinungsdatum: 19. April 2013

Text Copyright 2013 Alexander Geisler
Bilder Copyright Warner Bros. Entertainment, New Line Cinema, Metro-Goldwyn-Mayer Pictures, Wignut Films